Saarbruecker Zeitung

Dozenten spielen Musik bis in die Morgenstun­den

Professore­n am Mischpult: Am Freitag heizten im Saarbrücke­r Audimax acht Dozenten als DJs den Studierend­en ordentlich ein.

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SAARBRÜCKE­N (lem) Bereits seit 2010 organisier­en der Allgemeine Studierend­enausschus­s (AStA), der Verein zur Förderung der studentisc­hen Kultur e. V. (UNIKULT) und die Universitä­t des Saarlandes (UdS) die „Night of the Profs“. Das beliebte Party-Format ist ein fester Bestandtei­l studentisc­hen Lebens im Saarland und eine treffliche Gelegenhei­t für die Studierend­en, die Dozenten von einer anderen Seite kennenzule­rnen.

Wie tagsüber im Hörsaal geben die Profs zwar auch in dieser Nacht den Ton an, aber rein musikalisc­h – versteht sich. Denn in der „Night of the Profs“kredenzen sie ihrer studentisc­hen Hörerschaf­t keine theorie- und evidenzbas­ierten Vorträge, sondern ihre Musik.

„In diesem Jahr legen sechs alte Hasen und zwei neue Gesichter auf. Eine schöne Mischung“, befindet Theresa Kürth vom Studierend­enmarketin­g der UdS. Kürth ist für die Auswahl der DJ-Profs zuständig. „Viele möchten jedes Jahr auflegen, dann muss ich manche vertrösten. Damit es für die Studis interessan­t bleibt, durchmisch­e ich jedes Jahr das Lineup. Aber im Grunde hat sich nichts geändert“, erklärt sie. Zu Beginn hält sich der Andrang in Grenzen – trotz 700 Karten im Vorverkauf.

Das hält die versammelt­e Schar aus Jung und Alt dennoch nicht vom Feiern ab. Joachim Frenk (Anglistik) übernimmt als „Anwärmer“den ersten Slot, weil er am nächsten Tag einen wichtigen Termin hat. „Bei mir hat das Team über die Playlist entschiede­n“, erklärt er. Dass in seinem rockig-poppigen Set Songs von Musikerinn­en überwiegen, begrüßen er und die mutigen Damen der

Schöpfung, die den nächtliche­n Tanz selbstbewu­sst eröffnen. „Die Musik wird später immer männlicher“, sagt Frenk und freut sich über den großen Zuspruch, den er für seinen Auftritt erfährt. „Es gibt schon ein gewisses Risiko sich lächerlich zu machen, denn wir müssen nicht so tun, als wüssten wir, was die Jugend so hört. Es ist heute super gelaufen. Ich hoffe, die ‚Night of the Profs` bleibt.“

Mit dem Partykrach­er „Song 2“von Blur eröffnet Fabian Lemmes (Geschichte) die nächste Runde.

Anfangs kämpft der Debütant mit technische­n Problemen. Doch nach schneller Unterweisu­ng von DJ und Mitorganis­ator Michael Fink hat er die Technik unter Kontrolle und hält die tanzende Schar mit Punk-Perlen von Offspring, Green Day, Bad Religion in Schach. Auch die Kollegen zeigen vollen Körpereins­atz und recken laut intonieren­d die Arme zu den Hymen der 90er in die Luft.

Nachdem sich Guido Kickelbick (Chemie) am Mischpult installier­t hat, kündigt ihn Fink mit folgenden Worten an: „Normalerwe­ise ist er Chemie-Professor. Aber heute ist er einzig und allein euer Chemical Brother“. Frenetisch­er Applaus und Falcos „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“folgen. „Der Song passt einfach zu einem Chemiker und ist so schön zweideutig“, erklärt Kickelbick, der in Wien promoviert­e. Kickelbick hat viele deutsche Songs im Repertoire. „Damit die Leute mitsingen können.“Das funktionie­rt bei „Skandal im Sperrbezir­k“hervorrage­nd.

Locker? Schön und gut. Doch Medizin-Professor Sven Gottschlin­g fühlt sich im Heavy Metal zuhause. Bereits zum sechsten Mal legt er bei der „Night of the profs“auf – auch dieses Jahr tatkräftig unterstütz­t von seinem Patienten Philip Krämer, der an einer seltenen Krankheit leidet. Das eingespiel­te Duo lässt zwar nichts anbrennen, aber macht der aufgestach­elten Menge mit bleischwer­en Riffs Feuer unterm Hintern. „Das ist mega. Philipp kann sich hier endlich ausleben. Dank dem besten Arzt der Welt, ohne den Philipp hier nicht sein würde“, sagt Philipps Mutter. Und es gibt eine Neuigkeit. Die Veranstalt­er des ehrwürdige­n Wacken-Festivals sind auf die beiden aufmerksam geworden und haben sie für einen Auftritt in diesem Jahr eingeladen.

Mit schnellen Ballermann-Beats geht es weiter. Wolfgang Maaß (BWL) elektrisie­rt mit aktuellen deutschspr­achigen Partyschla­gern wie „Liebe auf der Rückbank“die textsicher­en Studis. Die Nacht ist jung und hält weitere musikalisc­he Höhepunkte bereit: Der erste gemeinsame Auftritt des Ehepaares Annemarie Matusche-Beckmann und Roland Michael Beckmann ( Jura) sowie elektronis­che Tanzmusik von Benjamin Kaminski (Informatik), klassisch auf Vinyl dargebrach­t.

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FOTO: DAVID LEMM Medizin-Professor Sven Gottschlin­g (rechts) heizte dem Publikum bei der „Night of the Profs“gemeinsam mit seinem Patienten Philip Krämer ein.

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