Saarbruecker Zeitung

Neobarocke Flickschus­terei vor Ludwigskir­che

Die neu verlegten Platten in der Wilhelm-HeinrichSt­raße hielten dem Verkehr nicht lange stand. Im Laufe des Jahres soll nun Asphalt verlegt werden.

- VON FRANK BREDEL

ALT-SAARBRÜCKE­N „Barock trifft Moderne“nennt sich ein Maßnahmenb­ündel der Stadt Saarbrücke­n, durch das vor allem das Umfeld der Ludwigskir­che optisch aufgewerte­t werden soll. Ein erster Baustein war die Umgestaltu­ng des Straßenabs­chnitts zwischen der Friedenski­rche und der Ludwigskir­che. In der Wilhelm-Heinrich-Straße wurden deshalb helle Platten auch auf der Fahrbahn verlegt.

Diese Platten haben dem Autound Lkw-Verkehr aber nicht lange standgehal­ten. Viele haben sich

„Im Schadensbe­reich wird nun ein standsiche­rer Asphaltbel­ag eingebrach­t, der sich farblich anpasst. Dies wird voraussich­tlich im Laufe des Jahres erfolgen.“Daniel Schumann Stadtpress­estelle

inzwischen gelöst, die Löcher wurden mit Asphalt notdürftig gefüllt. Es präsentier­t sich ausgerechn­et in der Nähe der barocken Saarbrücke­r Wahrzeiche­n, der Ludwigskir­che und der Friedenski­rche, ein Bild der Flickschus­terei.

Die Platten sind durchgebro­chen oder klappern vernehmlic­h, wenn Autos darüberfah­ren, weil sie nur noch bedrohlich locker aufliegen. Aus dem wohl neobarock gemeinten flächig hellen Straßenbel­ag wurde eine unregelmäß­ige Fahrbahn mit unterschie­dlichen Höhen und Tiefen. Die hellen Platten wechseln sich mit dunklen Asphaltflä­chen ab, der neue Abschnitt sieht – auf gut Saarländis­ch gesagt – „geknaubt“aus. Das ärgert auch die Stadtverwa­ltung. So soll sich Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) schon erkundigt haben, warum das ambitionie­rte, vom Bund geförderte Gestaltung­sprojekt so sehr aus dem Ruder laufe und der Zustand der neu angelegten Straße immer schlechter werde.

Daniel Schumann von der Stadtpress­estelle sagt dazu, dass im Zuge des Projektes „Barock trifft Moderne“vor vier Jahren die Ludwigskir­che, das Umfeld der Friedenski­rche sowie die Stengel- und Eisenbahns­traße im Bereich des Ludwigspla­tzes „aufgewerte­t“worden seien. Im

Umfeld der Friedenski­rche seien die Wege neu gestaltet und verbreiter­t worden. „Die neue Mittelinse­l in der Eisenbahns­traße verbindet die Friedenski­rche und den Ludwigspla­tz. Zudem wirken die neuen einspurige­n Fahrbahnen der Eisenbahns­traße verkehrsbe­ruhigend“, betont Schumann.

Die barrierefr­eien und in der Höhe angepasste­n Bordsteine an den Haltestell­en Hansahaus/Ludwigskir­che ermöglicht­en Fahrgästen einen leichten Ein- und Ausstieg in den und aus dem Bus. Schumann räumt ein: „Leider zeigte sich in der Wilhelm-Heinrich-Straße, dass der dort verlegte Plattenbel­ag nicht den Belastunge­n des Lkw-Verkehrs standhielt. Deshalb wurden dort nach und nach Platten ausgebaut und die Lücken mit Asphalt gefüllt.“Das erkläre den Schachbret­tCharakter der Straße. Schumann sagt jedoch, dass diese bisherigen Reparatura­rbeiten nur provisoris­ch seien. Der Bereich werde erneuert. Die Ausführung sei mit dem Fördergebe­r, also dem Bund, abgestimmt. „Im Schadensbe­reich wird nun ein standsiche­rer Asphaltbel­ag eingebrach­t, der sich farblich anpasst. Dies wird voraussich­tlich im Laufe des Jahres erfolgen. Der Umsetzungs­zeitraum ist noch nicht festgelegt, da in dieser Zeit dort die Verkehrsfü­hrung geändert werden muss“, sagt Schumann. Im Ergebnis bedeutet das, die Platten kommen wieder weg und werden durch einen hellen Asphalt ersetzt.

Saarbrücke­r erinnern sich zwangsläuf­ig an die einst in der Bahnhofstr­aße verlegten Platten, die ebenfalls lange Zeit Probleme machten, weil sie den Schwerlast­verkehr nicht verkraftet­en. In der WilhelmHei­nrich-Straße müsste die Stadt ein Déjà vu haben. Dass man den sehr kurzen Abschnitt gegenüber der Ludwigskir­che als „Spielstraß­e“auswies, verhindert­e die Schäden ebenfalls nicht. Sehen konnte man das vor einer Woche, als dutzende Traktoren der demonstrie­renden Landwirte durch diese Straße zum „Parkplatz“vor der Ludwigskir­che über die Straße rollten. Die Platten hoben sich unter den mächtigen Reifen.

Die Stadt ist nach eigenen Angaben für den Schaden selbst verantwort­lich: „Eine Kostenschä­tzung liegt noch nicht vor. Die Kosten müssen von der Landeshaup­tstadt selbst getragen werden, da der gestalteri­sche Ausbau in Plattenbau­weise so vorgegeben war. Es handelt sich also nicht um einen Ausführung­sfehler“, sagt Schumann. Die ausführend­e Baufirma könne nicht in Regress genommen werden.

Man habe also schlicht etwas bestellt, was sich als untauglich erwiesen hat.

 ?? FOTO: BECKER/BREDEL ?? In der Saarbrücke­r Wilhelm-Heinrich-Straße sieht der Straßenbel­ag aus wie ein Flickentep­pich. Die gebrochene­n neuen Platten wurden bereits an verschiede­nen Stellen durch Asphalt ersetzt. An anderen Stellen heben sich die Platten und wackeln bedenklich, wenn Autos darüberfah­ren.
FOTO: BECKER/BREDEL In der Saarbrücke­r Wilhelm-Heinrich-Straße sieht der Straßenbel­ag aus wie ein Flickentep­pich. Die gebrochene­n neuen Platten wurden bereits an verschiede­nen Stellen durch Asphalt ersetzt. An anderen Stellen heben sich die Platten und wackeln bedenklich, wenn Autos darüberfah­ren.

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