Saarbruecker Zeitung

FDP-Chef Lindner bietet Bauern Erleichter­ungen an

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) hat den verstärkte­n Abbau von bürokratis­chen Lasten für die Landwirte in Deutschlan­d in Aussicht gestellt. „Bei den aktuellen Diskussion­en um die Landwirtsc­haft geht es nicht nur um öffentlich­e Gelder und Subvention­en. Es schwingt auch wachsender Frust der Landwirte über immer mehr Auflagen und andere Eingriffe in ihre Betriebsab­läufe mit“, sagte Lindner unserer Redaktion. „Deshalb müssen wir schauen, wie der wirtschaft­liche Erfolg durch weniger Regulierun­g insgesamt verbessert werden kann“, sagte der FDP-Vorsitzend­e vor seinem Auftritt bei der zentralen Bauern-Demonstrat­ion am kommenden Montag in Berlin. „Wenn Subvention­en abgebaut werden, dann sollte Zug um Zug auch teure Bürokratie abgebaut werden.

Das wäre nur fair“, sagte Lindner.

Die Bauernprot­este waren durch Kürzungen von Hilfen für Landwirte ausgelöst worden, für die Lindner eine Mitverantw­ortung trägt. Eine Rücknahme der Einsparung­en beim Agrardiese­l will der Minister den Landwirten aber am Montag offenbar nicht anbieten.

Die Regierung hatte bereits den größten Teil ihrer geplanten Streichung­en wieder zurückgeno­mmen: Land- und forstwirts­chaftliche Fahrzeuge werden auch weiterhin von der Kfz-Steuer ausgenomme­n. Zudem soll die Agrardiese­l-Förderung bis 2026 nur schrittwei­se und nicht mehr in einem Zug abgeschaff­t werden. Die Bauern fordern jedoch die vollständi­ge Rücknahme aller Kürzungen.

Am Montag sollen wieder tausende Traktoren zum Brandenbur­ger Tor in Berlin rollen. Es ist die zentrale Abschluss-Kundgebung nach einer Woche der Proteste, bei der zeitweise und bundesweit der Straßenver­kehr lahmgelegt wurde.

Bei der Kundgebung wird Lindner erwartet. Zudem sollen am Montag die Fraktionss­pitzen von SPD, Grünen und FDP mit Branchenve­rtretern beraten, allerdings ohne Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD). Im

Laufe der Woche will die Koalition dann im Bundestag die letzten Details zum Haushalt 2024 festzurren.

Auch eine Regierungs­sprecherin stellte den Landwirten am Freitag keine weiteren Zugeständn­isse in Aussicht. Änderungen bei den Subvention­skürzungen seien nicht mehr vorgesehen, sagte sie.

Die Proteste der Bauern stoßen laut ZDF-Politbarom­eter auf Zustimmung: 68 Prozent haben in der am Freitag veröffentl­ichten Umfrage Verständni­s für die bundesweit­en Proteste und Blockaden. Nur 30 Prozent sagen, dass sie zu weit gehen. 52 Prozent sind der Meinung, dass die Bundesregi­erung keine Kürzungen für Landwirte vornehmen sollte. 32 Prozent finden die Entscheidu­ng der Ampel dagegen richtig. Zwölf Prozent sind sogar für weitergehe­nde Agrar-Kürzungen.

Einer Studie der DZ Bank zufolge wird die Zahl der Bauernhöfe bis 2040 drastisch zurückgehe­n. Von aktuell rund 256 000 Betrieben dürften nur etwa 100 000 übrig bleiben. Grund dafür sei der tiefgreife­nde Strukturwa­ndel. „Zunehmende Anforderun­gen durch Umweltschu­tz, Tierwohl und Betriebswi­rtschaft belasten die Bauernhöfe immer stärker“, sagte Experte Claus Niegsch.

 ?? FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA ?? Finanzmini­ster Christian Lindner hat für die protestier­enden Bauern am Montag Erleichter­ungen im Gepäck.
FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Finanzmini­ster Christian Lindner hat für die protestier­enden Bauern am Montag Erleichter­ungen im Gepäck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany