Viele Kitas im Saarland verkürzen wegen Personalnot Öffnungszeiten
Der Fachkräfte-Verband kritisiert die Personalplanung des Saar-Bildungsministeriums. Für den Fall hoher Krankenstände gebe es keinen Puffer.
SAARBRÜCKEN In der kalten Jahreszeit mehren sich Krankmeldungen. Kommen Urlaube oder andere Unwägbarkeiten hinzu, stehen viele saarländische Kindertageseinrichtungen vor so großen personellen Problemen, dass sie ihre Öffnungszeiten einschränken müssen. Das spüren derzeit viele saarländische Familien mit Kindern im Krippenoder Kindergarten-Alter – sofern sie überhaupt einen Betreuungsplatz für ihr Kind gefunden haben. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen 6700 Betreuungsplätze im Land, vor allem im Krippenbereich kann der Bedarf erst zu 32 Prozent gedeckt werden, auch wenn der Ausbau vorankommt.
„Das System ist absolut auf Kante genäht“, kritisierte die Vorsitzende des saarländischen Kita-Fachkräfteverbandes Susanne Kunz. „Die Öffnungszeiten können vielerorts nicht gehalten werden.“Denn es gebe keine personellen Puffer. Der Grund dafür sei der unrealistische Personalschlüssel, den das Saar-Bildungsministerium vorgibt. Demnach sind pro Kindergarten-Gruppe zwei Fachkräfte vorgesehen. (Krippe und altersgemischte Gruppen: 2,67 Fachkräfte). „Damit haben wir den schlechtesten Personalschlüssel in den westlichen Bundesländern“, so Kunz. Ausfälle seien schlicht nicht eingerechnet und folglich auch nicht kompensierbar. „Nicht mal bei voller Personalisierung!“Rechne man die sogenannten Verfügungszeiten von 25 Prozent der Zeit heraus, die Fachkräften für Dokumentation, Elterngespräche und Vorbereitung zustünden, ergebe sich ein noch schlechterer Betreuungsschlüssel. „Selbst bei maximaler Personalisierung arbeiten viele Erzieherinnen und Erzieher in Randzeiten immer wieder alleine in den Gruppen“, so Kunz. In Niedersachsen zum Beispiel sei das gar nicht erlaubt. Es senke nicht nur die Qualität der vorschulischen Bildung, sondern führe eben auch zu nicht abgedeckten Betreuungszeiten, mit der Kitas und in der Folge die Familien derzeit besonders zu kämpfen haben.
„Träger und Bildungsministerium schieben sich hier den schwarzen Peter gegenseitig zu“, kritisierte Susanne Kunz. Die Träger, weil sie nicht für ausreichend Personal sorgten. Das Ministerium, weil es nichts am Personalschlüssel ändere. Träger wiederum argumentieren, dass der Markt für qualifizierte Fachkräfte schlicht leer gefegt sei. Der strukturelle Personalmangel habe dazu geführt, dass gut die Hälfte ihrer Kitas zuletzt zeitweise die Öffnungszeiten reduzieren mussten, bei acht Prozent geschah dies dauerhaft, schreibt die katholische Kita gGmbH. Sie ist auf SZ-Anfrage mit 154 der rund 500 Kitas saarlandweit der größte Träger. Allein in den katholischen Kitas fehlten demnach saarlandweit rund 300 Fachkräfte. Man habe zwischen 40 und 60 pädagogische Stellen auf der Homepage ausgeschrieben, teilte der Träger dazu mit.
„Das System ist absolut auf Kante genäht.“Susanne Kunz Vorsitzende des saarländischen Kita-Fachkräfteverbandes