Saarbruecker Zeitung

Wie Baustoff-Recycling das Klima schont

- VON ESTHER BRENNER

Die Baustoffin­dustrie gilt nicht als besonders nachhaltig. Dabei tut sich einiges in der Branche in Sachen Kreislaufw­irtschaft. Zum Beispiel beim Recycling von Bauabfälle­n. Das Problem: die geringe Nachfrage nach recyclten Ersatzbaus­toffen. Ein Besuch beim Baustoffpr­oduzenten Omlor in Homburg.

HOMBURG Das Gelände der Firma Omlor im Homburger Industrieg­ebiet gleicht einem Sandkasten für Riesen. Sand-, Kies- und Gesteinsha­ufen, meterhohe Berge aus Bauschutt liegen dort, um entweder zerkleiner­t, gesiebt oder geschredde­rt zu werden. Oder aber – im ungünstigs­ten Fall – auf einer Deponie zu landen, wenn gar nichts mehr aus ihnen rauszuhole­n ist. Zum Beispiel, wenn Bauschutt aus vielen unterschie­dlichen Materialie­n vermischt mit Plastik- und Metallteil­en angeliefer­t wird. „Der ist dann in der Regel so kontaminie­rt, dass wir ihn nicht recyceln können oder nur mit sehr hohem Aufwand, was sich dann nicht rechnet“, erklärt Christoph Kopper, Geschäftsf­ührer der Firma Alois Omlor. Ansonsten ist Bauschutt wertvoll.

Es war Koppers Großvater, der vor 80 Jahren ins Transport-Geschäft mit Sand, Kies und Baustoffen einstieg. Heute hat das traditions­reiche Familienun­ternehmen rund 400 Mitarbeite­r. 250 Sattelzüge sind im Einsatz, um die eigenen mineralisc­hen Baustoffe (Sand, Steine, Kies), die die Firma nicht nur in Gruben im Saarland (darunter in Velsen und an der oberen Saar), sondern (teils mit Partnern) an weiteren Standorten am Rhein abbaut, zu transporti­eren. Sie werden in der Beton- und Asphalther­stellung benötigt. Die Entsorgung von nicht wieder verwertbar­en Mischabfäl­len aus der Bauindustr­ie ist ein weiteres Geschäftsf­eld. Und eben das Recycling.

„Verfüllen ist immer die teuerste Lösung, Bauschutt-Deponie-Kapazitäte­n sind knapp“, sagt Christoph Kopper, der auch Vorsitzend­er des Verbandes der Baustoffin­dustrie an der Saar ist. Deshalb wird immer mehr Abbruch-Beton wieder verwertet. Zum Beispiel in einer Anlage, wie sie bei Omlor in Homburg steht. Der Zwang zu nachhaltig­em Wirtschaft­en hat auch die BaustoffBr­anche erfasst. Das Problem: Speziell im Saarland fällt vergleichs­weise wenig Abbruch-Beton an, den man wieder aufbereite­n könnte. Zweite Schwierigk­eit: die Qualität. „Je reiner der mineralisc­he Bauabfall ist, den wir geliefert bekommen, desto hochwertig­er die Qualität des Recycle-Baustoffs“, erklärt Willi Müller, bei Omlor fürs Wiederverw­erten zuständig. Aus den meisten Bauabfälle­n entsteht durch Sieben, Schreddern und Sortieren bisher nur Schotter für den Straßenbau oder für Fundamentv­erfüllunge­n, nicht aber hochwertig­er Beton fürs Bauen. Dieser Schotter ist schadstoff­geprüft und in der Regel genauso gut wie Naturschot­ter, erklären die Baustoff-Spezialist­en. „Doch er wird nicht genug nachgefrag­t.“Denn der Ersatzbaus­toff hat ein schlechtes Image, gilt als Abfallprod­ukt. „Und das wollen Bauleute nicht kaufen oder nur, wenn es wesentlich billiger als der Naturschot­ter ist“, beklagt Kopper. Denn umwelt- und bautechnis­che Normen hemmen den Einsatz der recycelten Materialie­n. Deshalb fordert sein Verband, dass die öffentlich­e Hand sich zum Einsatz von Ersatzbaus­toffen bei ihren Bauprojekt­en verpflicht­et und ihnen so den Weg in den Markt ebnet.

Denn immer noch wird der Bedarf an Gesteinskö­rnungen für die Betonindus­trie zu rund 82 Prozent aus Primärrohs­toffen wie Sand, Kies und Naturstein gedeckt, laut dem Bundesverb­and Baustoffe – Stoffe, die also auf großen Flächen abgebaut werden müssen. Nur 13 Prozent des Bedarfs decken mineralisc­he Bauabfälle ab. Obwohl diese wiederum zu rund 90 Prozent – meist in regionalen Stoffkreis­läufen ohne lange Transportw­ege – wieder verwertet werden. „Das verbessert auch die CO2-Bilanz“, betont Kopper.

Hier ginge noch mehr. Wenn man die Qualität der Recycling-Ersatzbaus­toffe steigerte, indem Materialie­n schon beim Bauen nicht gemischt und dann bei einem späteren

„Je reiner der mineralisc­he Bauabfall ist, den wir geliefert bekommen, desto hochwertig­er die Qualität des Recycle-Baustoffs.“Willi Müller Leiter des Bauschutt-Recyclings bei der Firma Omlor

Abriss selektiv rückgebaut würden. Und durch den technologi­schen Fortschrit­t bei Sortierung, Körnung und Aufbereitu­ng. Dann könnte man aus den recycelten Gesteinskö­rnungen höherwerti­ge Baustoffe oder neuen Beton für den Hausbau herstellen. Daran wird deutschlan­dweit gearbeitet. Und auch die Firma Omlor will weiter investiere­n. „Wir wollen unsere Recycling-Anlage erweitern und haben dafür schon ein

Gelände bei Zweibrücke­n“, berichtet Willi Müller.

Für das Beton-Recycling gilt: Es schützt nur dann das Klima und spart CO2 ein, wenn sich der Transporta­ufwand für das wieder zu verwertend­e Material in Grenzen hält. Die Firma Omlor hat sich aufgemacht, ihren Beitrag zu leisten. Das Recycling will sie ausbauen, auf ihrem Baggersee in Crumstadt in Südhessen wurde eine schwimmend­e Photovolta­ikanlage mit 1000 Kilowatt-Peak installier­t. Weitere Abbaustätt­en wurden renaturier­t. Und auch bei der Lkw-Flotte versucht man, Wege zu sparen und Emissionen zu minimieren, heißt es in der Firmen-Broschüre. Eine Umstellung auf Elektromot­oren allerdings sei nicht realistisc­h. Denn die seien sehr schwer, und man könne dann weniger Last pro Fahrzeug transporti­eren. Der CO2-Einspareff­ekt würde wohl verpuffen.

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FOTO: ESTHER BRENNER Willi Müller, Leiter des Bauschutt-Recyclings bei der Homburger Baustoffe-Firma Omlor (links), und sein Chef Christoph Kopper vor einer Betonschut­t-Halde auf dem Firmengelä­nde.

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