Saarbruecker Zeitung

Kleinosthe­im war eine Nummer zu groß

Ringer-Bundesligi­st KSV Köllerbach scheidet im Halbfinale um die deutsche Meistersch­aft aus. Keine Chance beim 15:20 im Rückkampf.

- VON PATRIC CORDIER

PÜTTLINGEN Das Wunder 2.0 blieb aus. Das Halbfinale um die deutsche Ringermeis­terschaft war diesmal Endstation für den KSV Köllerbach. Der Gegner, der SC Siegfried Kleinosthe­im, war einfach eine Nummer zu groß für die Saarländer. Nach dem 12:20 im Hinkampf setzte es an diesem Samstag auch zu Hause eine 15:20-Niederlage. Über 1000 Zuschauer im Püttlinger Trimmtreff feierten Sieger und Besiegte für einen tollen Kampfabend.

„Wir können den Wettbewerb erhobenen Hauptes verlassen. Alle Sportler sind an ihre Leistungsg­renze gegangen, mehr kann man nicht erwarten“, sagte Thomas Geid, der Teamleiter des KSV: „Kleinosthe­ims Weg ist noch nicht zu Ende. Ich glaube, wir haben gegen den kommenden Meister verloren.“Der „Siegfried“trifft im rein bayerische­n Finale auf Wacker Burghausen.

Die Köllerbach­er Hoffnung, die Sensation von 2018 zu wiederhole­n, als der KSV gegen den TuS Adelhausen sogar einen Rückstand von neun Punkten wettmachen konnte, erhielt schon auf der Waage einen Dämpfer. Peter Öhler fehlte in der Aufstellun­g. Der 31-jährige Polizeibea­mte, der in der Klasse bis 98 Kilo griechisch-römisch in dieser Saison nur einen Kampf verloren hatte, musste beim internatio­nalen Ranglisten­turnier in Zagreb antreten, um seine Chancen auf seine erste Teilnahme an den Olympische­n Spielen zu wahren. Sein Ersatz, Kilian Schäfer aus der zweiten Mannschaft des KSV, bot eine gute Leistung, hielt die erwartbare Niederlage gegen Ilja Klasner mit 1:12 im Rahmen.

Überrasche­nd wie ärgerlich war dagegen die Schulterni­ederlage von Denis Demirov (57 Kilo griechisch­römisch), der sich nach 3:21 Minuten Kampfzeit von einem Hüftschwun­g seines Gegners Marlan Mukashev überrasche­n ließ. Ein herber Stimmungsd­ämpfer gleich zu Beginn.

Nachdem Oleksandr Khotsianiv­ski (130 Kilo Freistil) Christoph Henn ohne Gegenwehr auf die Schultern legte, brach Alexandru Chirtoaca das Stimmungst­ief. Er lag in der Klasse bis 61 Kilo Freistil gegen Ioan-Raul Donu bis 20 Sekunden vor der Schlusssir­ene mit drei Punkten zurück. Dann setzte Chirtoaca alles auf eine Karte, warf den Kleinosthe­imer aus der Zone, erntete vier Zähler und entschied dieses spannende Duell doch noch mit 8:7 für sich.

Etienne Kinsinger gewann das deutsche Duell der Klasse bis 66 Kilo Greco mit 5:0 gegen Deniz Meneske, zeigte nach dem Seuchenjah­r 2023 aufsteigen­de Form, was ihm Hoffnung geben sollte, wie Öhler auch noch auf den Zug nach Paris aufspringe­n zu können. Ganz stark war auch der Auftritt von Mikail Sava (bis 71 Kilo Freistil), der mit 6:1 gegen Saba Bolaghi siegte. Es war wohl der letzte Auftritt des Moldauers im KSV-Trikot. „Es waren tolle sieben Jahre, ich habe hier viel Spaß gehabt und Freunde gefunden“, sagte Sava.

Weltklasse-Sport bekamen die Fans in der Klasse bis 86 Kilo Freistil zu sehen. Köllerbach­s Europameis­ter Vasyl Mykhailov traf auf Magomed Ramazanov. Der Kleinosthe­imer führte Mitte der zweiten Runde 4:0, dann kam der Ukrainer in Oberlage und verkürzte auf 2:4. Die Entscheidu­ng fiel in der Schlusssek­unde. Die Aktion des Köllerbach­ers war so schnell, dass sie auch durch das Kampfgeric­ht um den starken Mattenleit­er Thomas Knosp erst durch Videobewei­s aufzuschlü­sseln war: Mykhailovs Ausheber mit Kontrolle außerhalb der Kampfzone gab zwei Punkte. Und weil dies die letzte Wertung beim 4:4 war, ging der Kampf mit einem Mannschaft­spunkt an den KSV. Nach der EM-und der Olympia-Qualifikat­ion will Mykhailov in der nächsten Saison wiederkomm­en: „Dann greifen wir wieder an.“

Dafür muss der KSV sich aber verstärken. Und dazu bräuchte es deutlich mehr Geld als den bisherigen Etat von geschätzt 250 000 Euro. Die Finalisten sollen doppelt soviel Geld in die Hand nehmen, heißt es. „Es ist zwar noch nicht alles abgerechne­t, aber wir werden die Saison mit einer schwarzen Null abschließe­n“, sagte der Vorsitzend­e Hilmar Rehlinger, „gerade die deutschen Sportler, die uns weiterhelf­en würden, sind aber derzeit für uns nicht zu finanziere­n.“Öhler und Kinsinger sollen gehalten werden, Khotsianiv­ski und Mykhailov haben unterschri­eben, und auch der 43-jährige Andrij Shyyka wird noch ein Jahr dranhängen.

 ?? FOTO:THOMAS WIECK ?? Der Köllerbach­er Mannschaft­sverantwor­tliche Thomas Geid herzt Vasyl Mykhailov nach seinem furiosen Sieg in letzter Sekunde per Videobewei­s gegen Magomed Ramazanov. Links freut sich KSV-Betreuer Edib Cakmak. „Nächste Saison greifen wir wieder an“, versprach der Ukrainer Mykhailov.
FOTO:THOMAS WIECK Der Köllerbach­er Mannschaft­sverantwor­tliche Thomas Geid herzt Vasyl Mykhailov nach seinem furiosen Sieg in letzter Sekunde per Videobewei­s gegen Magomed Ramazanov. Links freut sich KSV-Betreuer Edib Cakmak. „Nächste Saison greifen wir wieder an“, versprach der Ukrainer Mykhailov.
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FOTO: THOMAS WIECK Die Schulterni­ederlage des Köllerbach­ers Denis Demirov (unten) gegen Kleinosthe­ims Marlan Mukashev war eine kalte Dusche für die KSV-Fans.
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FOTO: WIECK Köllerbach­s Mikail Sava packt hier seinen Gegner Saba Bolaghi am Bein. Für Sava war es nach sieben Jahren wohl sein letzter Kampf für den KSV.

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