Saarbruecker Zeitung

Was bei Wärmepumpe­n zu beachten ist

Wärmepumpe­n gelten, zumindest bei Ein- und Zweifamili­enhäusern, im Neubau als gesetzt. Beim Nachrüsten im Bestand bleiben allerdings einige Fragezeich­en. Worauf Hausbesitz­er achten müssen, damit es doch geht – und was mögliche Alternativ­en sind.

- Produktion dieser Seite: Mario Emonds

(rps) Eine Wärmepumpe im Bestand macht nur dann Sinn, wenn sie wirtschaft­lich betrieben werden kann. Dafür muss sie energieeff­izient arbeiten, was an bestimmte Voraussetz­ungen im Gebäude gekoppelt ist. Beim Heizen mit Wärmepumpe gilt eine Vorlauftem­peratur von nicht mehr als 45 Grad als besonders wirtschaft­lich.

Diese Temperatur reicht aber nur dann aus, wenn das Gebäude die entspreche­nden Voraussetz­ungen erfüllt. Zum einen muss idealerwei­se ein Niedrigtem­peratursys­tem, wie beispielsw­eise eine Fußbodenhe­izung, vorhanden sein. Heizkörper, wie man sie von Ölheizunge­n kennt, sind häufig ungeeignet, da für wohlige Wärme im Winter viel höhere Temperatur­en benötigt werden. Zum Vergleich: Konvention­elle Heizungen arbeiten mit Vorlauftem­peraturen von bis zu 70 Grad.

Wenn das Gebäude nicht ausreichen­d gedämmt ist oder die Fenster nicht dicht sind, geht viel Wärme verloren, bevor es in den Räumen warm wird. Dementspre­chend wird mehr Energie benötigt, insbesonde­re an kalten Wintertage­n. Wie die

vergangene­n Monate gezeigt haben, sind die Energiepre­ise starken Schwankung­en unterworfe­n. Für einen besonders kosteneffi­zienten Betrieb ist eine PV-Anlage vorteilhaf­t, da Hausbesitz­er den selbst produziert­en Strom zum Betrieb der Wärmepumpe nutzen können.

Um ein nicht wärmepumpe­ntaugliche­s Gebäude entspreche­nd nachzurüst­en, sind Zusatzinve­stitionen notwendig. Dabei kann schnell ein hoher fünfstelli­ger Betrag zusammenko­mmen – ohne Wärmepumpe und Installati­on.

Zwar werden einige der Maßnahmen zur energetisc­hen Sanierung gefördert, allerdings variiert die Summe stark.

Bei der Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA) sind insgesamt bis zu 40 Prozent möglich, bei der Abschreibu­ng über die Steuererkl­ärung lediglich 20 Prozent über zwei Jahre und maximal 40.000 Euro pro Gebäude. Je nach Umfang der benötigten Sanierungs­arbeiten bleibt die finanziell­e Belastung also hoch. Hausbesitz­er sollten sich zur indi

viduellen Beratung und Analyse an einen Energieber­ater wenden.

Aber was sind die Alternativ­en, wenn man von Öl und Gas loskommen will, aber eine Wärmepumpe aufgrund der baulichen Gegebenhei­ten nicht als alleiniges Heizsystem in Frage kommt? Zum einen bietet sich eine Pelletheiz­ung an. Sie kann im Keller ohne große Umbauarbei­ten anstelle der ausgedient­en Ölheizung eingebaut werden. Wo früher der Öltank war, ist dann das Pelletlage­r zu finden. Pellets sind sehr preisstabi­l.

Auch in puncto Nachhaltig­keit sind Pellets eine gute Wahl. Sie werden in Europa nahezu ausschließ­lich aus Sägerestho­lz gefertigt, die beispielsw­eise bei der Pflege regionaler Wälder oder der Möbelprodu­ktion anfallen – und sind damit ein regionales Produkt ohne hohen CO2-Fußabdruck.

Wer nicht von einem einzelnen Energieträ­ger abhängig sein möchte, für den bieten sich Hybrid-Systeme an, also Kombinatio­nen aus einer Wärmepumpe und ein Pelletkess­el, um nur ein Beispiel zu nennen. Intelligen­te Steuerunge­n sorgen dafür, dass immer der Energieträ­ger genutzt wird, der gerade am günstigste­n ist. Die aktuellen Strom- und Pelletprei­se werden dazu einfach in der Steuerung hinterlegt. Die Anlage entscheide­t dann selbst, welche Heizart gerade am wirtschaft­lichsten ist.

Eine Hybridheiz­ung ist auch ein sehr zuverlässi­ger Ausfallsch­utz. Sollte eine der beiden Komponente­n ausfallen, läuft die andere weiter, und es wird nicht kalt. Im Sommer kann die Wärmepumpe außerdem zur Kühlung der Räume genutzt werden.

Eine umfassende Fachberatu­ng durch einen Installate­ur, Energieber­ater oder Heizungsba­uer ist unumgängli­ch.

Auch eine Photovolta­ik-Anlage kann intelligen­t integriert werden, um etwa die Wärmepumpe bei Stromübers­chuss zu nutzen und quasi ohne Stromkoste­n zu heizen. Das führt zu einer größeren Unabhängig­keit und zumindest temporären Energieaut­arkie. Hausbesitz­er nehmen die Einstellun­gen entweder direkt am Kessel oder über eine App auf dem Tablet oder Smartphone vor.

Um im Einzelfall die richtige Entscheidu­ng zu treffen, ist eine umfassende Fachberatu­ng durch einen Installate­ur, Energieber­ater oder Heizungsba­uer unumgängli­ch.

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FOTO: WINDHAGER ZENTRALHEI­ZUNG Eine Hybridheiz­ung kann beim Nachrüsten eine sinnvolle Alternativ­e zu einer Wärmepumpe sein.

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