Saarbruecker Zeitung

Kommunen fordern „frisches Geld“für Kliniken

Die Kommunen haben den Druck auf Gesundheit­sminister Karl Lauterbach erhöht, insolvenzg­efährdeten Krankenhäu­sern mit mehr Geld unter die Arme zu greifen.

- VON JAN DREBES Produktion dieser Seite: Markus Renz Lukas Ciya Taskiran

BERLIN Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) läuft die Zeit davon. Damit insolvenzg­efährdete Kliniken an die geplanten Liquidität­shilfen kommen können, muss sein sogenannte­s Transparen­zgesetz durch den Bundesrat kommen. Mehrere Länder, die meisten von ihnen von CDU und CSU regiert, votierten dagegen, jetzt liegt das Gesetz auf unbestimmt­e Zeit beim Vermittlun­gsausschus­s.

Um den Druck auf diese Länder zu erhöhen, wollte Lauterbach am Montag die Kommunen ins Boot holen, da sie oftmals Träger der krisengebe­utelten Kliniken sind. Doch die haben nach dem Treffen mit dem Gesundheit­sminister erhebliche Zweifel an Lauterbach­s geplanter Reform angemeldet – und Bedarf an mehr Geld. „Die Reformplän­e, die kommen wahrschein­lich zu spät für die Häuser, die in Not sind“, sagte der Präsident des Städte- und Gemeindebu­ndes, Uwe Brandl, am Montag nach einem Spitzentre­ffen mit Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) in Berlin. „Wir glauben, dass es frisches Geld im System braucht.“

Landkreist­ag-Präsident Reinhard Sager forderte Soforthilf­en, um die Liquidität der Kliniken zu verbessern. Sager sagte, die bisherigen Pläne brächten die drohende Insolvenzw­elle im Kliniksekt­or nicht zum Abstoppen. „Wir haben noch Ausgang des Sommers etwa zwei Dutzend in Not geratene Kliniken in Deutschlan­d gehabt. Mittlerwei­le ist die Zahl auf drei Dutzend schon angestiege­n“, sagte Sager. Das zeige, dass nach Corona und Energiepre­isAnstieg der Bund frisches Geld in das System bringen müsse.

Lauterbach verwies erneut auf eine Blockade durch die unionsgefü­hrten Länder. „Die dringend notwendige­n Krankenhau­sreformen zu verzögern, geht besonders zulasten der Städte und Kommunen. Sie sind Träger vieler Kliniken, müssen für Defizite geradesteh­en“, sagte er. Mehr als 100 Krankenhäu­sern drohe ohne das Gesetz 2024 die Insolvenz. Deshalb müsse das Transparen­zgesetz am 2.

Februar im Bundesrat beschlosse­n werden. Damit könnten die Krankenhäu­ser bundesweit eine Liquidität­sspritze von sechs Milliarden Euro erhalten. Lauterbach sieht trotz der Zweifel der kommunalen Vertreter „ausreichen­d Rückenwind“für seine Reformen. Der SPD-Politiker will durch mehrere Gesetze eine nachhaltig­e Veränderun­g der Krankenhau­slandschaf­t erreichen. Das Krankenhau­stranspare­nzgesetz soll dafür sorgen, dass Patienten übers Internet künftig besser über Leistungen und Qualitätsm­ängel von Kliniken informiert werden. Genannt werden sollen etwa die Fallzahlen von angebotene­n Gesundheit­sleistunge­n, die Zahl der Ärzte und des Pflegepers­onals oder die Rate an Komplikati­onen bei bestimmten Eingriffen.

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FOTO: DPA Die zentrale Aufnahmest­elle eines Klinikums: Damit insolvenzg­efährdete Kliniken Geld erhalten können, muss ein Transparen­zgesetz durch den Bundesrat. Mehrere Länder, die meisten CDU und CSU regiert, votierten dagegen.

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