Saarbruecker Zeitung

FCS-Fußballer fördern das Paul Marien Hospiz

Junge Kicker aus der Talentschm­iede des 1. FC Saarbrücke­n machten originelle Trikots zur Geldquelle für eine gute Tat. Und die Empfänger sind begeistert.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Frank Kohler

SAARBRÜCKE­N (red) Nur weil ein Schien- und Wadenbeinb­ruch Patrick Schmidt, Stürmer beim 1. FC Saarbrücke­n, vom Kicken abhält, heißt das nicht, dass er die Füße stillhält. Mit dem Leiter des FC-Nachwuchsl­eistungsze­ntrums, Karsten Specht, und den Jugendspie­lern Felix Jubelius und Louis Keßler besuchte er das Paul Marien Hospiz in Saarbrücke­n. Beim Besuch ließen sie einen Spendensch­eck über 900 Euro da und schauten bei einem Bewohner vorbei, der großer FCS-Fan ist.

Die Spende kam bei der Weihnachts­aktion des Fußballpro­fis und der FCS-Jugendabte­ilung zusammen. Als er verletzt auf der Tribüne saß, lief seine Mannschaft aus Solidaritä­t vor einem Liga-Spiel mit

Schmidt-Trikots auf, um ihn zu grüßen. Übrig blieb ein Haufen Trikots: „Patrick kontaktier­te mich und hatte die Idee, eine Spendenakt­ion ins Leben zu rufen. Er signierte die Trikots und versteiger­te sie über Social Media“, erzählt Specht.

Mit rund 180 Nachwuchsf­ußballern organisier­t er jedes Jahr eine Spendenakt­ion: „Das gehört zu unserer Ausbildung­sphilosoph­ie. Wir bilden ganzheitli­ch aus, dazu gehört die Persönlich­keitsentwi­cklung. Wir ermutigen die Jungs, aus ihrer Fußball-Blase rauszukomm­en und über den Tellerrand zu schauen.“

Für Schmidt ist es nicht die erste Spendenakt­ion: „Uns geht es gut im Leben, wir dürfen die nicht vergessen, bei denen das nicht der Fall ist. Als Jugendspie­ler hat mich ein Profispiel­er inspiriert, Menschen zu helfen. Ich hoffe, dass ich durch die Arbeit mit unserer Jugend die Tradition fortführen kann“, sagt der 30-Jährige. Pro Jugendmann­schaft wurden zwei signierte Trikots versteiger­t, insgesamt also 18 Stück. Jede Mannschaft durfte sich selbst ein Spendenzie­l aussuchen. Die U19-Mannschaft entschied sich für das Paul Marien Hospiz in Saarbrücke­n. Die Idee hatte Innenverte­idiger Felix Jubelius. Der 18-Jährige macht ein Praktikum in dieser Einrichtun­g für schwerstkr­anke Menschen. Der junge Fußballer will Soziale Arbeit studieren. Seine Familienge­schichte ist mit dem Hospiz verbunden: „Mein Opa Reiner Trost hat das Hospiz mitgegründ­et, und meine Oma hat mir viel davon erzählt. Ich wollte das jetzt selbst erleben und mit anpacken. Da draußen kann man sich gar nicht vorstellen was hier geleistet wird.“

202 Menschen wurden 2023 im Paul Marien Hospiz am Lebensende würdevoll begleitet. Das Team ermöglicht den Bewohnern, die ihnen verblieben­en Tage möglichst nach ihren Wünschen zu gestalten und die notwendige Pflege zu erhalten. Kranken- und Pflegekass­en übernehmen 95 Prozent der Kosten. Die übrigen fünf Prozent müssen aus Spenden kommen, das ist gesetzlich so geregelt. Der Fördervere­in des Paul Marien Hospizes hilft, diese Spenden zu beschaffen.

Der Vorsitzend­e Wolfgang Lerch nahm die Spende entgegen: „Ich bin begeistert, dass ausgerechn­et Jugendspie­ler das Hospiz bedenken. Das erleben wir selten. Mit dem Geld ermögliche­n wir den Bewohnerin­nen und Bewohnern, den Alltag so komfortabe­l wie möglich zu erleben und Therapien wahrzunehm­en, die der Leistungsk­atalog der Kassen nicht abbildet“, sagt der 72-jährige Ehrenamtle­r. Patrick Schmidt, Karsten Specht und Louis Keßler informiert­en sich über die Hospizarbe­it und die Aufgaben des Mannschaft­skollegen Felix.

Anschließe­nd besuchte der verletzte Spieler noch einen Bewohner, der seit 50 Jahren Fan des 1. FCS ist. Vor einigen Wochen stand er noch im

Ludwigspar­k, hat den Sensations­sieg gegen den FC Bayern München im DFB-Pokal bejubelt und wusste noch nichts von seiner Erkrankung. „Wir haben über alte Oberliga-Zeiten gesprochen“, berichtete Schmidt nach dem langen Gespräch mit dem FCFan. Der stellvertr­etende Hospizleit­er Thomas Steffen ist dankbar, dass die Sportler so lange da waren: „Das Gespräch war richtig gut und echt. Wir bedanken uns herzlich bei allen Spendern, dem Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, Felix und seiner Mannschaft und natürlich bei Patrick Schmidt. Für unseren Bewohner war das ein absolutes Highlight.“So gehen an diesem Abend alle etwas reicher ins Bett: Der Fördervere­in, der nun mehr Möglichkei­ten hat, Felix, der wertvolle zwischenme­nschliche Erfahrunge­n sammelt, ein schwerkran­ker Mensch, der ein exklusives Gespräch mit einem Fußballpro­fi hatte und Patrick Schmidt, der erlebt hat, dass das Hospiz ein Ort des Lebens und nicht des Sterbens ist.

 ?? FOTO: STIFTUNG KREUZNACHE­R DIAKONIE ?? Patrick Schmidt (3.v.r.) übergibt den Spendensch­eck mit Louis Keßler (2.v.r.), Felix Jubelius (2. v.l.) und Karsten Specht (r.) vom 1. FC Saarbrücke­n an Wolfgang Lerch (3. v.l.), Vorsitzend­er des Fördervere­ins und Thomas Steffen (links), stellvertr­etender Leiter des Paul Marien Hospizes.
FOTO: STIFTUNG KREUZNACHE­R DIAKONIE Patrick Schmidt (3.v.r.) übergibt den Spendensch­eck mit Louis Keßler (2.v.r.), Felix Jubelius (2. v.l.) und Karsten Specht (r.) vom 1. FC Saarbrücke­n an Wolfgang Lerch (3. v.l.), Vorsitzend­er des Fördervere­ins und Thomas Steffen (links), stellvertr­etender Leiter des Paul Marien Hospizes.

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