Kritik an Kahlschlag im Wald bei Camphausen
Die Gemeinde sagt, sie habe von den massiven Baumfällungen entlang der Fernwärmetrasse nichts gewusst.
FISCHBACH-CAMPHAUSEN Wer den Ortsteil Camphausen nicht kennt oder nicht jemanden kennt, der dort zuhause ist, wird sich kaum in die Siedlung unterhalb der L 258, der historischen Grühlingstraße, verirren. Dort, im Bereich der Heinitzstraße, der Maybachstraße und deren Verlängerung, der Straße „An der Grühlingstraße“, ist es meistens ruhig. Damit ist nun vorerst Schluss.
Seit Mitarbeiter des Saarforst Landesbetriebs kürzlich die Sägen zu Rodungsarbeiten angesetzt haben, sind viele stattliche Bäume gefallen. Und genau diese Größe der Bäume wurde ihnen zum Verhängnis. Denn damit wurden sie zu einem Gefahrenpotenzial. Nicht für die Spaziergänger, die über die Waldwege flanierten, sondern für die Fernwärmeleitung. Die schlängelt sich vom ehemaligen Bergwerk Camphausen aus quer durch das Waldgebiet. Kurz taucht sie dann unter die Grühlingstraße und der dazu parallel verlaufenen A 623 ab und bahnt sich ihren Weg weiter in Richtung Sulzbach, wo sie am Ende das Knappschaftsklinikum Sulzbach versorgt.
Das Problem: Die Doppelrohrleitung verläuft durchgehend überirdisch und ist damit allen Einflüssen von außen ausgesetzt. Wenn also Bäume umstürzen, könnte sie beschädigt werden. Dass die Leitungen geschützt werden sollen und müssen, stand und steht bei der Gemeindeverwaltung Quierschied und auch bei den Bürgern außer Frage. Die Art und Weise, wie dabei vorgegangen wurde, und das enorme Ausmaß der Arbeiten, sorgen aber für Kritik.
Während viele Bürger entsetzt sind, wie viele Bäume der Saarforst gefällt hat, monierte die Verwaltungsspitze vor allem, dass sie im Vorfeld nicht informiert worden sei. Auf eine entsprechende Anfrage der Gemeinde habe der Revierleiter des zuständigen Saarforst Landesbetriebs die Maßnahmen lediglich damit gerechtfertigt, dass es sich um „notwendige Arbeiten zum Schutz der Leitung vor Baumsturz“handele. „Wir hätten uns bei diesem sensiblen Thema dann doch Vorabinformationen von den Verantwortlichen gewünscht“, sagt Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer. „Es wird dazu aber weitere Gespräche geben“, kündigte er an. „Ich hätte mir, genau wie die Bürgerinnen und Bürger auch, gewünscht, dass der notwendige Schutz der Leitung umweltschonender hätte gewährleistet werden können.“
Vor Ort zeigt sich ein Bild, wie man es nach dem Durchzug eines Tornados erwarten könnte. Entlang der Leitung wächst links und rechts auf einer breiten Schneise nichts mehr, was mehr als mannshoch ist. Die Wege indessen sind gesäumt von endlosen Stapeln gefällter, kräftiger Baumstämme. „So etwas hat es hier wohl noch nie gegeben“, meint eine Spaziergängerin, die seit vielen Jahren täglich mit ihrem Hund hier entlangläuft. „Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß!“Sie zeigt entlang der Rohrleitungstrasse und meint: „Das müssen beidseitig gut 30 oder sogar 50 Meter sein, wo jeder größere Baum gefällt wurde.“
Uwe Beyer, der für die Linke im Gemeinderat Quierschied sitzt, hat sich gar die Mühe gemacht, die geschlagenen Stämme zu zählen. Sein Ergebnis: „Das sind eben mal gut und gern 800 bis 850 Stück. Und scheinbar alles gesunder Baumbestand. In meinen Augen ist das ein waschechter Umweltskandal.“Vielen Bürgern sei das nur noch schwer zu vermitteln. Denn während anderswo um den Erhalt jedes Baumbestands, oft sogar um einen einzigen Baum, gekämpft wird und es teilweise hohe Auflagen bei Baumfällungen gibt, sei hier gnadenlos zum Rundumkahlschlag angesetzt worden. Trotz SZ-Anfrage haben sich weder der zuständige Revierförster des Saarforst Landesbetriebs noch ein Vertreter des zuständigen Geschäftsbereichs des Landesamts für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) bis Redaktionsschluss zu der Abholz-Aktion in Camphausen geäußert.
„Ich hätte mir gewünscht, dass der notwendige Schutz der Leitung umweltschonender hätte gewährleistet werden können.“Lutz Maurer Bürgermeister