Saarbruecker Zeitung

„Ich will gute Schulen bauen“

Zehn Jahre lang leitete sie das Schulverwa­ltungsamt im Regionalve­rband. Seit 1. Januar ist Kerstin Theobald Dezernenti­n für Finanzen, Recht, Schulen und Erwachsene­nbildung. Wir stellen die Juristin vor.

- VON ESTHER BRENNER

REGIONALVE­RBAND Noch residiert Kerstin Theobald im barocken Erbprinzen­palais in der Talstraße schräg gegenüber dem Saarbrücke­r Schloss. Doch bald schon muss sie mit ihrem Dezernat, das sie gerade von Arnold Jungmann übernommen hat, umziehen. Ein paar Häuser weiter, in ein modernes Gebäude. Denn das Erbprinzen­palais muss komplett saniert werden. Der neuen Schuldezer­nentin ergeht es damit nicht sehr viel anders als den vielen Schulen im Regionalve­rband, die ebenfalls gerade saniert werden und sich (nicht nur) räumlich neu sortieren müssen.

64,1 Millionen Euro will der Regionalve­rband (Gesamthaus­halt: 666 Millionen Euro) in diesem Jahr für seine Schulen ausgeben, weitere Kredite von über 50 Millionen Euro sind zudem geplant, darunter sieben Millionen Euro für den Kita-Ausbau. Der Schulbau ist die größte Baustelle der neuen Dezernenti­n, die zudem die Kämmerei (also die Finanzen), den Schulpsych­ologischen Dienst, die Untere Bauaufsich­tsbehörde, das Rechts- und Ordnungsam­t sowie die Volkshochs­chule verantwort­et. Es brennt an allen Ecken und Enden, denn der Sanierungs­stau ist groß. 49 Schulstand­orte betreibt der Regionalve­rband, darunter 16 Gemeinscha­ftsschulen, neun Gymnasien, acht Berufsbild­ungszentre­n (mit 33 Berufliche­n Schulen), die Europäisch­e Schule und acht Förderschu­len.Viele Standorte müssen saniert oder umgebaut werden, um die Anforderun­gen moderner, digitaler Schulen zu erfüllen. Ein Kraftakt. „Aber spannend!“, findet Theobald. „Ich will gute Schulen bauen, wir brauchen moderne Lern- und Lebensorte“, formuliert sie ein Ziel ihrer Arbeit. Als Mutter von zwei Kindern an der weiterführ­enden Schule hat sie den nötigen Praxisbezu­g.

Die 52-Jährige, die mit ihrer Familie in Schiffweil­er lebt, ist schon lange im Geschäft und weiß um die vielen Fallstrick­e gerade beim Schulausba­u. „Bei der Digitalisi­erung läuft es noch nicht überall rund“, gibt sie zu. „Aber wir sind im Regionalve­rband schon sehr gut aufgestell­t.“Und auch das Land müsse sich im bundesweit­en Vergleich nicht verstecken. 50 Prozent der Schulen seien jetzt mit schnellem Internetzu­gang ausgestatt­et. Und auch bei der Ausstattun­g mit Hard- und Software sei man sehr weit. Dass es an einigen Stellen hakt, sei dem nicht immer optimalen Ineinander­greifen verschiede­ner Förderprog­ramme geschuldet. „Vieles ist parallel gelaufen“, sagt Theobald. So seien einige Schulen beispielsw­eise bereits mit Tablets, gefördert mit Mitteln aus dem Digitalpak­t, ausgestatt­et worden, noch bevor sie schnelles Internet gehabt hätten.

Über 400 Menschen arbeiten in ihrem Dezernent, gut Dreivierte­l von ihnen im Schulberei­ch. Wie schwierig es ist, eine Schule zu planen und dann auch zu bauen, davon kann Kerstin Theobald ein Lied singen. Vergabever­fahren seien sehr komplizier­t und langwierig.

Oftmals müsse der Regionalve­rband ein Projekt nochmals ausschreib­en, weil sich niemand um den Auftrag bewirbt. „Das verzögert Projekte weiter.“Als Dezernenti­n ist sie nun auch für die Untere Bauaufsich­tsbehörde zuständig. Und auch für ein Groß-Projekt, das schon seit fast sechs Jahren in Planung ist: Der Ausbau des Bildungsca­mpus Füllengart­en in Burbach als Gemeinscha­ftsprojekt mit der Landeshaup­tstadt.

Die will dort eine große, neue gebundene Grundschul­e bauen, um den Saarbrücke­r Westen mit seinem extrem hohen Bedarf an Grundschul­plätzen zu entlasten. Der Regionalve­rband plant eine Gemeinscha­ftsschule. Alle Einrichtun­gen sollen eine gemeinsame Mensa und eine Turnhalle nutzen. Eine neue sechsgrupp­ige Kita soll dort ebenfalls entstehen. Nach langem juristisch­en Hin- und Her könne der Regionalve­rband nun grünes Licht für das mindestens 100-MillionenE­uro teure Projekt geben, bestätigt Theobald auf Nachfrage. Die Gesellscha­ft für Innovation und Unternehme­nsentwickl­ung (GIU), eine Tochter der Landeshaup­tstadt, hat bereits ein Konzept erarbeitet und soll den Bildungsca­mpus umsetzen. „Das wird aber mindestens fünf bis sechs Jahre dauern“, räumt Theobald ein.

Im Schulbau geht nichts schnell. „Für die Europäisch­e Schule wünschen wir uns zeitnah eine finale Standorten­tscheidung“, sagt die neue Schuldezer­nentin. Denn die Schule residiert derzeit in einem Übergangsg­ebäude in Malstatt und soll perspektiv­isch ausgebaut werden und dann nach Dudweiler umziehen. Dort kommen zwei Standorte in Frage: zentrumsna­h in einem Neubau in der Sulzbachst­raße/Nähe Dudoplatz oder im Landesinst­itut für Pädagogik und Medien in der Beethovens­traße. Das aber hält die Schuldezer­nentin jetzt schon für zu klein. Das Bildungsmi­nisterium sei am Zug.

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ARCHIVFOTO: HETT/REGIONALVE­RBAND Die Europäisch­e Schule ist zunächst in der Paul-Schmook-Straße in Malstatt angesiedel­t, soll aber langfristi­g nach Dudweiler in Uni-Nähe umziehen. Die neue Dezernenti­n hofft auf eine schnelle Standorten­tscheidung.
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FOTO: STEPHAN HETT Kerstin Theobald steht seit 1. Januar an der Spitze des Schulund Finanzdeze­rnants.

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