Kleinostheim war eine Nummer zu groß
Ringer-Bundesligist KSV Köllerbach scheidet im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft aus. Keine Chance beim 15:20 im Rückkampf.
PÜTTLINGEN Das Wunder 2.0 blieb aus. Das Halbfinale um die deutsche Ringermeisterschaft war diesmal Endstation für den KSV Köllerbach. Der Gegner, der SC Siegfried Kleinostheim, war einfach eine Nummer zu groß für die Saarländer. Nach dem 12:20 im Hinkampf setzte es an diesem Samstag auch zu Hause eine 15:20-Niederlage. Über 1000 Zuschauer im Püttlinger Trimmtreff feierten Sieger und Besiegte für einen tollen Kampfabend.
„Wir können den Wettbewerb erhobenen Hauptes verlassen. Alle Sportler sind an ihre Leistungsgrenze gegangen, mehr kann man nicht erwarten“, sagte Thomas Geid, der Teamleiter des KSV: „Kleinostheims Weg ist noch nicht zu Ende. Ich glaube, wir haben gegen den kommenden Meister verloren.“Der „Siegfried“trifft im rein bayerischen Finale auf Wacker Burghausen.
Die Köllerbacher Hoffnung, die Sensation von 2018 zu wiederholen, als der KSV gegen den TuS Adelhausen sogar einen Rückstand von neun Punkten wettmachen konnte, erhielt schon auf der Waage einen Dämpfer. Peter Öhler fehlte in der Aufstellung. Der 31-jährige Polizeibeamte, der in der Klasse bis 98 Kilo griechisch-römisch in dieser Saison nur einen Kampf verloren hatte, musste beim internationalen Ranglistenturnier in Zagreb antreten, um seine Chancen auf seine erste Teilnahme an den Olympischen Spielen zu wahren. Sein Ersatz, Kilian Schäfer aus der zweiten Mannschaft des KSV, bot eine gute Leistung, hielt die erwartbare Niederlage gegen Ilja Klasner mit 1:12 im Rahmen.
Überraschend wie ärgerlich war dagegen die Schulterniederlage von Denis Demirov (57 Kilo griechischrömisch), der sich nach 3:21 Minuten Kampfzeit von einem Hüftschwung seines Gegners Marlan Mukashev überraschen ließ. Ein herber Stimmungsdämpfer gleich zu Beginn.
Nachdem Oleksandr Khotsianivski (130 Kilo Freistil) Christoph Henn ohne Gegenwehr auf die Schultern legte, brach Alexandru Chirtoaca das Stimmungstief. Er lag in der Klasse bis 61 Kilo Freistil gegen Ioan-Raul Donu bis 20 Sekunden vor der Schlusssirene mit drei Punkten zurück. Dann setzte Chirtoaca alles auf eine Karte, warf den Kleinostheimer aus der Zone, erntete vier Zähler und entschied dieses spannende Duell doch noch mit 8:7 für sich.
Etienne Kinsinger gewann das deutsche Duell der Klasse bis 66 Kilo Greco mit 5:0 gegen Deniz Meneske, zeigte nach dem Seuchenjahr 2023 aufsteigende Form, was ihm Hoffnung geben sollte, wie Öhler auch noch auf den Zug nach Paris aufspringen zu können. Ganz stark war auch der Auftritt von Mikail Sava (bis 71 Kilo Freistil), der mit 6:1 gegen Saba Bolaghi siegte. Es war wohl der letzte Auftritt des Moldauers im KSV-Trikot. „Es waren tolle sieben Jahre, ich habe hier viel Spaß gehabt und Freunde gefunden“, sagte Sava.
Weltklasse-Sport bekamen die Fans in der Klasse bis 86 Kilo Freistil zu sehen. Köllerbachs Europameister Vasyl Mykhailov traf auf Magomed Ramazanov. Der Kleinostheimer führte Mitte der zweiten Runde 4:0, dann kam der Ukrainer in Oberlage und verkürzte auf 2:4. Die Entscheidung fiel in der Schlusssekunde. Die Aktion des Köllerbachers war so schnell, dass sie auch durch das Kampfgericht um den starken Mattenleiter Thomas Knosp erst durch Videobeweis aufzuschlüsseln war: Mykhailovs Ausheber mit Kontrolle außerhalb der Kampfzone gab zwei Punkte. Und weil dies die letzte Wertung beim 4:4 war, ging der Kampf mit einem Mannschaftspunkt an den KSV. Nach der EM-und der Olympia-Qualifikation will Mykhailov in der nächsten Saison wiederkommen: „Dann greifen wir wieder an.“
Dafür muss der KSV sich aber verstärken. Und dazu bräuchte es deutlich mehr Geld als den bisherigen Etat von geschätzt 250 000 Euro. Die Finalisten sollen doppelt soviel Geld in die Hand nehmen, heißt es. „Es ist zwar noch nicht alles abgerechnet, aber wir werden die Saison mit einer schwarzen Null abschließen“, sagte der Vorsitzende Hilmar Rehlinger, „gerade die deutschen Sportler, die uns weiterhelfen würden, sind aber derzeit für uns nicht zu finanzieren.“Öhler und Kinsinger sollen gehalten werden, Khotsianivski und Mykhailov haben unterschrieben, und auch der 43-jährige Andrij Shyyka wird noch ein Jahr dranhängen.