„Kein Hokuspokus“gegen die Franzosen
Deutsche Handballer treffen bei der Heim-EM mit dem Olympiasieger auf den ersten richtigen schweren Brocken.
BERLIN (sid) Seine Erfolgsformel für den EM-Kracher gegen Olympiasieger Frankreich? „Kein Hokuspokus“, sagte Alfred Gislason. Während Deutschlands Handballer um Spielmacher Juri Knorr dem immens wichtigen Endspiel um den Gruppensieg entgegenfiebern, ist der Bundestrainer um Normalität bemüht. Doch das war am Montag gar nicht so einfach.
Schon um 6.30 Uhr dröhnten die Hupkonzerte der Landwirte durch die Straßen Berlins, das Teamtraining wurde aufgrund des Bauern-Aufstands kurzerhand von der Mercedes-Benz-Arena in eine Halle nahe des Hotels am Berliner Lützowufer verlegt. „Wir haben ein Alternativprogramm organisiert“, berichtete DHB-Sportvorstand Axel Kromer am Montagmittag.
Der fast kindlichen Vorfreude von Knorr und Co. konnten die besonderen Umstände nichts anhaben. Im Duell mit den französischen Superstars wollen die DHB-Youngster ihren EM-Traumstart unbedingt veredeln. „Was gibt es eigentlich Schöneres?“, fragte Knorr mit leuchtenden Augen: „Es wird ein krasses Spiel.“Beim Gegner seien „Jungs dabei, die habe ich als Vorbilder, als Idol – und ich glaube, viele andere von uns aus der Kabine auch.“
Wenn es an diesem Dienstag (20.30 Uhr/ARD und Dyn) in der Hauptstadt gegen den Rekordweltmeister um den Gruppensieg in der Vorrunde und wichtige Punkte im Kampf um das Halbfinale geht, braucht das deutsche Team laut Gislason einen „perfekten Tag“. Nach elf Jahren ohne Sieg gegen „Les Experts“bei einem großen Turnier wird es höchste Zeit. „Das Spiel gegen die Franzosen ist ein Riesenkracher“, sagte Kromer: „Wir sind guter Hoffnung, dass wir ein Highlight setzen und auch den Olympiasieger bezwingen können.“
Das bittere WM-Aus im Viertelfinale von Danzig vor genau einem Jahr (28:35) sorgt im deutschen Team für zusätzliche Motivation. „Es wäre natürlich schön, wenn wir uns hier revanchieren könnten“, sagte Torhüter Andreas Wolff, er ahnt aber schon, dass die Franzosen „uns gerade in Deutschland unbedingt einen Strich durch die Rechnung machen wollen“.
Während Frankreich sein Hauptrunden-Ticket tatsächlich noch nicht sicher hat, geht es für Deutschland schon um die Halbfinal-Chan
„Was gibt es eigentlich Schöneres? Es wird ein krasses Spiel.“Juri Knorr Spielmacher der deutschen Handballer
ce. Da die Punkte gegen die ebenfalls qualifizierten Teams in die nächste Turnierphase mitgenommen werden, wäre ein weiterer Sieg doppelt wichtig. Die tollen Auftritte gegen die Schweiz (27:14) und Nordmazedonien (34:25) zählen in der Hauptrunde wahrscheinlich nichts.
„Wir haben noch nicht so viel erreicht“, betont Knorr. Man habe „unsere Hausaufgaben irgendwo gemacht“, doch ab jetzt geht es nur noch gegen Top-Teams. „Da wird sich zeigen, wie gut wir wirklich sind“, sagte der Torjäger, der in den beiden bisherigen Turnierspielen jeweils treffsicherster Schütze (sechs und zehn) war. Besteht das deutsche Team auch seine dritte und bislang schwerste EM-Prüfung, „können wir es vielleicht zu dem Wintermärchen machen, das wir uns alle irgendwie wünschen“.
Zum Edeljoker könnte am Dienstag Team-Oldie Kai Häfner werden. Der vorübergehend abgereiste Linkshänder wurde nach der Geburt seines zweiten Kindes Matti zum Teamtraining am Montagabend zurückerwartet. „Kai ist natürlich ein sehr wichtiger Spieler für uns“, sagte Gislason. Mit seinem Spielverständnis und auch mit seiner Erfahrung könnte der 2016-Europameister gegen Frankreich zum X-Faktor werden.