Dehoga-Saar: 2023 war viertes Jahr mit Umsatzminus
SAARBRÜCKEN (ulo) Fast nirgendwo in Deutschland steht die Gastronomie derzeit so stark unter Druck wie im Genussland Saarland mit seiner großen Restaurant- und Kneipendichte: Jeder vierte Betrieb ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereits auf der Strecke geblieben und zum vierten Mal in Folge hat die Branche nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr ein reales Umsatzminus hinnehmen müssen.
Beim traditionellen Neujahrsempfang des Gastronomieverbandes Dehoga Saar im Saarbrücker Zeltpalast des Alexander Kunz Theatre sagte Dehoga-Präsident Michael Buchna: „Wir haben als Spitzenreiter schon 800 Betriebe verloren und ich denke, die wieder eingeführte höhere Mehrwertsteuer für Speisen wird weitere 200 Betriebe dahinraffen.“Er forderte eine Rückkehr zum ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent sowie deutlich effektivere Maßnahmen der Politik zum Bürokratieabbau und zur Beseitigung der Konjunkturbremse im Land. „Da sind Gastgeber und Gäste in einem Boot“, meinte er.
Zur Frage nach der aktuellen Stimmung unter den Saar-Gastronomen sagte Buchna vor Journalisten: „Wenn wir Gäste haben, freuen wir uns sehr und Sie werden keinen nicht lächelnden Gastgeber finden, der nicht gute Miene zum bösen Spiel macht“. Zornig mache es ihn, dass sich die Gäste es sich teils gar nicht mehr leisten könnten, einen Moment des Genusses, der Kulinarik oder der Erholung erleben zu können.
Ob und wann die Saar-Gastronomen wegen der im Vergleich zum benachbarten Frankreich und Luxemburg deutlich höheren Mehrwertsteuer sowie wegen der eigenen immer höheren Kostenbelastungen ihre Preise noch erhöhen wollten, ließ Dehoga-Präsident Buchna offen. Essen müsse auf jeden Fall bezahlbar bleiben und auch weiterhin für alle möglich sein.
„Sauer“zeigte sich Buchna, Betreiber des Landhotels Saarschleife in Mettlach, dass Proteste der Gastronomen nicht genügend wahrgenommen würden. So hätten am Montag Gastronomen vor dem Brandenburger Tor in Berlin demonstriert – und der Dehoga-Chef erklärte der SZ: „Wenn ich in der Lage wäre, meine Küche auf Räder zu stellen, dann wäre ich letzte Woche wie die Bauern mit dem Traktor über die Autobahn gefahren“.
Laut Dehoga-Hauptgeschäftsführer Frank C. Hohrath leidet die saarländische Gastro-Branche mit aktuell noch etwa 2400 Betrieben, rund 10 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und mehr als 5000 Aushilfskräften bereits seit dem Corona-Ausbruch unter realen preisbereinigten Umsatzrückgängen sowie verschärftem Personalmangel abgewanderter Kräfte. Dem will der Dehoga mit seiner neuen Imagekampagne „Du machst den Moment“etwas entgegensetzen.