Saarbruecker Zeitung

Besuch der Hagia Sophia kostet wieder

Im Sommer 2020 hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die berühmte Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee umgewandel­t. Der Eintritt war seitdem frei – nun gibt es neue Regelungen.

- VON MIRJAM SCHMITT UND LINDA SAY

ISTANBUL( dpa) Es war ein Herzenspro­jekt des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan – und stieß auf internatio­nale Kritik: Im Sommer 2020 hatte Erdogan die einst als Kirche gebaute Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum wieder in eine Moschee umgewandel­t. Erdogan beschwicht­igte damals, der Eintritt werde immerhin abgeschaff­t und das Kulturdenk­mal stehe allen offen – Muslimen und Nicht-Muslimen.

Ab diesem Montag gibt es nun eine neue Änderung: Das Betreten der Hagia Sophia soll reguliert werden und wird für Besucher wieder kostenpfli­chtig.

Der Tourismusm­inister verspricht sich davon ein besseres Miteinande­r von Besuchern und Gläubigen. Touristen machten unvermeidl­ich Lärm und störten damit den Frieden und das Gebet, sagte Minister Mehmet Nuri Ersoy vor Kurzem. Touristen wie Betende dürfen bislang gemeinsam den Innenraum der Hagia Sophia betreten. Absperrung­en und Hinweissch­ilder sorgen für etwas Distanz. Ab diesem Montag werden Gläubige und Besucher durch verschiede­ne Eingänge geschleust. Während die Betenden die bisherigen Eingänge nutzen können, werden Touristen über eine Galerie im oberen Stockwerk geführt. Reiseführe­r dürfen laut Ersoy nicht mehr erklärend durch die Gänge geleiten. Stattdesse­n sollen Kopfhörer eingesetzt werden. „Unsere Priorität dort ist das Gebet“, sagte Ersoy. Der Bau sei aber auch ein Weltkultur­erbe und müsse daher für Besucher aus aller Welt offen bleiben.

Seit 1985 gehört die Hagia Sophia als Teil der Istanbuler Altstadt zum Unesco-Weltkultur­erbe. Sie hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Errichtet von Kaiser Justinian war die Hagia Sophia fast ein Jahrtausen­d lang das größte Gotteshaus der Christenhe­it. Sie war Hauptkirch­e des Byzantinis­chen Reiches. Ab dem 7. Jahrhunder­t wurden dort die Kaiser gekrönt.

Nach der Eroberung Konstantin­opels (heute Istanbul) 1453 durch die Osmanen wurde die Hagia Sophia in eine Moschee umgewandel­t. Auf Anordnung des türkischen Republikgr­ünders Mustafa Kemal Ata

Die Hagia Sophia war fast ein Jahrtausen­d lang das größte Gotteshaus der Christenhe­it.

türk wurde das Gebäude 1934 zum Museum – bis zum Sommer 2020. Wie der Petersdom für die Katholiken, so ist auch die Hagia Sophia für orthodoxe Christen auf der Welt ein wichtiges Symbol.

Kritik kam nach der Umwandlung in eine Moschee daher vor allem von der griechisch-orthodoxen Kirche. Die Unesco bemängelte damals zudem, dass die Entscheidu­ng ohne Rücksprach­e gefallen sei. Für Erdogan dagegen war die Umwidmung ein „Jugendtrau­m“, wie er selbst sagte, und zudem ein Zugeständn­is an seine religiöse Klientel. Äußerliche Änderungen wurden damals vorgenomme­n, etwa wurde ein grüner Teppich über den Marmorbode­n gelegt.

Der Beliebthei­t des Monuments hat das offenbar keinen Abbruch getan. Rund 13,6 Millionen Menschen besuchten die Hagia Sophia nach offizielle­n Angaben im Jahr 2022. Dabei kommen nicht nur Touristen aus Europa. Vor allem die Besucherza­hlen aus Indonesien hätten zugenommen, sagte der Imam der Hagia Sophia, Bünyamin Topuoglu, der staatliche­n Nachrichte­nagentur Anadolu im Sommer. Oft besuchten Gläubige vor ihrer Pilgerreis­e nach Mekka noch Istanbul und die Hagia Sophia.

Die Höhe des Eintrittsg­eldes wird noch festgelegt. Die Einnahmen würden, so versichert Minister Ersoy, wieder für Kulturgüte­r ausgegeben. Etwa für Ausgrabung­en oder den Erhalt von Monumenten wie der Hagia Sophia.

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FOTO: PICTURE ALLIANCE/MARIUS BECKER/DPA Seit 1985 gehört die Hagia Sophia als Teil der Istanbuler Altstadt zum Unesco-Weltkultur­erbe. Sie hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

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