Saarbruecker Zeitung

„Kein Hokuspokus“gegen die Franzosen

Deutsche Handballer treffen bei der Heim-EM mit dem Olympiasie­ger auf den ersten richtigen schweren Brocken.

- VON CHRISTOPH STUKENBROC­K UND MORITZ LÖHR

BERLIN (sid) Seine Erfolgsfor­mel für den EM-Kracher gegen Olympiasie­ger Frankreich? „Kein Hokuspokus“, sagte Alfred Gislason. Während Deutschlan­ds Handballer um Spielmache­r Juri Knorr dem immens wichtigen Endspiel um den Gruppensie­g entgegenfi­ebern, ist der Bundestrai­ner um Normalität bemüht. Doch das war am Montag gar nicht so einfach.

Schon um 6.30 Uhr dröhnten die Hupkonzert­e der Landwirte durch die Straßen Berlins, das Teamtraini­ng wurde aufgrund des Bauern-Aufstands kurzerhand von der Mercedes-Benz-Arena in eine Halle nahe des Hotels am Berliner Lützowufer verlegt. „Wir haben ein Alternativ­programm organisier­t“, berichtete DHB-Sportvorst­and Axel Kromer am Montagmitt­ag.

Der fast kindlichen Vorfreude von Knorr und Co. konnten die besonderen Umstände nichts anhaben. Im Duell mit den französisc­hen Superstars wollen die DHB-Youngster ihren EM-Traumstart unbedingt veredeln. „Was gibt es eigentlich Schöneres?“, fragte Knorr mit leuchtende­n Augen: „Es wird ein krasses Spiel.“Beim Gegner seien „Jungs dabei, die habe ich als Vorbilder, als Idol – und ich glaube, viele andere von uns aus der Kabine auch.“

Wenn es an diesem Dienstag (20.30 Uhr/ARD und Dyn) in der Hauptstadt gegen den Rekordwelt­meister um den Gruppensie­g in der Vorrunde und wichtige Punkte im Kampf um das Halbfinale geht, braucht das deutsche Team laut Gislason einen „perfekten Tag“. Nach elf Jahren ohne Sieg gegen „Les Experts“bei einem großen Turnier wird es höchste Zeit. „Das Spiel gegen die Franzosen ist ein Riesenkrac­her“, sagte Kromer: „Wir sind guter Hoffnung, dass wir ein Highlight setzen und auch den Olympiasie­ger bezwingen können.“

Das bittere WM-Aus im Viertelfin­ale von Danzig vor genau einem Jahr (28:35) sorgt im deutschen Team für zusätzlich­e Motivation. „Es wäre natürlich schön, wenn wir uns hier revanchier­en könnten“, sagte Torhüter Andreas Wolff, er ahnt aber schon, dass die Franzosen „uns gerade in Deutschlan­d unbedingt einen Strich durch die Rechnung machen wollen“.

Während Frankreich sein Hauptrunde­n-Ticket tatsächlic­h noch nicht sicher hat, geht es für Deutschlan­d schon um die Halbfinal-Chan

„Was gibt es eigentlich Schöneres? Es wird ein krasses Spiel.“Juri Knorr Spielmache­r der deutschen Handballer

ce. Da die Punkte gegen die ebenfalls qualifizie­rten Teams in die nächste Turnierpha­se mitgenomme­n werden, wäre ein weiterer Sieg doppelt wichtig. Die tollen Auftritte gegen die Schweiz (27:14) und Nordmazedo­nien (34:25) zählen in der Hauptrunde wahrschein­lich nichts.

„Wir haben noch nicht so viel erreicht“, betont Knorr. Man habe „unsere Hausaufgab­en irgendwo gemacht“, doch ab jetzt geht es nur noch gegen Top-Teams. „Da wird sich zeigen, wie gut wir wirklich sind“, sagte der Torjäger, der in den beiden bisherigen Turnierspi­elen jeweils treffsiche­rster Schütze (sechs und zehn) war. Besteht das deutsche Team auch seine dritte und bislang schwerste EM-Prüfung, „können wir es vielleicht zu dem Wintermärc­hen machen, das wir uns alle irgendwie wünschen“.

Zum Edeljoker könnte am Dienstag Team-Oldie Kai Häfner werden. Der vorübergeh­end abgereiste Linkshände­r wurde nach der Geburt seines zweiten Kindes Matti zum Teamtraini­ng am Montagaben­d zurückerwa­rtet. „Kai ist natürlich ein sehr wichtiger Spieler für uns“, sagte Gislason. Mit seinem Spielverst­ändnis und auch mit seiner Erfahrung könnte der 2016-Europameis­ter gegen Frankreich zum X-Faktor werden.

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FOTO: GORA/DPA Die deutschen Handball-Nationalsp­ieler haben an diesem Dienstag gegen Rekordwelt­meister Frankreich ihre erste große Bewährungs­probe vor sich.

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