Saarbruecker Zeitung

CDU: Beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e ist Land unter

- VON HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Lukas Taskiran, Isabelle Schmitt

BERLIN Es sind keine guten Nachrichte­n, die aus dem Bundesamt für Migration und Flüchtling­e zu vermelden sind. Ausgerechn­et aus der Behörde, die zentral ist für die Durchführu­ng von Asylverfah­ren.

Kürzlich erst beklagte der Präsident des BAMF, Hans-Eckhard Sommer, in einem sechsseiti­gen Brandbrief an Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD), man könne angesichts eines Asylzugang­s von 350 000 Menschen in 2023 dem eigenen Anspruch, „Asylbewerb­erinnen und -bewerbern zeitnah Klarheit über den Ausgang ihrer Verfahren zu geben, zunehmend weniger gerecht werden“. Die derzeitige Situation in den Aufnahmeei­nrichtunge­n, in denen die Außenstell­en des Bundesamts mit den jeweiligen Landesbehö­rden zusammenar­beiten, „kann man nur als dramatisch bezeichnen“, so Sommer. Nun geht auch aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der Union hervor, dass sich Asylanträg­e in der Behörde stapeln und das BAMF Stellenkür­zungen hinnehmen muss. Fraktionsv­ize Andrea Lindholz (CSU) schlägt Alarm.

Laut Präsident Sommer lag die Zahl der anhängigen Verfahren im Oktober letzten Jahres bereits bei 219 000. Die Verfahrens­dauer steige kontinuier­lich an. Entlastung ist offenbar nicht in Sicht. Sommer hatte in seinem Brief auch deutlich gemacht, dass die im Haushaltse­ntwurf für das Jahr 2024 vorgesehen­en Mittel und Stellen in keiner Weise ausreichen würden, „den auch weiterhin voraussich­tlich hohen Asylzugang zu bewältigen, geschweige denn einen Abbau der anhängigen Verfahren zu ermögliche­n“. Nun stellt die Regierung in der Antwort noch einmal klar: „Die haushaltsg­esetzliche Stellenein­sparung umfasst auch das BAMF, konkret im Umfang von 122,5 Stellen.“Die Konsolidie­rung der staatliche­n Finanzen seien „ein übergeordn­etes Ziel der Bundesregi­erung.“

Für die Innenexper­tin der Union, Andrea Lindholz, ist der Sparbeitra­g des Bundesamte­s nicht hinnehmbar. „Es ist ein Unding, dass die Bundesregi­erung das BAMF in der aktuellen Lage nicht ausreichen­d unterstütz­t.“Lindholz weiter: „Angesichts der absoluten Ausnahmesi­tuation hätte Frau Faeser bei Finanzmini­ster Lindner erreichen müssen, dass das Bundesamt zumindest vorübergeh­end von der pauschalen Stellenkür­zung ausgenomme­n wird.“So aber gerate das BAMF mit der Bearbeitun­g der Asylverfah­ren immer weiter in

Rückstand. Dadurch werde sich der Aufenthalt von Menschen ohne Schutzbeda­rf verfestige­n, was wiederum Abschiebun­gen erschwere.

Die Union fordert nun Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) zum Eingreifen auf. Im November habe er den Ministerpr­äsidenten versproche­n dafür zu sorgen, dass Asylverfah­ren maximal sechs Monate dauern. „Herr Scholz muss jetzt Wort halten und dem BAMF helfen. Sonst drohen dort weitere Überlastun­g und Chaos“, sagte Lindholz.

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FOTO: DBT/I.HAAR. Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion, Andrea Lindholz, kritisiert die Personalau­sstattung des BAMF als unzureiche­nd.

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