Saarbrücker Wirte müssen die Preise erhöhen
Die wieder hohe Mehrwertsteuer hat bereits jetzt spürbare Folgen für die Gastronomie in Saarbrücken. Die Wirte hoffen auf das Verständnis der Gäste.
Höhere Preise für Schnitzel, Salat oder die Currywurst, für Speisen in Restaurants oder Cafés – es ist ein Thema, über das viele Gastronomen in Saarbrücken nicht gerne sprechen. Auch wenn sie wie jetzt, nach der Rücknahme der niedrigeren Mehrwertsteuer, rein gar nichts dafür können. Fakt ist: Seit dem 1. Januar sind wieder 19 statt zuletzt sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig. Die Entlastung aus der Zeit der Corona-Pandemie, die aufgrund der Energiekrise mehrmals verlängert worden war, gilt nicht mehr – mit mitunter massiven Auswirkungen.
Schon jetzt sind die Folgen in der Landeshauptstadt spürbar, vielerorts mussten Preise angehoben werden, teilweise kosten dieselben Gerichte drei und mehr Euro mehr. Manche Gerichte sind auch ganz von der Karte verschwunden. Während etliche Restaurant-Chefs zu dem „heiklen Thema, bei dem es keine Gewinner gibt“, nichts sagen wollten, waren andere bereit, sich ausführlich zu äußern. Und sogar konkrete Beispiele und Beträge zu nennen.
So kostet die klassische Currywurst mit Pommes in Kalinskis Wurstwirtschaft am St. Johanner Markt jetzt 8,40 Euro statt bisher 7,50. „Wir haben Anpassungen vorgenommen, in Höhe der zwölf Prozentpunkte, die an uns weitergegeben wurden“, erklärt Geschäftsführer Elias Klein. „Einzelne Kunden haben sich gewundert, andere Verständnis gezeigt. Im Endeffekt haben wir nichts davon.“Klein schaut mit Sorge in die Zukunft: „Einige Kollegen, die nicht in hochfrequentierten Lagen sind, werden vielleicht noch mehr Probleme haben als wir. Der Kunde wird sich überlegen, ob er statt dreimal nur noch zweimal essen geht. Ich glaube, es wird auf jeden Fall weniger werden.“
Sehr deutliche Worte findet Moritz Benjamin Kocar von der „Burgerei“in der Fröschengasse: „Als kleiner Einzelunternehmer bekommt man wieder voll auf die Schnauze!“Neben dem Anstieg der Mehrwertsteuer muss er dieser Tage auch die
Corona-Hilfen zurückzahlen. „Es nervt mich, dass das alles in einem Zug passiert. Und zufälligerweise in einem Jahr ohne Neuwahlen.“Preislich werden seine Burger zwischen 50 Cent und einem Euro angehoben. „Ich habe die Preise seit zweieinhalb Jahren nicht erhöht, trotz Inflation. Aber so geht es nicht mehr weiter, sonst verdiene ich auch kein Geld mehr“, sagt Kocar und erklärt: „Gut findet es keiner. Aber wir sind jetzt in einem Moment, wo der Kunde es nachvollziehen kann und verstehen wird.“Trotz allem bleibe er „wie immer“optimistisch: „Nach jeder Krise geht es wieder bergauf. Warum sollte sich das ändern?“
Geändert haben sich die Preise im „Stiefel“am Markt, der nach einer aufwändigen Sanierung seit Ende 2022 wieder geöffnet ist und allein ob seiner Größe die GastroLandschaft in der Landeshauptstadt enorm bereichert. Vergleicht man die aktuelle Speisekarte mit früheren, stößt man durch die Bank auf Erhöhungen. Der Ziegenkäse-Salat kostet 2,40 Euro mehr, BrauhausSalat, Rindertatar und ein Gefillder zwei Euro zusätzlich, ebenso Käsespätzle und Gemüsefrikadellen. Das
Original Wiener Schnitzel vom Kalb ist nochmal 3,40 Euro teurer geworden, ist mit Kartoffelsalat und Preiselbeeren jetzt für 26,90 Euro zu haben. Das Schnitzel Wiener Art dagegen kostet nur 40 Cent mehr, nun 15,90 Euro. Eine Stellungnahme zur Mehrwertsteuererhöhung wollten die Betreiber nicht abgeben.
Marlon Wichterich vom „Rizzo“aus der „Stiefel“-Nachbarschaft indes macht kein Geheimnis daraus, dass er zum neuen Jahr die Preise erhöht hat. Dies sei „unumgänglich“gewesen. Für den Mittagslunch, ein frisch gekochtes Drei-Gänge-Menü, verlangt er statt 20,90 Euro nun 23,90 Euro. Eine Beschwerde habe er schon mitbekommen, drei Euro seien „schon stramm“, musste er im Netz lesen. Wichterich kann die Kritik nicht ganz nachvollziehen: „Jeder, der ab und zu Nachrichten guckt und liest, weiß doch, was gerade passiert.“Auch wenn er einräumt, dass die nächsten Monate „wehtun“könnten, Existenzängste hat er nicht. 2023 sei ein erfolgreiches Jahr gewesen, der Dezember einer der umsatzstärksten seit langem. Auf diesen starken Zuspruch hofft er auch in Zukunft.
Ähnlich sieht es in der „Kartoffel“am St. J aus, wo man ebenfalls auf Verständnis hofft, wohl auch hoffen kann. „Die Gäste verstehen das. Sie wissen, dass die Preise jetzt angehoben werden. Sie wissen, dass wir dafür nichts können, wir müssen das tun. Das ist ein Kreislauf“, sagt Chefin Andela Maric. Bisher sei alles noch beim Alten, doch in den nächsten zwei Wochen, wenn die neuen Speisekarten gedruckt sind, trete die Preiserhöhung in Kraft. „Wir starten mit zwei Euro und warten ab, ob es aufgeht“, sagt Maric. Der „Reibekuchen Klassik“kostet dann 11,90 Euro.
Auch für das „Buffalo Steakhaus“werden neue Speisekarten gedruckt, die Preise wohl spätestens bis Ende des Monats um durchschnittlich acht Prozent erhöht, wie Inhaberin Marion Neemann erklärt. Sie habe lange gezögert, weil sie nicht daran geglaubt hatte, dass die Steuer wirklich steigt.
Um zehn bis 15 Prozent werden die Preise bei „Pizza Gotti“in der Mainzer Straße erhöht. Geschäftsführer Nico Weber erklärt dazu: „Wir sind der letzte Zahn an der Kette. Unsere Lieferanten haben das ganze Jahr über stetig bei allen Produkten die Preise erhöht. Da sind wir nicht mitgezogen. Mindestlöhne wurden erhöht, da sind wir auch nicht mitgezogen. Aber irgendwann ist man dann gezwungen, die Preise anzupassen.“
Ein besonderes Modell hat das Restaurant „Qu4rtier“hinterm Hauptbahnhof gefunden, um mit der neuen Lage umzugehen. Man habe „grob kalkuliert“und sich entschieden, „die Hälfte der zusätzlich auftretenden Kosten durch