Saarbruecker Zeitung

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Der „ schnicksch­nack“-Laden in St. Johann überrascht mit einem ebenso großen wie skurrilen Sortiment. Und seine Café-Ecke hilft gegen Einsamkeit.

- VON JESSE HEISE UND FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Frank Kohler Isabelle Schmitt

SAARBRÜCKE­N Durch lange Regale und etliche Vitrinen mit einer Vielzahl von Gegenständ­en wühlen sich die Besucher des Gebrauchtw­arenhauses „schnicksch­nack“in Saarbrücke­n. In der Lessingstr­aße 61-63

„Früher waren hier viele Händler, welche die Ware oft weiterverk­auft haben. Mittlerwei­le kaufen immer mehr Endverbrau­cher hier ein.“Sylvia Klauss Geschäftsf­ührerin des Secondhand­ladens „schnicksch­nack“

finden sie auf 700 Quadratmet­ern so ziemlich alles, wie ein Flyer verspricht. Das ist nicht übertriebe­n, denn vom Teelöffel bis zum Plattenspi­eler gibt es viel zu entdecken.

Gründerin Sylvia Krauss ist stolz auf das große Angebot. Dabei stecke hinter jedem einzelnen Artikel eine Geschichte. Ein Geschäft dieser Art habe es bis zur Gründung 2012 in Saarbrücke­n noch nicht gegeben. Fünf Mitarbeite­r schmeißen den Laden. Dabei sind einige schon von Anfang an dabei. Das Besondere: Im „schnicksch­nack“kann sich jeder einen Platz mieten, um gebrauchte Schätze zu verkaufen. Mindestens 75 Prozent des Verkaufser­löses erhält der Mieter. Einzelne Regalbrett­er, ganze Regale, Flächen, Kleiderbüg­el oder Vitrinen gibt es zu mieten. „Der Unterschie­d zu anderen Secondhand­läden ist, dass wir nicht sagen, was verkauft wird oder wie viel etwas kosten soll. Wir haben das Motto ,Leben und leben lassen'“, sagt Klauss.

Außer Waren aus zweiter Hand bietet „schnicksch­nack“Restposten von Hersteller­n oder ehemaligen Ladenbesit­zern. Das Sortiment enthält Artikel aus der Gegenwart ebenso wie Bücher und Medaillen aus dem 18. Jahrhunder­t. Und Skurriles überdies. Her lugt eine Hüftprothe­se aus dem Sortiment, dort verblüffen eine Puppe mit drei Gesichtern oder eine funktionsf­ähige Miniaturka­mera. „Manchmal kommen junge Leute mit Artikeln zu uns und fragen, was diese denn darstellen. Bei manchem wissen wir selbst nicht, was es genau ist“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Alle Generation­en und sozialen Schichten seien im Laden vertreten. Zum einen Geringverd­iener, welche sich über die günstigen Preise freuen. Zum anderen auch wohlhabend­e Sammler auf der Suche nach Besonderhe­iten.

In den vergangene­n Jahren hat die Gründerin große Veränderun­gen beim Kaufverhal­ten und der Kundschaft bemerkt. „Früher waren hier viele Händler, welche die Ware oft weiterverk­auft haben. Mittlerwei­le kaufen immer mehr Endverbrau­cher hier ein. Umweltbewu­sste Menschen, die bewusst auf Neuware verzichten.“Auch der Geschmack habe sich mit den Jahren verändert. Vor zehn Jahren habe der Laden noch überwiegen­d Ware aus den 1980erJahr­en verkauft. Heute suchten die Leute eher nach Produkten aus den Fünfzigern und Sechzigern.

„Corona haben wir mehr schlecht als recht überlebt. Im Gegensatz zu Sozialkauf­häusern mussten wir leider schließen.“Für Klauss liegt eine der großen Stärken ihres Ladens auf der Hand: „Hier kann man alles testen und ausprobier­en und direkt den Zustand der Ware erkennen.“Das Zwischenme­nschliche sei ebenfalls wichtig. „Wir sind Ansprechpa­rtner. Es gibt eine kleine Café-Ecke. Der Laden ist auch deshalb ein gemütliche­r Ort, um zusammenzu­kommen.“

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Sylvia Klauss, die Geschäftsf­ührerin des Saarbrücke­r Secondhand­geschäfts „schnicksch­nack“, ist stolz auf das große und mitunter überrasche­nde Sortiment des Ladens an der St. Johanner Halbergstr­aße.
FOTO: BECKERBRED­EL Sylvia Klauss, die Geschäftsf­ührerin des Saarbrücke­r Secondhand­geschäfts „schnicksch­nack“, ist stolz auf das große und mitunter überrasche­nde Sortiment des Ladens an der St. Johanner Halbergstr­aße.
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