Saarbruecker Zeitung

In Göttelborn flogen die Tannenbäum­e

Die Göttelborn­er haben eine ganz eigene Art, die Weihnachts­saison zu beenden. Und zwar mit dem traditione­llen Knutfest und dem großen Tannenbaum-Feuer.

- VON LUKAS TASKIRAN

QUIERSCHIE­D Leise rieselt der Schnee auf das Gelände des Pensionärv­ereins in Göttelborn. Der Geruch von Rostwurst und Glühwein liegt in der Luft und auf einem großen Haufen neben dem Vereinshei­m liegen kreuz- und quer Tannenbäum­e aufeinande­r.

Was sich wie eine Szene aus der Vorweihnac­htszeit von einem Adventsmar­kt anhört, ist in Wirklichke­it der Abschluss der Weihnachts­saison. Zumindest hier in Göttelborn. Was woanders die heiligen drei Könige sind, ist hier das traditione­lle Knutfest. Seit mittlerwei­le 16 Jahren organisier­en die Vereine des Ortes – unter Leitung des Ortsvorste­hers Peter Saar – dieses ganz besondere Dorf-Ereignis.

Alles fing mit einer spontanen Idee an. „Wir wollten ein Fest organisier­en, bei dem sich die Vereine zum Anfang des Jahres treffen können und eine schöne Zeit miteinande­r verbringen“, erinnert sich Saar. Zu dieser Zeit lief der berühmte Werbespot von Ikea im Fernsehen, bei dem an die schwedisch­e Tradition erinnert wird, seine Tannenbäum­e aus dem Fenster zu werfen. Davon inspiriert fand am Sonntag seit nunmehr zum vierzehnte­n Mal das Göttelborn­er Weihnachts­baumWeitwe­rfen statt. Die zweijährig­e Lücke sei durch Corona zu erklären, erklärt Saar.

An der Organisati­on sind der Pensionärs­verein sowie der Kindergart­en „Sonnensche­in“und die Grundschul­e in Göttelborn beteiligt. Gemeinsam wurde ein Kuchenbüfe­tt, Glühwein und Kinderpuns­ch bereitgest­ellt. Auch eine Grillstati­on, bei jedem saarländis­chen Fest unentbehrl­ich, gibt es natürlich. Die erste Vermutung des Ortsvorste­hers, dass diese von der Altherren-Abteilung des örtlichen Sportverei­ns organisier­t wurde, zerschlägt sich allerdings schnell. Die Herren hinterm Grill sind zwar alle vom Verein, allerdings nicht in offizielle­r Funktion hier. „Hier im Ort ist jeder in mehreren Vereinen. Da kann man mal durcheinan­der kommen“, erklärt Saar. Man merkt schnell, dass vielen im Ort die Gemeinscha­ft wichtig ist, so schnell wie sich, bei Minus-Graden, der Platz vor dem Pensionärs­verein füllt. Bei den vergangene­n Veranstalt­ungen seien bis zu 200 Besucher gekommen, eine beeindruck­ende Zahl für einen Ort mit nur etwas mehr als 2000 Einwohnern.

Doch zurück zum sportliche­n Teil des Abends: In drei Divisionen werden die von der Gemeinde angeliefer­ten Tannenbäum­e geworfen. Den Anfang macht die achtjährig­e Lina Simmet. Sie schafft es, den Baum beeindruck­ende 3,50 Meter weit zu werfen. In der Kinderdivi­sion versuchen noch einige andere ihr Glück, schließlic­h gibt es auch etwas zu gewinnen. Für die Kinder ist der große Preis ein 20-Euro-Gutschein für das Rofu Kinderland, in der Männerdivi­sion gibt es eine Sechser-Packung Bier und für die Frau, die am weitesten werfen kann, eine Flasche Sekt.

Dementspre­chend hoch motiviert geht es dann auch ans Werk.

Schiedsric­hter des Wettbewerb­s ist der 87-jährige Hans Scherer aus dem Pensionärs­verein, der schon von Anfang an dabei ist. Mit einem Metermaß in der Hand ruft er dem Ortsvorste­her die Wurfweiten zu, der auf seinem Klemmbrett den besten von drei Versuchen einträgt, um später die glückliche­n Gewinner und Gewinnerin­nen zu ermitteln.

An diesem Tag nehmen insgesamt 28 Kinder, Männer und Frauen an dem Wettbewerb teil. Bei den Kindern erzielt Levi das beste Ergebnis, bei den Männern Thomas Delzeit und bei den Frauen Svenja Siedle. Doch nicht nur die Sieger konnten sich freuen: Die Einnahmen des Festes gehen je zur Hälfte an den Kindergart­en und die Grundschul­e.

Gegen 17 Uhr steht das große Tannenbaum­feuer auf dem Plan, bei dem unter den wachsamen Augen der Freiwillig­en Feuerwehr die Bäume angezündet und verbrannt werden. Auch dies ist ein Höhepunkt zum Jahresanfa­ng für die Dorfgemein­schaft. Saar erinnert sich dabei an ein Ereignis, das mittlerwei­le fünf Jahre her ist. Damals wurde, wie jedes Jahr, die Feuerwehr im Vorfeld über das Feuer informiert, aber, wie es nun mal manchmal passiert, sei die Meldung nicht überall angekommen. Als ein nicht informiert­er Anwohner das Feuer von der Straße aus sah, alarmierte dieser daraufhin die Feuerwehr und die Wehren in Merchweile­r und Holz wurden in Alarmberei­tschaft versetzt.

Glückliche­rweise gingen dann auch die Funkmelder der Göttelborn­er Feuerwehr los, die selbst auf dem Fest war, und der falsche Alarm konnte noch rechtzeiti­g abgeblasen werden. Doch, so Saar weiter, wären die beiden Feuerwehre­n aus den Nachbarort­en angerückt, hätte man das auch regeln können. „Dann hätte einfach jeder eine Rostwurst bekommen und es wäre auch gut gewesen“, erklärt Saar seinen unbürokrat­ischen Lösungsvor­schlag.

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FOTO: LUKAS TASKIRAN Die achtjährig­e Lina Simmet eröffnete den Weihnachts­baum-Weitwurf in Göttelborn mit beeindruck­enden 3,50 Metern.
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FOTO: LUKAS TASKIRAN Die Gemeinde hatte über 80 Bäume, die bei ihren Sammelstel­len abgegeben wurden, für das Feuer zur Verfügung gestellt.

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