Saarbruecker Zeitung

Kritik an Kahlschlag im Wald bei Camphausen

Die Gemeinde sagt, sie habe von den massiven Baumfällun­gen entlang der Fernwärmet­rasse nichts gewusst.

- VON DIETER STEINMANN Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Frank Kohler

FISCHBACH-CAMPHAUSEN Wer den Ortsteil Camphausen nicht kennt oder nicht jemanden kennt, der dort zuhause ist, wird sich kaum in die Siedlung unterhalb der L 258, der historisch­en Grühlingst­raße, verirren. Dort, im Bereich der Heinitzstr­aße, der Maybachstr­aße und deren Verlängeru­ng, der Straße „An der Grühlingst­raße“, ist es meistens ruhig. Damit ist nun vorerst Schluss.

Seit Mitarbeite­r des Saarforst Landesbetr­iebs kürzlich die Sägen zu Rodungsarb­eiten angesetzt haben, sind viele stattliche Bäume gefallen. Und genau diese Größe der Bäume wurde ihnen zum Verhängnis. Denn damit wurden sie zu einem Gefahrenpo­tenzial. Nicht für die Spaziergän­ger, die über die Waldwege flanierten, sondern für die Fernwärmel­eitung. Die schlängelt sich vom ehemaligen Bergwerk Camphausen aus quer durch das Waldgebiet. Kurz taucht sie dann unter die Grühlingst­raße und der dazu parallel verlaufene­n A 623 ab und bahnt sich ihren Weg weiter in Richtung Sulzbach, wo sie am Ende das Knappschaf­tsklinikum Sulzbach versorgt.

Das Problem: Die Doppelrohr­leitung verläuft durchgehen­d überirdisc­h und ist damit allen Einflüssen von außen ausgesetzt. Wenn also Bäume umstürzen, könnte sie beschädigt werden. Dass die Leitungen geschützt werden sollen und müssen, stand und steht bei der Gemeindeve­rwaltung Quierschie­d und auch bei den Bürgern außer Frage. Die Art und Weise, wie dabei vorgegange­n wurde, und das enorme Ausmaß der Arbeiten, sorgen aber für Kritik.

Während viele Bürger entsetzt sind, wie viele Bäume der Saarforst gefällt hat, monierte die Verwaltung­sspitze vor allem, dass sie im Vorfeld nicht informiert worden sei. Auf eine entspreche­nde Anfrage der Gemeinde habe der Revierleit­er des zuständige­n Saarforst Landesbetr­iebs die Maßnahmen lediglich damit gerechtfer­tigt, dass es sich um „notwendige Arbeiten zum Schutz der Leitung vor Baumsturz“handele. „Wir hätten uns bei diesem sensiblen Thema dann doch Vorabinfor­mationen von den Verantwort­lichen gewünscht“, sagt Quierschie­ds Bürgermeis­ter Lutz Maurer. „Es wird dazu aber weitere Gespräche geben“, kündigte er an. „Ich hätte mir, genau wie die Bürgerinne­n und Bürger auch, gewünscht, dass der notwendige Schutz der Leitung umweltscho­nender hätte gewährleis­tet werden können.“

Vor Ort zeigt sich ein Bild, wie man es nach dem Durchzug eines Tornados erwarten könnte. Entlang der Leitung wächst links und rechts auf einer breiten Schneise nichts mehr, was mehr als mannshoch ist. Die Wege indessen sind gesäumt von endlosen Stapeln gefällter, kräftiger Baumstämme. „So etwas hat es hier wohl noch nie gegeben“, meint eine Spaziergän­gerin, die seit vielen Jahren täglich mit ihrem Hund hier entlangläu­ft. „Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß!“Sie zeigt entlang der Rohrleitun­gstrasse und meint: „Das müssen beidseitig gut 30 oder sogar 50 Meter sein, wo jeder größere Baum gefällt wurde.“

Uwe Beyer, der für die Linke im Gemeindera­t Quierschie­d sitzt, hat sich gar die Mühe gemacht, die geschlagen­en Stämme zu zählen. Sein Ergebnis: „Das sind eben mal gut und gern 800 bis 850 Stück. Und scheinbar alles gesunder Baumbestan­d. In meinen Augen ist das ein waschechte­r Umweltskan­dal.“Vielen Bürgern sei das nur noch schwer zu vermitteln. Denn während anderswo um den Erhalt jedes Baumbestan­ds, oft sogar um einen einzigen Baum, gekämpft wird und es teilweise hohe Auflagen bei Baumfällun­gen gibt, sei hier gnadenlos zum Rundumkahl­schlag angesetzt worden. Trotz SZ-Anfrage haben sich weder der zuständige Revierförs­ter des Saarforst Landesbetr­iebs noch ein Vertreter des zuständige­n Geschäftsb­ereichs des Landesamts für Umwelt- und Arbeitssch­utz (LUA) bis Redaktions­schluss zu der Abholz-Aktion in Camphausen geäußert.

„Ich hätte mir gewünscht, dass der notwendige Schutz der Leitung umweltscho­nender hätte gewährleis­tet werden können.“Lutz Maurer Bürgermeis­ter

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FOTO: STEINMANN Viele stattliche Bäume hat der Saarforst in Camphausen gefällt.

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