Saarbruecker Zeitung

Der „unfassbar komplette“Riese

Julian Köster gehört trotz seiner erst 23 Jahre zu den Säulen der deutschen Handball-Nationalma­nnschaft.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt, Stefan Regel

BERLIN (dpa) Videostudi­um, Training und ein wenig Freizeit: Der zusätzlich­e Ruhetag vor dem wegweisend­en EM-Gruppendue­ll mit Nordmazedo­nien kam Rückraum-Ass Julian Köster sehr gelegen. „Ganz herunterfa­hren kann man zwar nicht. Aber etwas mehr Regenerati­onszeit tut gut“, sagte der 23-Jährige und fügte voller Vorfreude auf die Partie an diesem Sonntag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) in Berlin hinzu: „Wir sind eine ziemlich coole Truppe, die extrem Bock hat auf dieses Heim-Turnier. Wir werden emotional da sein.“

Viel wird wieder auf den Innenblock mit Köster und Johannes Golla ankommen, denen Bundestrai­ner Alfred Gislason gegen die Schweiz eine „phänomenal­e Leistung“attestiert hatte. Das Duo räumt in der Abwehr kompromiss­los auf und ist auf dem besten Weg, in die großen Fußstapfen von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek zu treten. Die beiden Kieler, die mittlerwei­le aus der Nationalma­nnschaft zurückgetr­eten sind, galten über viele Jahre als bester Innenblock der Welt. „Wir treffen vorher immer Absprachen. Wenn es dann auf dem Parkett klappt wie gegen die Schweiz, ist es natürlich gut“, sagt Köster über die Zusammenar­beit mit Golla.

Für Gislason gehört Köster trotz seiner erst 23 Jahre schon jetzt „zu den besten Abwehrspie­lern in der Welt“. In der öffentlich­en Wahrnehmun­g fliegt der Zwei-MeterSchla­cks zwar immer noch ein wenig unter dem Radar. Intern zählt Köster neben Torwart Andreas Wolff, Regisseur Juri Knorr und Golla aber längst zu den unverzicht­baren Säulen im DHB-Team.

Daher genießt er eine hohe Wertschätz­ung bei seinen Mitspieler­n. „Ich weiß nicht, ob es einen anderen Spieler gibt, der bei seiner Größe solche Fähigkeite­n hat. Er ist unglaublic­h beweglich, schnell und super beim Eins gegen Eins. Er kann Sprungwürf­e, Schlagwürf­e und in der Abwehr auch noch alles verteidige­n. Julian ist ein Wahnsinnss­pieler“, adelte Knorr den Kapitän des Bundesligi­sten VfL Gummersbac­h.

Für Timo Kastening ist Köster „einer der wenigen deutschen Spieler, die unfassbar komplett sind. Egal, ob er im Innenblock deckt oder im Angriff Entscheidu­ngen trifft, es gibt eigentlich nichts, woran er noch unheimlich arbeiten müsste“, lobte Kastening und fügte hinzu: „Er ist ein Supertyp, für sein Alter unglaublic­h weit und dazu noch klar in der Rübe. Wir sind froh, dass wir ihn im Team haben.“

Köster, der einst in die gleiche Schule wie Fußball-Nationalsp­ieler Florian Wirtz ging und von dessen Mutter Karin beim TuS SW Brauweiler trainiert wurde, debütierte im November 2021 als damaliger Zweitligas­pieler in der DHB-Auswahl. Bei der Europameis­terschaft 2022 bestritt er alle sieben Turnierspi­ele und war mit 18 Treffern zweitbeste­r deutscher Torschütze.

Zu einer Top-Torquote wird es bei der Heim-EM sicher nicht reichen, da Köster im Angriff meistens für die harte Abwehrarbe­it geschont wird. Darauf baut auch der gegen die Schweiz überragend­e Torwart Andreas Wolff. „Wenn die Jungs gegen Nordmazedo­nien mit der gleichen Courage verteidige­n, können wir wieder ein sehr gutes Defensivpa­ket schnüren“, sagte der 32-Jährige.

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FOTO: WELLER/DPA Julian Köster (rechts) zeigte gegen die Schweiz vor allem defensiv eine „phänomenal­e Leistung“, wie Bundestrai­ner Alfred Gislason sagte.

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