Saarbruecker Zeitung

Bürgerrat empfiehlt kostenfrei­es Mittagesse­n für alle Kinder

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Lucas Hochstein

BERLIN (dpa) Kostenfrei­es Mittagesse­n für alle Kinder: Das steht an erster Stelle von Empfehlung­en eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung. Insgesamt gibt es neun Vorschläge, die priorisier­t wurden. Sie wurden am Sonntag in Anwesenhei­t von Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas im Bundestag in Berlin vorgestell­t. Bas sagte, der Bundestag werde die Empfehlung­en „sehr ernst“nehmen.

SPD, Grüne und FDP hatten im Koalitions­vertrag angekündig­t, „neue Formen des Bürgerdial­ogs“wie Bürgerräte nutzen zu wollen. Die 160 Teilnehmer wurden in einer „Bürgerlott­erie“gelost. Vorher gab es ein mehrstufig­es Verfahren nach dem Zufallspri­nzip. Die Empfehlung­en sollen in einem Bürgerguta­chten zusammenge­fasst werden, das dann im Bundestag diskutiert werden soll. Es besteht aber keine Verpflicht­ung, dass die Vorschläge umgesetzt werden.

An drei Wochenende­n traf sich der Bürgerrat, außerdem fanden Zoom-Meetings statt. Am Sonntag wurde über Vorschläge abgestimmt, außerdem wurden sie priorisier­t. Das Ergebnis: An Nummer eins steht die Empfehlung, dass es täglich bundesweit für alle Kinder ein kostenfrei­es und gesundes Mittagesse­n an Kitas und Schulen geben soll. Das ist zwar Ländersach­e, der Bund aber solle dies mindestens zur Hälfte finanziere­n. Bisher könnten nur armutsgefä­hrdete Kinder ein kostenfrei­es Mittagesse­n erhalten. Die Ausweitung solle die gesunde Ernährung von Kindern fördern. Eingeführt werden solle das kostenfrei­e Mittagesse­n staffelwei­se innerhalb von acht Jahren, beginnend in Kitas.

Auf dem zweiten Platz landete der Vorschlag eines verpflicht­enden staatliche­n Labels, das bewusstes Einkaufen gesünderer Lebensmitt­el leichter machen soll. Kunden sollen Produkte einfacher vergleiche­n können. Es folgt: Supermärkt­e ab einer bestimmten Größe sollen verpflicht­et werden, noch genießbare Lebensmitt­el, die sonst entsorgt würden, zum Beispiel an Tafeln weiterzuge­ben. Außerdem sollen Lebensbedi­ngungen und Herkunft von Tieren transparen­ter dargestell­t werden.

Dann will der Bürgerrat an das Mehrwertst­euer-Dickicht bei Lebensmitt­eln heran. Der Bürgerrat will einen „neuen Steuerkurs“. Ziel: gesunde, umwelt- und klimafreun­dliche, tierwohlfö­rderliche und bezahlbare Lebensmitt­el für alle. Konkret sollen zum Beispiel die Mehrwertst­euer für Obst und Gemüse in Bio-Qualität sowie für Hülsenfrüc­hte auf Null gesetzt werden. Zucker soll teurer werden und mit 19 Prozent Mehrwertst­euer besteuert werden. Eine Mehrwertst­euer von 19 Prozent soll es auch auf Fleisch geben, falls es keine Tierwohlab­gabe gibt – das ist eine weitere Empfehlung – und falls es kein Fleisch in Bio-Qualität ist.

Weitere Empfehlung­en sind eine gesunde Gemeinscha­ftsverpfle­gung in Pflegeeinr­ichtungen. Für Energydrin­ks soll eine Altersgren­ze von mindestens 16 Jahren eingeführt werden. Begründung: Die Gesundheit­sschäden und das Suchtpoten­tial seien ähnlich gravierend wie bei Zigaretten und Alkohol. Und schließlic­h soll es mehr Personal für Lebensmitt­elkontroll­en geben.

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FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas (SPD)

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