Neobarocke Flickschusterei vor Ludwigskirche
Die neu verlegten Platten in der Wilhelm-HeinrichStraße hielten dem Verkehr nicht lange stand. Im Laufe des Jahres soll nun Asphalt verlegt werden.
ALT-SAARBRÜCKEN „Barock trifft Moderne“nennt sich ein Maßnahmenbündel der Stadt Saarbrücken, durch das vor allem das Umfeld der Ludwigskirche optisch aufgewertet werden soll. Ein erster Baustein war die Umgestaltung des Straßenabschnitts zwischen der Friedenskirche und der Ludwigskirche. In der Wilhelm-Heinrich-Straße wurden deshalb helle Platten auch auf der Fahrbahn verlegt.
Diese Platten haben dem Autound Lkw-Verkehr aber nicht lange standgehalten. Viele haben sich
„Im Schadensbereich wird nun ein standsicherer Asphaltbelag eingebracht, der sich farblich anpasst. Dies wird voraussichtlich im Laufe des Jahres erfolgen.“Daniel Schumann Stadtpressestelle
inzwischen gelöst, die Löcher wurden mit Asphalt notdürftig gefüllt. Es präsentiert sich ausgerechnet in der Nähe der barocken Saarbrücker Wahrzeichen, der Ludwigskirche und der Friedenskirche, ein Bild der Flickschusterei.
Die Platten sind durchgebrochen oder klappern vernehmlich, wenn Autos darüberfahren, weil sie nur noch bedrohlich locker aufliegen. Aus dem wohl neobarock gemeinten flächig hellen Straßenbelag wurde eine unregelmäßige Fahrbahn mit unterschiedlichen Höhen und Tiefen. Die hellen Platten wechseln sich mit dunklen Asphaltflächen ab, der neue Abschnitt sieht – auf gut Saarländisch gesagt – „geknaubt“aus. Das ärgert auch die Stadtverwaltung. So soll sich Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) schon erkundigt haben, warum das ambitionierte, vom Bund geförderte Gestaltungsprojekt so sehr aus dem Ruder laufe und der Zustand der neu angelegten Straße immer schlechter werde.
Daniel Schumann von der Stadtpressestelle sagt dazu, dass im Zuge des Projektes „Barock trifft Moderne“vor vier Jahren die Ludwigskirche, das Umfeld der Friedenskirche sowie die Stengel- und Eisenbahnstraße im Bereich des Ludwigsplatzes „aufgewertet“worden seien. Im
Umfeld der Friedenskirche seien die Wege neu gestaltet und verbreitert worden. „Die neue Mittelinsel in der Eisenbahnstraße verbindet die Friedenskirche und den Ludwigsplatz. Zudem wirken die neuen einspurigen Fahrbahnen der Eisenbahnstraße verkehrsberuhigend“, betont Schumann.
Die barrierefreien und in der Höhe angepassten Bordsteine an den Haltestellen Hansahaus/Ludwigskirche ermöglichten Fahrgästen einen leichten Ein- und Ausstieg in den und aus dem Bus. Schumann räumt ein: „Leider zeigte sich in der Wilhelm-Heinrich-Straße, dass der dort verlegte Plattenbelag nicht den Belastungen des Lkw-Verkehrs standhielt. Deshalb wurden dort nach und nach Platten ausgebaut und die Lücken mit Asphalt gefüllt.“Das erkläre den SchachbrettCharakter der Straße. Schumann sagt jedoch, dass diese bisherigen Reparaturarbeiten nur provisorisch seien. Der Bereich werde erneuert. Die Ausführung sei mit dem Fördergeber, also dem Bund, abgestimmt. „Im Schadensbereich wird nun ein standsicherer Asphaltbelag eingebracht, der sich farblich anpasst. Dies wird voraussichtlich im Laufe des Jahres erfolgen. Der Umsetzungszeitraum ist noch nicht festgelegt, da in dieser Zeit dort die Verkehrsführung geändert werden muss“, sagt Schumann. Im Ergebnis bedeutet das, die Platten kommen wieder weg und werden durch einen hellen Asphalt ersetzt.
Saarbrücker erinnern sich zwangsläufig an die einst in der Bahnhofstraße verlegten Platten, die ebenfalls lange Zeit Probleme machten, weil sie den Schwerlastverkehr nicht verkrafteten. In der WilhelmHeinrich-Straße müsste die Stadt ein Déjà vu haben. Dass man den sehr kurzen Abschnitt gegenüber der Ludwigskirche als „Spielstraße“auswies, verhinderte die Schäden ebenfalls nicht. Sehen konnte man das vor einer Woche, als dutzende Traktoren der demonstrierenden Landwirte durch diese Straße zum „Parkplatz“vor der Ludwigskirche über die Straße rollten. Die Platten hoben sich unter den mächtigen Reifen.
Die Stadt ist nach eigenen Angaben für den Schaden selbst verantwortlich: „Eine Kostenschätzung liegt noch nicht vor. Die Kosten müssen von der Landeshauptstadt selbst getragen werden, da der gestalterische Ausbau in Plattenbauweise so vorgegeben war. Es handelt sich also nicht um einen Ausführungsfehler“, sagt Schumann. Die ausführende Baufirma könne nicht in Regress genommen werden.
Man habe also schlicht etwas bestellt, was sich als untauglich erwiesen hat.