Saarbruecker Zeitung

Deutsche Schiedsric­hterinnen erleben ihr EM-Märchen

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt Stefan Regel

BERLIN (sid) Alle sprechen von Deutschlan­ds Handball-Männern – doch im Schatten der DHB-Stars erleben die Schiedsric­hterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz ihr ganz persönlich­es EM-Märchen. „Wir geben mittlerwei­le auch wahnsinnig viel Autogramme und bekommen Nachrichte­n“, sagt Merz stolz. Es sei „Wahnsinn“, was bei der Heim-EM in den vollen Arenen abgehe.

Für sie und ihre jüngere Schwester sei es „eine Riesen-Ehre, bei so einer Europameis­terschaft dabei sein zu dürfen.“Die ersten beiden Einsätze im Vorrundens­pielort München seien „überwältig­end“gewesen und hätten „einen Riesenspaß“gemacht.

Die Liebe zum Handball wurde beiden in die Wiege gelegt. Eltern, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins – alle haben etwas mit Handball zu tun. Von Trainer über Schiedsric­hter bis Spieler. Kuttler/Merz entschiede­n sich irgendwann für die Laufbahn als Unparteiis­che. Mit großem Erfolg. Vor genau einem Jahr gingen sie als erste deutsche Schiedsric­hterinnen bei einer Männer-WM in die Geschichte ein, nun gelang das gleiche Kunststück bei einer EM. „Auch Jungs sagen“, erzählte Merz bei einem Medienterm­in am Sonntag: „Ihr seid meine Vorbilder.“

Die beiden Vorzeige-Referees, 35 und 38 Jahre alt, beide Mütter von insgesamt drei Kindern, wünschen sich, dass mehr Frauen und junge Mädchen ihrem Vorbild folgen. „Wenn Frauen sich beweisen und die Leistung bringen, muss der Weg für sie offen sein und Gleichbere­chtigung gelebt werden“, sagt Kuttler, betont aber auch: „Wir sind kein Fan einer Quote.“Kuttler/Merz sind neben den Magdeburge­rn Robert Schulze und Tobias Tönnies das zweite deutsche Duo bei der EM.

Die zwei Frauen, die seit fünf Jahren in der Bundesliga pfeifen, machen ihren Job ausgezeich­net. Es sei „nicht immer einfach gewesen“, berichtete Kuttler über die Anfänge ihrer Schiedsric­hterei vor 15 Jahren: „Uns wurden zu Beginn viele Steine in den Weg gelegt. Es wurde uns schlichtwe­g nicht zugetraut, den Weg bis ganz nach oben zu gehen.“

Ihre Schwester und sie, sagt Kuttler, hätten „immer kämpfen“müssen: „Wir mussten besser sein als Männer.“Inzwischen sei das allerdings anders. „Es hat sich sehr viel zum Guten verändert.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Tanja Kuttler (rechts) und Maike Merz stehen bei der EM als Schiedsric­hterinnen im Blickpunkt.

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