Der „unfassbar komplette“Riese
Julian Köster gehört trotz seiner erst 23 Jahre zu den Säulen der deutschen Handball-Nationalmannschaft.
BERLIN (dpa) Videostudium, Training und ein wenig Freizeit: Der zusätzliche Ruhetag vor dem wegweisenden EM-Gruppenduell mit Nordmazedonien kam Rückraum-Ass Julian Köster sehr gelegen. „Ganz herunterfahren kann man zwar nicht. Aber etwas mehr Regenerationszeit tut gut“, sagte der 23-Jährige und fügte voller Vorfreude auf die Partie an diesem Sonntag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) in Berlin hinzu: „Wir sind eine ziemlich coole Truppe, die extrem Bock hat auf dieses Heim-Turnier. Wir werden emotional da sein.“
Viel wird wieder auf den Innenblock mit Köster und Johannes Golla ankommen, denen Bundestrainer Alfred Gislason gegen die Schweiz eine „phänomenale Leistung“attestiert hatte. Das Duo räumt in der Abwehr kompromisslos auf und ist auf dem besten Weg, in die großen Fußstapfen von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek zu treten. Die beiden Kieler, die mittlerweile aus der Nationalmannschaft zurückgetreten sind, galten über viele Jahre als bester Innenblock der Welt. „Wir treffen vorher immer Absprachen. Wenn es dann auf dem Parkett klappt wie gegen die Schweiz, ist es natürlich gut“, sagt Köster über die Zusammenarbeit mit Golla.
Für Gislason gehört Köster trotz seiner erst 23 Jahre schon jetzt „zu den besten Abwehrspielern in der Welt“. In der öffentlichen Wahrnehmung fliegt der Zwei-MeterSchlacks zwar immer noch ein wenig unter dem Radar. Intern zählt Köster neben Torwart Andreas Wolff, Regisseur Juri Knorr und Golla aber längst zu den unverzichtbaren Säulen im DHB-Team.
Daher genießt er eine hohe Wertschätzung bei seinen Mitspielern. „Ich weiß nicht, ob es einen anderen Spieler gibt, der bei seiner Größe solche Fähigkeiten hat. Er ist unglaublich beweglich, schnell und super beim Eins gegen Eins. Er kann Sprungwürfe, Schlagwürfe und in der Abwehr auch noch alles verteidigen. Julian ist ein Wahnsinnsspieler“, adelte Knorr den Kapitän des Bundesligisten VfL Gummersbach.
Für Timo Kastening ist Köster „einer der wenigen deutschen Spieler, die unfassbar komplett sind. Egal, ob er im Innenblock deckt oder im Angriff Entscheidungen trifft, es gibt eigentlich nichts, woran er noch unheimlich arbeiten müsste“, lobte Kastening und fügte hinzu: „Er ist ein Supertyp, für sein Alter unglaublich weit und dazu noch klar in der Rübe. Wir sind froh, dass wir ihn im Team haben.“
Köster, der einst in die gleiche Schule wie Fußball-Nationalspieler Florian Wirtz ging und von dessen Mutter Karin beim TuS SW Brauweiler trainiert wurde, debütierte im November 2021 als damaliger Zweitligaspieler in der DHB-Auswahl. Bei der Europameisterschaft 2022 bestritt er alle sieben Turnierspiele und war mit 18 Treffern zweitbester deutscher Torschütze.
Zu einer Top-Torquote wird es bei der Heim-EM sicher nicht reichen, da Köster im Angriff meistens für die harte Abwehrarbeit geschont wird. Darauf baut auch der gegen die Schweiz überragende Torwart Andreas Wolff. „Wenn die Jungs gegen Nordmazedonien mit der gleichen Courage verteidigen, können wir wieder ein sehr gutes Defensivpaket schnüren“, sagte der 32-Jährige.