Mit Hubert zu noch mehr Professionalität
Die Leiterin der Physiotherapie bei der SV Elversberg hat im Trainingslager mit ihrem Team alle Hände voll zu tun.
MIJAS Es ist 7 Uhr im Trainingslager der SV Elversberg im spanischen Mijas. Die meisten Hotelgäste und die meisten Elversberger Spieler schlafen noch. Ein paar sind aber schon auf den Beinen, denn in den Räumen der Physiotherapie ist schon was los. Urinproben werden abgegeben, und Melanie Hubert, Leiterin der SVE-Physiotherapie, schaut sich mit Physiotherapeut Julian Brans die Spieler an.
„Es ist ein Abtasten an den Stellen, an denen wir erkennen können, ob Muskeln verspannt sind, oder ob es irgendwelche Blockaden gibt, die zu muskulären Problemen führen können. Ich bin kein Freund davon, Symptome zu behandeln. Ich möchte vorbeugen, damit gar nicht erst etwas passiert“, sagt Hubert. Sie und ihr Team kümmern sich im Trainingslager teilweise bis Mitternacht um die Spieler und versorgen sie mit allem, was sie brauchen – wenn es sein muss auch mit kleinen Akupunktur-Nadeln, um die Muskulatur zu stimulieren.
Melanie Hubert ist auch bei jedem Training und jedem Spiel dabei. Bei verletzten Spielern rennt sie sofort auf den Platz zur Behandlung. Sie Physiotherapeutin zu nennen, wäre aber untertrieben. Die 33-Jährige ist zudem auch ausgebildet in SportOsteopathie, Heilpraktikerin ist sie auch. „Nach dem Abitur wollte ich in den medizinischen Bereich und habe eine Ausbildung zur Rettungsassistentin gemacht. Danach rückte aber immer mehr der Sport in den Fokus, und mein Ziel wurde die Arbeit im Spitzensport“, sagt Hubert.
Sie selbst spielte seit ihrem fünften Lebensjahr Fußball und schaffte es immerhin bis in die Regionalliga. Ihre Karriere als Physiotherapeutin war ihr aber wichtiger – und so startete sie ihren Ausbildungsmarathon, der in einem Studium der Physiotherapie in den Niederlanden mit Abschluss Bachelor gipfelte. Die
Physiotherapie-Studienplätze in den Niederlanden zählen zu den begehrtesten der Welt.
„Es vergeht kein Jahr, in dem ich mich nicht fortbilde. Unser Berufszweig ändert sich extrem schnell, und ständig gibt es etwas Neues“, sagt die gebürtige Neuenkircherin – das Neuenkirchen im Kreis Steinfurt zwischen Münster und Osnabrück. Da Elversbergs Sportvorstand Ole Book eine Nase für Talente hat und deutschlandweit vernetzt ist, rief er Hubert im März 2023 an und fragte sie, ob sie im Falle eines Aufstieges in die 2. Liga die Leitung der Physiotherapie bei der SVE übernehmen würde. „Wir wollen uns in allen Bereichen immer professioneller aufstellen, und von Melanie wusste ich, dass sie zu den Besten gehört“, sagt Book. Ein Angebot, das bei der 33-Jährigen nach neun Jahren als Physiotherapeutin bei den Sportfreunden Lotte und vier Jahren beim SV Meppen wie gerufen kam.
„Ich wollte mich weiterentwickeln und hatte auch überhaupt nichts dagegen, von zu Hause wegzuziehen und irgendwo anders zu arbeiten“, sagt Melanie Hubert. Da ihr Mann beruflich flexibel ist und im Homeoffice arbeiten kann, zogen die beiden nach Friedrichsthal. Ihre Verbindung zur Heimat bleibt aber auch beruflich, da sie noch Physiotherapie-Dozentin an der Hochschule in Osnabrück und an einer Privatschule ist. Die Nummer eins ist aber die SVE.
Hat die Expertin auch ein paar Tipps für die Physiotherapeuten der saarländischen Amateurvereine? „Das Eis weglassen“, sagt sie und meint damit die klassische Situation bei Verletzungen während des Spiels. „Das Eis kann die Schmerzen etwas lindern, ansonsten ist es kontraproduktiv, vor allem wenn man anschließend für keine Kompression sorgt“, sagt die 35-Jährige: „Durch die Kälte schließen sich die Gefäße nur kurzfristig. Ohne anschließende Kompression weiten sich die Gefäße aber weiter, als sie vorher waren – der sogenannte hyperämische Effekt – und die Schwellungen können noch größer werden“, sagt Hubert.
Sie selbst behandelt solche akuten Verletzungen mit der „Game Ready“-Methode. Über einen Schlauch wird eiskaltes, zirkulierendes Wasser aus einem Behälter in eine Kompressions-Manschette gepumpt, die bei einem Spieler beispielsweise um das verletzte Knie gelegt wird. Die Manschette füllt sich mit dem Eiswasser und erzielt gleichzeitig eine Kompression. Das Gerät hat aber seinen Preis – 5000 Euro muss man dafür auf den Tisch legen.
„Es vergeht kein Jahr, in dem ich mich nicht fortbilde.“Melanie Hubert Physiotherapeutin SV Elversberg