Die Kirche war 1882 Tagesgespräch im Köllertal
Der Weg für Kutzhof zur Wallfahrtskirche war steinig. Sollte der Bau von St. Jakobus der Ältere ausgerechnet am Pastor scheitern?
HEUSWEILER-KUTZHOF „Eine feste Burg Gottes auf Buntsandsteingebirge“: So beschrieb einst der mittlerweile verstorbene Heusweiler Bürgermeister Josef Zeimetz die Kirche St. Jakobus der Ältere in HeusweilerKutzhof. 2023 feierte die Kirchengemeinde das 125-jährige Bestehen ihrer Pfarrkirche. Gegen Widerstände der Kirchenoberen, ungeachtet finanzieller Schwierigkeiten, haben sich die Kutzhofer Christen im ausgehenden 19. Jahrhundert mit „Herzblut“für den Bau eines eigenen Gotteshauses eingesetzt.
In der Ausgabe vom 9. März 1882 der „St. Johanner Volkszeitung“findet sich eine Notiz über den geplanten Kirchbau, es heißt dort: „Der projektierte Kirchenbau bildet in diesem Teil des Köllerthales das Tagesgespräch.“Grund dafür war, dass sich der damals zuständige Wiesbacher Pastor, ein Mann mit Namen Streng, gegen die Baupläne ausgesprochen hatte. Obwohl die Kutzhofer Christen eifrig Spenden im dafür gegründeten Kirchbauverein gesammelt hatten, Baumaterial, teilweise sogar kostenlos, zur Verfügung stand, und ebenso ein geeignetes Grundstück. Doch dank Hartnäckigkeit gelang es den Kutzhofer Christen, den Bau der Kirche durchzusetzen.
Die feierliche Einsegnung des neuen Gotteshauses im Stil der Neoromantik erfolgte am 8. August 1898. Die Jakobuskirche bietet 200 Besuchern Sitzplätze. Ein herausragendes Stilelement besteht in den schönen Jugendstilfenstern. Sie wurden 1911 eingebaut, dank der Spendenbereitschaft zahlreicher Kutzhofer Bürger, die damals ihren Lebensunterhalt meist im Bergbau plus Nebenerwerbslandwirtschaft verdienten. Diese Fenster zeigen etwa Darstellungen des Schutzpatrons Jakobus des Älteren, des Heiligen Wendelin, der Heiligen Elisabeth von Thüringen und der Heiligen Familie.
„Natürlich darf Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, in einem Ort wie Kutzhof mit Bergbauvergangenheit nicht fehlen“, sagt Martin Zewe, heutiger Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pfarrei Kutzhof-Lummerschied. Der Hochaltar aus der Gründerzeit, Kanzel und Kommunionbänke wurden im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konziles in den 60er-Jahren durch einen Zelebrationsaltar aus Sandstein, passend zu Ambo und Taufbecken, ersetzt. Anstelle des Hochaltares wurde unter der Regie des 1985 verstorbenen Pastors Michael Kettel ein weiterer Sandsteinaltar mit einem nach oben hin offenen Torbogen aufgestellt. Dieser wird getragen von zwei vergoldeten Stelen. In der Mitte befindet sich ein Kreuz. Kirchenkunst, die die Verbindung des Irdischen zum nach oben hin offenen Himmel symbolisieren soll.
Bei dem Kutzhofer Gotteshaus handelt es sich um eine Wallfahrtskirche, und das gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen befindet sich in ihr eine Reliquie der Heiligen Theresia von Lisieux, in der Vergangenheit Anlass für Pilgerfahrten und Festgottesdienste zu Ehren der „Kleinen Theresia“. Zum anderen ist sie anerkannt als „Kirche, die am Sternenweg liegt“. Eine Besonderheit, die sich auf die Wallfahrt nach Santiago de Compostela bezieht – einen Ort in Nordwestspanien, in dessen Kathedrale der Heilige Jakobus bestattet sein soll. Seit Jahrhunderten ist diese Kathedrale das Ziel unzähliger Pilger, die sich auf ihrem Weg an den Sternen der Milchstraße orientiert haben. Der Apostel Jakobus ist wiederum Schutzpatron der Kutzhofer Pfarrkirche, der Chronik nach ein „streitbarer Mann für die Sache der Christenheit“, so dass der Regionalverband Saarbrücken als Initiator des „Sternenweges“der Kutzhofer Pfarrgemeinde eine Jakobusmuschel als Wegmarkierung zugesagt hat.
Neben dem zentralen Altarraum befinden sich in der Kirche zwei Seitenaltäre mit Darstellungen der Heiligen Familie einerseits, der Heiligen Theresia andererseits. Betrachtenswert ist auch der eingefasste Schlussstein der nicht mehr bestehenden Nikolauskapelle Heusweiler-Numborn aus dem 14. Jahrhundert.
Im Vorraum, der Pieta-Kapelle, begrüßt eine im Oberammergau geschnitzte Marienfigur, die die Muttergottes mit dem Kind zeigt, die Besucher. 1935 erhielt die Kutzhofer Kirche eine neue Glocke mit dem Ton „Ais“und der Inschrift „Seid stark im Glauben wie der Heilige Apostel Jakobus“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zu Mariä Himmelfahrt die heutige Orgel mit nunmehr neun Registern eingebaut. Bemerkenswert ist, dass in der Kirchengemeinde Kutzhof seit 25 Jahren ein Missionsförderverein besteht, der seit seiner Gründung bereits über 300 000 Euro in Hilfsprojekte der Dritten Welt transferiert hat. Übrigens liegt Kutzhof am 15 Kilometer langen „Sieben-Dörfer-Wanderweg“– ein Abstecher zur Jakobuskirche lohnt sich.
stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.