Saarbruecker Zeitung

Was man zum Auftakt des US-Wahljahres in Iowa wissen muss

- VON JULIA NAUE

WASHINGTON/DES MOINES (dpa) Es könnte die kälteste US-Vorwahl der Geschichte in Iowa werden. Der Wetterdien­st rechnet am Tag der Abstimmung am Montag nicht nur weiterhin mit „extremem“und „lebensbedr­ohlichem“Eiswind, sondern mit Tiefsttemp­eraturen um die minus 25 Grad. Der kleine Staat im Mittleren Westen der USA ist Schauplatz für die allererste Abstimmung der Republikan­er über ihren Präsidents­chaftskand­idaten. Es ist der Auftakt ins Wahljahr – am 5. November steht die Präsidente­nwahl an. Der Weg ins Weiße Haus ist aber lang und komplizier­t.

Für die Demokraten dürfte Amtsinhabe­r Joe Biden erneut ins Rennen gehen – er hat in seiner Partei keine ernstzuneh­mende Konkurrenz. Bei den Republikan­ern sind die prominente­sten Anwärter der frühere US-Präsident Donald Trump, die ehemalige US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, und der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Auf sie sind in Iowa derzeit alle Augen gerichtet.

Wie bestimmen die Parteien ihren Präsidents­chaftskand­idaten?

Nicht die Parteispit­ze, sondern die Basis wählt ihren Kandidaten für die Präsidente­nwahl aus. Das Abstimmung­sverfahren der Vorwahlen ist komplex und von Staat zu Staat unterschie­dlich. Die beiden großen Parteien stimmen dabei jeweils über die Delegierte­n ab, die auf den Nominierun­gsparteita­gen im Sommer dann ihren Kandidaten für das Weiße Haus bestimmen. Abgestimmt wird in den 50 Bundesstaa­ten, dem Hauptstadt­distrikt und den Überseegeb­ieten.

Bei den Republikan­ern treffen sich dann im Juli 2429 Delegierte in der Metropole Milwaukee. Um zu gewinnen, muss ein Kandidat mindestens 1215 Delegierte hinter sich versammeln. Anders als bei den Republikan­ern ist das Prozedere in diesem Jahr bei den Demokraten weniger spannend. Der 81-jährige Biden dürfte sich beim Nominierun­gsparteita­g im August in Chicago ohne größere Probleme die notwendige­n Stimmen sichern. Parteiinte­rne Konkurrenz hat er von der Autorin Marianne Williamson und dem Kongressab­geordneten Dean Phillips – sie sind in Umfragen aber weit abgeschlag­en.

Warum ist die Vorwahl in Iowa so wichtig?

Der Bundesstaa­t hat zwar zahlenmäßi­g geringe Bedeutung für die Kandidaten­kür – hier gibt es bei den Republikan­ern nur 40 Delegierte zu gewinnen. Doch wer hier gut abschneide­t, kann mit Rückenwind bei den künftigen Abstimmung­en rechnen. Die Entscheidu­ng fällt nicht in Wahllokale­n, sondern bei kleinen Parteivers­ammlungen, sogenannte­n Caucuses. Sie finden abends statt – an ganz verschiede­nen Orten wie Kirchen oder Gemeindesä­len.

Wie geht es nach Iowa weiter?

Direkt nach Iowa steht schon gut eine Woche später in New Hampshire die nächste Abstimmung für die Republikan­er an. Hier lag Haley in Umfragen zuletzt überrasche­nd dicht an Trump. Kann sie in Iowa einen guten zweiten Platz erreichen, dürfte ihr das Rückenwind für New Hampshire geben. Danach stehen weitere Vorwahlen in Bundesstaa­ten wie South Carolina und Nevada an. Ein großer Meilenstei­n im Vorwahlkam­pf wird der „Super Tuesday“Anfang März mit Vorwahlen in mehreren wichtigen Bundesstaa­ten.

Wieso ist die Präsidente­nwahl so wichtig?

Der Machtfülle des US-Präsidente­n kann wohl kein Amt in der westlichen Welt das Wasser reichen. Der Präsident ist Staats- und Regierungs­chef sowie Oberbefehl­shaber der Streitkräf­te. Er hat in der Außenpolit­ik weitestgeh­end freie Hand. Auch in vielen anderen Politikber­eichen – von Militärein­sätzen bis hin zur Verhängung von Strafzölle­n und der Regulierun­g von Einwanderu­ng und Umweltschu­tz – kann der Präsident sehr viel entscheide­n

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