BEREIT ZUM ABHEBEN
TÄNZERISCHE HÖHENFLÜGE BEIM 4. SINFONIEKONZERT
Nach den Suiten aus »Schwanensee« und »Romeo und Julia« in den letzten beiden Konzerten dreht sich das 4. Sinfoniekonzert erneut um Ballettmusik im Konzertsaal. Zunächst hatte Maurice Ravel eine Hommage-Komposition an Johann Strauss und dessen Markenzeichen, den Wiener Walzer, im Sinn. Doch mit Ausbruch des 1. Weltkriegs und dem Zusammenbruch der k. u. k. Monarchie änderte sich seine Konzeption von Grund auf: »La Valse« gipfelt nicht nur in einer ironisch auf die Spitze getriebenen Walzer-Apotheose, sondern erzeugt einen Taumel, der direkt in die Katastrophe führt. Dabei entfacht die Musik eine derartige suggestive Wirkung, dass sie kaum die (zunächst noch einkalkulierte) zusätzliche Ebene des Tanzes benötigt. Ebenfalls zu Ravels eher im Konzertsaal erfolgreich gewordenen Ballettmusiken zählt »Daphnis et Chloé«. Die Musik zu der Liebesgeschichte in antikem Setting um ein Schäferpärchen, das einige Hindernisse überwinden muss, endet ähnlich
orgiastisch, allerdings ohne finalen Absturz.
Anstatt impressionistisch-flirrender Klangfarben und riesiger Orchesterbesetzungen bevorzugte Ravels Landsmann Jean Françaix meistens transparentere Klangbilder. Doch er verzichtete nicht auf französische Eleganz und Esprit, so auch in seinem neoklassizistisch angehauchten Klarinetten
konzert aus dem Jahr 1967. Der Komponist beschrieb sein Stück augenzwinkernd als »eine Art Kunstflugvorführung für das Ohr, samt Loopings, Wendemanövern und Sturzflügen«. Auf dem Pilotensessel/an der Klarinette zu erleben: Daniel Ottensamer, Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker und ebenso als Solist und Kammermusiker aktiv.
Am Pult widmet sich Marc Piollet, ehemaliger GMD des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und gern gesehener Gast im Opernwie auch Konzertbereich, mit dem Fokus auf französischer Musik des 20. Jahrhunderts einem zentralen Feld seines Repertoires.