Saarbruecker Zeitung

Neues Jahr, neuer Ärger über das Klimageld

- VON JANA WOLF

Der CO2-Preis beim Tanken und Heizen mit fossilen Energien ist zu Jahresbegi­nn stärker gestiegen als ursprüngli­ch geplant – so viel steht fest. Unklar bleibt jedoch, wann das von der Ampelkoali­tion geplante Klimageld kommt. Nun gibt es Signale aus der Bundesregi­erung, dass die Entlastung­smaßnahme nicht mehr in dieser Legislatur umgesetzt wird. Bei den Grünen im Bundestag regt sich bereits Widerstand. Die Opposition wirft Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) vor, die gesellscha­ftliche Akzeptanz der CO2-Bepreisung zu verspielen.

„Wir brauchen das Klimageld“, machte Grünen-Fraktionsc­hefin Katharina Dröge am Dienstag unmissvers­tändlich deutlich. „Wenn ein Auszahlung­smechanism­us endlich funktionie­rt, und da warten wir ja schon lange darauf, dann sollte das Klimageld auch ausgezahlt werden.“Dieser Mechanismu­s sei „ganz essenziell wichtig für die Akzeptanz auch weiter steigender CO2-Preise“, betonte die Grünen-Politikeri­n

Das Klimageld soll dazu dienen, die staatliche­n Mehreinnah­men aus dem CO2-Preis pro Kopf wieder an die Bürger zurückzuza­hlen. Im Koalitions­vertrag der Ampel heißt es dazu: „Um einen künftigen Preisansti­eg zu kompensier­en und die Akzeptanz des Marktsyste­ms zu gewährleis­ten, werden wir einen sozialen Kompensati­onsmechani­smus über die Abschaffun­g der EEG-Umlage hinaus entwickeln (Klimageld).“Bisher scheiterte die Auszahlung an der technische­n Umsetzung. Denn es gibt nach wie vor keine Schnittste­lle, mit der der Staat an alle Bürger gleicherma­ßen Geld auszahlen kann.

Zwar sagte Finanzmini­ster Lindner nun zu, dass man ab 2025 technisch eine Pro-Kopf-Auszahlung vornehmen könne. „Damit liegen wir im Plan“, so der FDP-Politiker gegenüber der Neuen Osnabrücke­r

Zeitung. Lindner schickte aber eine entscheide­nde Einschränk­ung hinterher: „Ob wir die Förderland­schaft in diese Richtung politisch umbauen, das wird nach der nächsten Wahl zu entscheide­n sein.“Die Bundestags­wahl findet 2025 statt.

Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit machte am Montag in Berlin deutlich, dass das Klimageld spätestens bis 2027 eingeführt werden müsse. „Das Klimageld wollen und müssen wir perspektiv­isch dann, wenn der europäisch­e Emissionsh­andel ab 2027 in die zweite Stufe gerät, auf alle Fälle auf den Weg bringen“, so Hebestreit. Die Bundesregi­erung argumentie­rt, dass die Einnahmen aus dem CO2Preis bereits an die Bürger zurückgeza­hlt werden, etwa indem der Staat die EEG-Umlage übernimmt. Daneben würde es die Gas- und Strompreis­bremsen, Förderunge­n für den Heizungsau­stausch, für Gebäudesan­ierungen oder den klimafreun­dlichen Umbau der Wirtschaft geben.

Die Opposition will das nicht gelten lassen. „Die Katze ist aus dem Sack: Christian Lindner will diese Wahlperiod­e gar kein Klimageld – es scheitert nicht nur an der Auszahlung­stechnik“, sagte Andreas Jung, Sprecher der Unionsfrak­tion für Klimaschut­z und

Energie. „Wenn die Ampel diesen Kurs mitträgt, dann geht noch mehr Vertrauen verloren.“Wenn nur gefördert werde, wer eine bestimmte Heizung einbaue, ein Haus saniere oder Elektrolad­esäulen nutze, dann entstehe eine „soziale Unwucht“, so der CDU-Politiker. „Der Gedanke eines Pro-Kopf-Ausgleichs, von dem gerade Menschen mit kleinerem Einkommen profitiere­n, wird damit von Christian Lindner ins Gegenteil verkehrt. Damit setzt ausgerechn­et die FDP die Akzeptanz der CO2-Bepreisung als wichtigem marktwirts­chaftliche­n Klimainstr­ument aufs Spiel.“So weit dürfe es nicht kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany