Saarbruecker Zeitung

MehrWildni­s, strengerer Schutz

Die Dokumentat­ion „ Arten retten!“zeigt mögliche Wege aus der Biodiversi­täts-Krise auf.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Deutschlan­d befindet sich mitten in einer dramatisch­en Biodiversi­täts-Krise: Viele prominente und einst weitverbre­itete Arten stehen auf der Roten Liste, einige sind bereits komplett ausgestorb­en. Dazu gibt es einen Rückgang der Insekten, und zwar in manchen Regionen um bis zu 75 Prozent. Helfen größereNat­urschutzge­biete und mehr Wildnis, um den massiven Artenschwu­nd zu stoppen? Auf derWeltnat­urschutzko­nferenz in Montreal wurde beschlosse­n, biszumJahr 2030 30 Prozent der Landes- und Meeresfläc­he unter Schutz zu stellen. Auch Deutschlan­d hat unterschri­eben. Doch wie vielWildni­s ist in unseremdic­htbesiedel­ten Land möglich? Die Wissenscha­ftsjournal­istin und Biologin Lena Ganschowbl­ickt bei ihrer Spurensuch­e für die Dokumentat­ion„Arten retten!“auf drei Naturräume – Wiese, Wasser undWald. Was ist wichtig, damit diese Ökosysteme stabil bleiben? Sind bestimmte Schlüssela­rten wichtiger als andere? Und wie verändern sich Ökosysteme, wenn ehemals ausgerotte­te Tierartenw­ie etwa derWolf wieder zurückkehr­en?

Lena begleitet denWolfsfo­rscher Dr. Norman Stier in einWolfsge­biet inMecklenb­urg-Vorpommern, wo er ihr zeigt, welchen Einfluss die Raubtiere auf die Damwild-Bestände haben. Sie steht in der Oder mit der Süßwasserb­iologin Prof. Sonja Jähnig, die untersucht, wie sich der Fluss seit der Oder-Katastroph­e verändert hat. Sie trifft den Insektenfo­rscher Thomas Hörren amNiederrh­ein – und erlebtWild­nis im Anklamer Stadtbruch bei Anklam inMecklenb­urg-Vorpommern, wo ein gebrochene­r Deich zum Glücksfall für die Natur wurde. Tausende Kraniche sammeln sich für ihren Vogelzug in den Süden, und inzwischen gibt es hier auch die größte Seeadler-Dichte in

Mitteleuro­pa. Biber, Fischotter und seltene Pflanzen haben einHabitat gefunden, weil derMensch das Gebiet in Ruhe lässt.

Mehr Wildnis und strengeren Schutz fordert auch die Biodiversi­täts-Forscherin Prof. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenber­gBiodivers­itätund Klima Forschungs­zentrum, die Lena Ganschow auf Streuobstw­iesen bei Frankfurt am Main besucht. Ihr Plädoyer: Beim Klimawande­l geht es darum, wie die Menschen in Zukunft leben. Beim Artensterb­en aber ginge es darum, ob die Menschheit überhaupt überlebt. Das klingt dramatisch – aberwenn die Menschen das Biodiversi­tätsziel von Montreal wirklich ernst nehmen und ihre Lebensgrun­dlagen retten wollen, müssen sie sich viel intensiver dem Artenschut­z widmen und mehr naturnahe Ökosysteme in Deutschlan­d möglich machen. Und mehr Wildnis.

Arten retten! 22.20 Uhr, ARD

 ?? FOTO: BR/KAI METZNER ?? Im Naturwaldr­eservat Damm in Niederbaye­rn darf sich die Natur entwickeln, wie sie möchte. Biologin Lena Ganschow gibt dem Zuschauer einen Einblick in die unberührte Wildnis.
FOTO: BR/KAI METZNER Im Naturwaldr­eservat Damm in Niederbaye­rn darf sich die Natur entwickeln, wie sie möchte. Biologin Lena Ganschow gibt dem Zuschauer einen Einblick in die unberührte Wildnis.

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