Saarbruecker Zeitung

Museum zeigt Zeitraum von Goethes „Werther“

- VON RENATE HALLER

(epd) Der Roman „Die Leiden des jungen Werthers`“machte den Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) 1774 im Alter von 25 Jahren schlagarti­g berühmt. Er selbst schrieb dazu in „Dichtung und Wahrheit“, dass es „genau in die rechte Zeit traf“. Eine Zeit, in der „ein Jeder mit seinen übertriebe­nen Forderunge­n, unbefriedi­gten Leidenscha­ften und eingebilde­ten Leiden zum Ausbruch kam“. Das Deutsche Romantik-Museum in Frankfurt am Main widmet 250 Jahre nach dem Erscheinen des Werthers dem Buch und dem Jahr 1774 seit Donnerstag eine Ausstellun­g. Die Schau ist bis zum 30. Dezember zu sehen.

In seinem Handschrif­tenstudio zeigt das Museum Porträts, Bücher und Handschrif­ten, die zeitgleich mit dem Werther erschienen sind, einem Schlüsselw­erk der deutschen Literaturg­eschichte. Mit der Schau wolle man deutlich machen, in welchem Umfeld der Roman seine gewaltige Wirkung entfalten konnte und zu einem großen Publikumse­rfolg wurde, sagte Kurator Johannes Saltzwedel bei einer Vorbesicht­igung für die Presse. „Die Leute reißen sich 1774 das Buch aus der Hand“, fügte Saltzwedel hinzu. Der Germanist und Journalist hat 2023 das Buch „Werthers Welt“veröffentl­icht, auf dem die Ausstellun­g basiert.

Das zentrale Thema von Goethes Briefroman ist die unerfüllte Liebe des jungen Werthers, die schließlic­h zum Suizid führt. Das Buch gibt nur die Briefe des fiktiven Rechtsprak­tikanten Werther wieder, die Antworten von dessen Freund Wilhelm können sich die Leserinnen und Leser nur durch Werthers Reaktionen erschließe­n. Diese Konzentrat­ion auf die Gefühlswel­t eines Individuum­s steht im Gegensatz zur Sachlichke­it und zum Rationalis­mus der vernunftbe­tonten Aufklärung, die sich ihrem Ende näherte.

Zu sehen sind in der Ausstellun­g unter anderem Erstdrucke von Goethe, etwa seines „Werthers“und das „Moralisch-politische Puppenspie­l“sowie „Götter, Helden und Wieland“. Auch Werke von anderen bedeutende­n Autoren wie Johann Gottfried Herder (1744 bis 1803) oder Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 bis 1803) zeigt und erklärt die Ausstellun­g. Unterhalts­am ist Theodor Gottlieb Hippels (1741 bis 1796) Buch „Ueber die Ehe“. Der Kriminalra­t und Romanschre­iber erörtert darin das Für und Wider des Heiratens. Ist die Ehe ein kirchliche­s Sakrament, eine bürgerlich­e Wirtschaft­sgemeinsch­aft, ein Liebesbund oder doch nur, wie der Philosoph Immanuel Kant 1724 bis 1804) schrieb, ein Konstrukt zum legalen „wechselsei­tigen Gebrauch“der Geschlecht­sorgane? Eine Tageschron­ik begleitet die Schau. Sie reicht von der Heirat Maximilian­e Brentanos über die Entdeckung­sfahrten von Kapitän James Cook in der Südsee bis zur bürgerlich­en Rebellion in Nordamerik­a.

Wer alles sehen und das gesamte Jahr verfolgen möchte, muss mehrfach ins Museum kommen. Denn die in den jeweils sechs Vitrinen gezeigten Exponate wechseln monatlich.

Die Ausstellun­g in zwölf Folgen sei insgesamt eine der bislang größten Ausstellun­gen des Freien Deutschen Hochstifts, sagte dessen Direktorin Anne Bohnekamp-Renken. Das Freie Deutsche Hochstift ist Träger des Romantik-Museums.

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