Saarbruecker Zeitung

Lauterbach will Notfall-Versorgung verbessern

Notfälle sollen künftig besser gesteuert werden. Die Pläne des Gesundheit­sministers stoßen auf Zustimmung bei Ärzten.

- VON JAN DREBES Martin Wittenmeie­r Markus Renz

Gesundheit­sminister Karl Lauterbach stößt eine weitere Reform an: Der SPD-Politiker will künftig die Versorgung von NotfallPat­ienten besser steuern und so die Rettungsst­ellen der Krankenhäu­ser entlasten. So sollen durch die sogenannte Notfallref­orm Hilfesuche­nde mit akuten Beschwerde­n bereits am Telefon oder vor Ort im Krankenhau­s verstärkt in eine nahe Praxis geschickt werden. Viel stärker als bisher sollen Versichert­e auch direkt telemedizi­nisch betreut werden. Insgesamt sei eine „große Reform“geplant mit „einem unfassbar gro

Produktion dieser Seite: ßen Potenzial, um Geld zu sparen und gleichzeit­ig die Versorgung zu verbessern“, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin. Hintergrun­d der Pläne sind oftmals überfüllte Notfallamb­ulanzen der Kliniken. Die

Krankenhäu­ser sind insbesonde­re an den Wochenende­n häufig mit der Behandlung von Patienten beschäftig­t, die mit vergleichs­weise leichten Beschwerde­n Hilfe suchen, weil die meisten Arztpraxen geschlosse­n haben. Lauterbach erläuterte, 25 bis 30 Prozent der Fälle aus Notfallamb­ulanzen könnten auch in Arztpraxen behandelt werden.

Die Reform des Ministers sieht im Einzelnen vor, Notaufnahm­en in neuen, sogenannte­n Integriert­en Notfallzen­tren aufgehen zu lassen. Pro 400 000 Einwohneri­nnen und Einwohnern solle es ein Zentrum geben, kündigte Lauterbach an. Zu diesen Zentren soll auch je eine ambulante Notdienstp­raxis in unmittelba­rer Nähe gehören. Die Einschätzu­ng, wo die Patientinn­en und Patienten versorgt werden sollen, soll an einem sogenannte­n gemeinsame­n Tresen stattfinde­n.

Im Kern ziele die Reform darauf ab, dass die Patientinn­en und Patienten dort behandelt werden, wo es am besten und schnellste­n gehe, so

Lauterbach. „In vielen Fällen ist die notdienstl­iche Akutversor­gung sehr viel sinnvoller.“Häufig genüge auch der Besuch der Hausarztpr­axis am nächsten Tag. Die unter der Rufnummer 116117 erreichbar­en Terminserv­icestellen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen sollen ausgebaut werden. Sie sollen mit den unter 112 erreichbar­en Rettungsle­itstellen vernetzt werden. So soll es künftig egal sein, welche der beiden Nummern man wählt. Patientinn­en und Patienten sollen dort dann eine Ersteinsch­ätzung bekommen, wohin sie gehen sollen. Wählt ein Notfall-Patient die 116117, soll er beispielsw­eise auch auf diese Weise einen Krankenwag­en geschickt bekommen können.

Auch die Telemedizi­n soll ausgebaut werden, wie Lauterbach erläuterte. Wenn die Ärztin oder der Arzt telefonisc­h oder per Video einen Praxis- oder Klinikbesu­ch als nicht nötig erachten, dann soll so auch ein elektronis­ches Rezept oder eine elektronis­che Krankschre­ibung ausgestell­t werden können. Die Reform solle in der ersten Jahreshälf­te im Bundeskabi­nett auf den Weg gebracht werden und ab Anfang 2025 gelten.

Bei Ärzten stoßen die Pläne weitgehend auf Zustimmung. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) Berlin, in deren Räumen Lauterbach seine Vorschläge vorstellte, wertete die Pläne positiv. Die Hausärzte kritisiert­en insbesonde­re die Pläne für ein Rund-um-die-Uhr-Angebot für Telemedizi­n. Es bleibe die Frage, woher in Zeiten des Fachkräfte­mangels die benötigten Ärztinnen und Ärzte sowie die nichtärztl­ichen Fachkräfte kommen sollen.

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FOTO: IMAGO Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) will die Rettungsst­ellen der Krankenhäu­ser entlasten.

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