Deutliche Kritik an Bund und Land
Bürgermeister Jung lobte beim Neujahrsempfang aber auch das Engagement der Friedrichsthaler.
FRIEDRICHSTHAL (red) In seiner Rede anlässlich des Neujahrsempfangs am Sonntagmorgen im Festsaal des Friedrichsthaler Rathauses übte Bürgermeister Christian Jung (SPD) erneut heftige Kritik an der Bundes- und Landespolitik.
Dabei sprach er von „dauerhaften Wunschkonzerten“, die in der jüngsten Vergangenheit von Bundes- und Landesebene angestimmt „große Erwartungen wecken“würden. Deren Erfüllung bliebe dann letztendlich aber oft den Städten und Gemeinden überlassen. Als nur eines der Beispiele nannte Jung die Bildung – insbesondere die vielen Aufgaben bei der Sanierung und Modernisierung von Schulgebäuden, der Forderung nach einem erweiterten Betreuungsangebot im vorschulischen Bereich und der Integration von Flüchtlingskindern. „Wir müssen und werden uns den Aufgaben stellen und sind, etwa bei der Hoferkopfschule, bereits einige gute Schritte gegangen. Aber wir müssen alle Schritte auch mit Augenmaß planen.“
Denn es fehlt, wie so häufig und wie in fast allen saarländischen Kommunen, am nötigen Kleingeld. Fragen nach der finanziellen Unterstützung des Landes bei Sanierungen von Schulgebäuden würden nur allzu oft mit dem Hinweis auf die Zuständigkeit als kommunaler
Schulträger vom Tisch gewischt, kritisierte Bürgermeister Jung. „Man mag das Ziel der Integration von Flüchtlingskindern gerne formulieren, nur sollte man dann auch das nötige Kleingeld beisteuern und uns bitte auch erklären, woher all die pädagogischen Kräfte herkommen sollen, die es für die fachkundige Erziehung und Betreuung braucht“, führte er weiter aus. Das Personal beklage immer häufiger eine „dramatische Situation“und fühle sich dauerhaft überfordert.
Eine notwendige Aufstockung des Personals sei indessen nicht zu erwarten. „Wir verfügen nicht über die Kapazitäten, als Reparaturbetrieb einer desolaten Gesellschaft zu dienen, die sich ab und an mehr vornimmt, als sie faktisch leisten kann“, meinte der Verwaltungschef.
Er lobte ausdrücklich das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger, der Vereine, Institutionen und Organisationen in dieser so schwierigen Zeit. Gemeinsam habe man viel erreicht.
Damit verwies er auf die große
Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung und den Geflüchteten, die zahlreichen gelungenen Veranstaltungen und die 300-Jahr-Feier der Stadt.
Außerdem zeigten ihm auch die Beratungen in den politischen Gremien, dass in Friedrichsthal ein „offener und demokratischer Umgang gepflegt“werde, sagte Jung. „Wenn ab und an die Gemüter hochkochen und wir uns durch eine auf Skandalvermarktung gerichtete Presse im Nachgang mit uns selbst beschäftigen, oder schlimmer noch, uns gegenseitig die Ehre abschneiden, so ist das nicht zielführend. Wir haben mehr und Besseres zu tun.“Für die Zukunft der Stadt wünschte sich Jung ein friedvolles Miteinander aller Friedrichsthaler, unabhängig ihrer Nationalität, Schicht oder Religion, die Sicherung der in den vergangenen Jahrzehnten aufgebauten Infrastruktur und ein menschliches Miteinander.
Zum Abschluss seiner Rede gab der Friedrichsthaler Verwaltungschef den anwesenden Gästen zu bedenken: „Ich warne davor, mit allzu unbedachten Äußerungen Konflikte auszulösen, die der Stadt und einzelnen Personen Schaden zufügen können. Die Auseinandersetzungen in den unsozialen Netzwerken vervielfachen den Schaden und lassen unsere Stadt in einem schlechten Licht erscheinen“, betonte Jung. Das müsse nicht sein.