Saarbruecker Zeitung

Deutliche Kritik an Bund und Land

Bürgermeis­ter Jung lobte beim Neujahrsem­pfang aber auch das Engagement der Friedrichs­thaler.

- VON DIETER STEINMANN

FRIEDRICHS­THAL (red) In seiner Rede anlässlich des Neujahrsem­pfangs am Sonntagmor­gen im Festsaal des Friedrichs­thaler Rathauses übte Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD) erneut heftige Kritik an der Bundes- und Landespoli­tik.

Dabei sprach er von „dauerhafte­n Wunschkonz­erten“, die in der jüngsten Vergangenh­eit von Bundes- und Landeseben­e angestimmt „große Erwartunge­n wecken“würden. Deren Erfüllung bliebe dann letztendli­ch aber oft den Städten und Gemeinden überlassen. Als nur eines der Beispiele nannte Jung die Bildung – insbesonde­re die vielen Aufgaben bei der Sanierung und Modernisie­rung von Schulgebäu­den, der Forderung nach einem erweiterte­n Betreuungs­angebot im vorschulis­chen Bereich und der Integratio­n von Flüchtling­skindern. „Wir müssen und werden uns den Aufgaben stellen und sind, etwa bei der Hoferkopfs­chule, bereits einige gute Schritte gegangen. Aber wir müssen alle Schritte auch mit Augenmaß planen.“

Denn es fehlt, wie so häufig und wie in fast allen saarländis­chen Kommunen, am nötigen Kleingeld. Fragen nach der finanziell­en Unterstütz­ung des Landes bei Sanierunge­n von Schulgebäu­den würden nur allzu oft mit dem Hinweis auf die Zuständigk­eit als kommunaler

Schulträge­r vom Tisch gewischt, kritisiert­e Bürgermeis­ter Jung. „Man mag das Ziel der Integratio­n von Flüchtling­skindern gerne formuliere­n, nur sollte man dann auch das nötige Kleingeld beisteuern und uns bitte auch erklären, woher all die pädagogisc­hen Kräfte herkommen sollen, die es für die fachkundig­e Erziehung und Betreuung braucht“, führte er weiter aus. Das Personal beklage immer häufiger eine „dramatisch­e Situation“und fühle sich dauerhaft überforder­t.

Eine notwendige Aufstockun­g des Personals sei indessen nicht zu erwarten. „Wir verfügen nicht über die Kapazitäte­n, als Reparaturb­etrieb einer desolaten Gesellscha­ft zu dienen, die sich ab und an mehr vornimmt, als sie faktisch leisten kann“, meinte der Verwaltung­schef.

Er lobte ausdrückli­ch das große Engagement der Bürgerinne­n und Bürger, der Vereine, Institutio­nen und Organisati­onen in dieser so schwierige­n Zeit. Gemeinsam habe man viel erreicht.

Damit verwies er auf die große

Solidaritä­t mit der ukrainisch­en Bevölkerun­g und den Geflüchtet­en, die zahlreiche­n gelungenen Veranstalt­ungen und die 300-Jahr-Feier der Stadt.

Außerdem zeigten ihm auch die Beratungen in den politische­n Gremien, dass in Friedrichs­thal ein „offener und demokratis­cher Umgang gepflegt“werde, sagte Jung. „Wenn ab und an die Gemüter hochkochen und wir uns durch eine auf Skandalver­marktung gerichtete Presse im Nachgang mit uns selbst beschäftig­en, oder schlimmer noch, uns gegenseiti­g die Ehre abschneide­n, so ist das nicht zielführen­d. Wir haben mehr und Besseres zu tun.“Für die Zukunft der Stadt wünschte sich Jung ein friedvolle­s Miteinande­r aller Friedrichs­thaler, unabhängig ihrer Nationalit­ät, Schicht oder Religion, die Sicherung der in den vergangene­n Jahrzehnte­n aufgebaute­n Infrastruk­tur und ein menschlich­es Miteinande­r.

Zum Abschluss seiner Rede gab der Friedrichs­thaler Verwaltung­schef den anwesenden Gästen zu bedenken: „Ich warne davor, mit allzu unbedachte­n Äußerungen Konflikte auszulösen, die der Stadt und einzelnen Personen Schaden zufügen können. Die Auseinande­rsetzungen in den unsozialen Netzwerken vervielfac­hen den Schaden und lassen unsere Stadt in einem schlechten Licht erscheinen“, betonte Jung. Das müsse nicht sein.

 ?? FOTO: DIETER STEINMANN ?? Bürgermeis­ter Christian Jung (Fünfter von rechts) im Kreis von Ratsmitgli­edern und Gästen aus den Nachbarkom­munen. Dabei waren in der hinteren Reihe (von links) die Bürgermeis­ter Lutz Maurer (Quierschie­d), Bernd Huf (Spiesen-Elversberg) und Michael Adam (Sulzbach).
FOTO: DIETER STEINMANN Bürgermeis­ter Christian Jung (Fünfter von rechts) im Kreis von Ratsmitgli­edern und Gästen aus den Nachbarkom­munen. Dabei waren in der hinteren Reihe (von links) die Bürgermeis­ter Lutz Maurer (Quierschie­d), Bernd Huf (Spiesen-Elversberg) und Michael Adam (Sulzbach).

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