Staatsorchester meistert den „Tanz auf dem Vulkan“gekonnt
SAARBRÜCKEN Zum „Tanz auf dem Vulkan“hatte das Staatstheater mit seinem 4. Sinfoniekonzert gestern in die Congresshalle geladen. Was immer man darunter verstehen mag: Das Programm war nicht nur tänzerisch dominiert, sondern auch bacchantisch, eruptiv, voll Wildheit und Groteske. Doch zuerst sei das Klarinettenkonzert von Jean Françaix gewürdigt, das mit Daniel Ottensamer, dem Solo-Klarinettisten der Wiener Philharmoniker, im Mittelpunkt stand. Marc Poillet dirigierte, gesundheitsbedingt im Sitzen und nur mit der rechten Hand. Das animierte das Orchester zu weitgehend intuitivem Agieren, was die Musiker herausforderte und zu einem bemerkenswerten Ergebnis führte. Ottensamer hat, mit den Worten Françaix`, diese „amüsante Kunstflugvorführung für das Ohr, samt Loopings, Wendemanöver und Sturzflügen“tollkühn gemeistert. Mit atemberaubender
Technik spielte er die akrobatischen Tonkaskaden, die Kleingliederung ineinander geschobener Floskeln, die Registerwechsel mit einer Leichtigkeit, die dem PingPong-Spiel mit den Orchestermusikern Reiz und Spielfreude verlieh und im Allegrissimo ein mitreißendes Finale fand. Da war dann eine sanfte Zugabe retardierend nach dieser virtuosen Darbietung.
Anders dann die rahmenden Werke von Maurice Ravel. Zu Beginn „La Valse“, eine „Apotheose des Wiener Walzers“als phantastischer, fataler Wirbel. Reizvoll der Wechsel zwischen vollem Orchester und kammermusikalischen Strukturen, die schön ausgespielt und klangvoll eingefügt wurden. Rustikal und etwas undurchsichtig gelang dem Staatsorchester eine Interpretation, der es an Lautstärke nicht mangelte, Präzision und Schwung hielten sich in Grenzen für dieses „Poème choréographique“, dessen atemberaubender Schlusspunkt die Congresshalle erbeben ließ. Auch Ravels Suiten 1 und 2 „Daphnis und Chloé“wurden nach der Pause plastisch und in satten Farben, wenn auch mitunter etwas lärmig interpretiert.
Das Ballett nach dem antiken Hirtenroman des Longos wollte Ravel „voll Hingabe an das Griechenland seiner Träume“schaffen. Die wichtigsten Themen des Handlungsballetts werden in einem „ausladenden musikalischen Fresko“vorgestellt und erhielten durch das Staatsorchester plakative Symbolisierung der Liebe von Daphnis und Chloé, kraftvoll, aber auch sensibel. Der wilde, kriegerische Tanz und der abschließende Bacchantische erhielten präzise und klangvolle Gestalt, die man durchaus auf als Hinweis auf eine Weiterentwicklung musikalischen Schaffens verstehen kann. Begeisterter Beifall.