Saarbruecker Zeitung

Staatsorch­ester meistert den „Tanz auf dem Vulkan“gekonnt

- VON HELMUT FACKLER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Vincent Bauer

SAARBRÜCKE­N Zum „Tanz auf dem Vulkan“hatte das Staatsthea­ter mit seinem 4. Sinfonieko­nzert gestern in die Congressha­lle geladen. Was immer man darunter verstehen mag: Das Programm war nicht nur tänzerisch dominiert, sondern auch bacchantis­ch, eruptiv, voll Wildheit und Groteske. Doch zuerst sei das Klarinette­nkonzert von Jean Françaix gewürdigt, das mit Daniel Ottensamer, dem Solo-Klarinetti­sten der Wiener Philharmon­iker, im Mittelpunk­t stand. Marc Poillet dirigierte, gesundheit­sbedingt im Sitzen und nur mit der rechten Hand. Das animierte das Orchester zu weitgehend intuitivem Agieren, was die Musiker herausford­erte und zu einem bemerkensw­erten Ergebnis führte. Ottensamer hat, mit den Worten Françaix`, diese „amüsante Kunstflugv­orführung für das Ohr, samt Loopings, Wendemanöv­er und Sturzflüge­n“tollkühn gemeistert. Mit atemberaub­ender

Technik spielte er die akrobatisc­hen Tonkaskade­n, die Kleinglied­erung ineinander geschobene­r Floskeln, die Registerwe­chsel mit einer Leichtigke­it, die dem PingPong-Spiel mit den Orchesterm­usikern Reiz und Spielfreud­e verlieh und im Allegrissi­mo ein mitreißend­es Finale fand. Da war dann eine sanfte Zugabe retardiere­nd nach dieser virtuosen Darbietung.

Anders dann die rahmenden Werke von Maurice Ravel. Zu Beginn „La Valse“, eine „Apotheose des Wiener Walzers“als phantastis­cher, fataler Wirbel. Reizvoll der Wechsel zwischen vollem Orchester und kammermusi­kalischen Strukturen, die schön ausgespiel­t und klangvoll eingefügt wurden. Rustikal und etwas undurchsic­htig gelang dem Staatsorch­ester eine Interpreta­tion, der es an Lautstärke nicht mangelte, Präzision und Schwung hielten sich in Grenzen für dieses „Poème choréograp­hique“, dessen atemberaub­ender Schlusspun­kt die Congressha­lle erbeben ließ. Auch Ravels Suiten 1 und 2 „Daphnis und Chloé“wurden nach der Pause plastisch und in satten Farben, wenn auch mitunter etwas lärmig interpreti­ert.

Das Ballett nach dem antiken Hirtenroma­n des Longos wollte Ravel „voll Hingabe an das Griechenla­nd seiner Träume“schaffen. Die wichtigste­n Themen des Handlungsb­alletts werden in einem „ausladende­n musikalisc­hen Fresko“vorgestell­t und erhielten durch das Staatsorch­ester plakative Symbolisie­rung der Liebe von Daphnis und Chloé, kraftvoll, aber auch sensibel. Der wilde, kriegerisc­he Tanz und der abschließe­nde Bacchantis­che erhielten präzise und klangvolle Gestalt, die man durchaus auf als Hinweis auf eine Weiterentw­icklung musikalisc­hen Schaffens verstehen kann. Begeistert­er Beifall.

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