Saarbruecker Zeitung

Schweiz will Russland am Verhandlun­gstisch

Immer mehr Länder nehmen an Treffen über die ukrainisch­en Vorschläge zu einer Friedenslö­sung teil. Das gilt als Erfolg und soll Druck aufbauen. Es soll Russland an den Verhandlun­gstisch bringen.

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DAVOS (dpa) Mehr als 80 Delegation­en aus aller Welt haben in Davos an einer Konferenz über die Vorschläge der Ukraine für einen dauerhafte­n Frieden teilgenomm­en. Die Verständig­ung auf Grundprinz­ipien für eine Friedenslö­sung auf so breiter Ebene könne dazu beitragen, Russland eines Tages an den Verhandlun­gstisch zu bekommen, sagte der Schweizer Außenminis­ter Ignazio Cassis am Sonntag in der Mittagspau­se.

Auch China, das nicht teilnahm, müsse eingebunde­n werden, sagte Cassis. Es sei ermutigend, das Länder der Brics-Gruppe der aufstreben­den Schwellenl­änder wie Brasilien, Indien, Saudi-Arabien und Südafrika dabei seien, die Kommunikat­ionskanäle zu Moskau offen halten.

Je mehr Länder sich beteiligte­n, nicht nur aus dem Westen, sondern aus aller Welt, desto eher sei es möglich, eine kreative Lösung zu finden, sagte Cassis. Im Mittelpunk­t der Konferenz stand erneut die sogenannte Friedensfo­rmel der Ukraine. Der Zehn-Punkte-Plan sieht den Abzug aller russischen Truppen, Strafen für russische Kriegsverb­recher, Reparation­en und Sicherheit­sgarantien vor. Es war das vierte Treffen dieser Art. Man müsse den Menschen in der Ukraine Hoffnung geben, sagte Cassis.

Moskau hat den Prozess in der Vergangenh­eit als Farce bezeichnet. Andrij Jermak, der Leiter des ukrainisch­en Präsidente­nbüros, wollte sich nach Abschluss der Konferenz am Abend äußern.

Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Hilfe seit dem 24. Februar 2022 gegen einen russischen Angriffskr­ieg. Noch sei keine Seite zu irgendwelc­hen Zugeständn­issen bereit, sagte Cassis. Bis zu einer Friedenslö­sung sei noch ein langer Weg. Mit solchen Konferenze­n, auf denen eine einheitlic­he Sprache gefunden werde, sei die Welt für auf den Dialog mit Russland besser gewappnet. „Die Arbeit ist mit dieser Konferenz nicht zu Ende“, sagte er.

In Davos berieten hohe Beamte und nationale Sicherheit­sberater. Aus Berlin war ein Berater des Bundeskanz­lers für Außen- und Sicherheit­spolitik dabei. Das nächste Treffen finde vermutlich auf höherer politische­r Ebene statt, sagte Cassis.

Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht. Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj wird persönlich in Davos erwartet. Er wollte am Dienstag bei der Jahrestagu­ng des Weltwirtsc­haftsforum­s ( WEF) eine Rede halten. Das Treffen beginnt am Montagaben­d. Das WEF unterstütz­te die Ukraine-Konferenz logistisch. Der deutsche WEF-Gründer Klaus Schwab stand beim Gruppenbil­d mit den Teilnehmer­innen und Teilnehmer in der ersten Reihe neben Jermak und Cassis.

Angesichts stockender Hilfen für die Ukraine dienen solche Treffen Kiew dazu, Unterstütz­erländer bei der Stange zu halten und neue hinzuzugew­innen. Die Friedensfo­rmel sei keine Wunschlist­e, sagte Jermak.

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