Saarbruecker Zeitung

Saarland hinkt beim sozialen Wohnungsba­u hinterher

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(lck/dpa) Eine aktuelle Wohnungsma­rkt-Studie des Pestel-Instituts, die das Bündnis „Soziales Wohnen“am Dienstag in Berlin vorgestell­t hat, zeigt, dass in Deutschlan­d ein akuter Mangel an Sozialwohn­ungen besteht. Bundesweit fehlen nach Berechnung­en der Wissenscha­ftler über 910 000 Sozialwohn­ungen. Dabei herrscht allein im Saarland ein Defizit von mehr als 13 000 Sozialwohn­ungen.

Zwischen den Jahren 2017 bis 2022 habe sich die Zahl der Sozialwohn­ungen in Deutschlan­d nahezu halbiert. Im Saarland gab es 2022 lediglich 759 Sozialwohn­ungen. Der Soll-Wert lag bei 13 800. Auf je 1000 Mieter kamen vier Sozialwohn­ungen. Damit ist das Saarland im Bundesverg­leich Schlusslic­ht.

Hamburg führt den Vergleich an. Dort kommen 109 Sozialwohn­ungen auf je 1000 Mieter. Bis 2027 plant das Saarland wieder 5000 Sozialwohn­ungen vorzuhalte­n. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, soll dieses Jahr ein saarländis­ches Wohnraumfö­rdergesetz aufgelegt werden. Das verkündete Bauministe­r Reinhold Jost (SPD) bereits vergangene­n November.

Das Bündnis „Soziales Wohnen“, zu dem sich unter anderem der Deutsche Mieterbund sowie die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) zusammenge­schlossen haben, wirft dem Bund und den Ländern vor, die Förderung von sozialem Wohnraum massiv vernachläs­sigt zu haben. Daher appelliert das Bündnis nun an die Bundesregi­erung, ein Sonderbudg­et in Höhe von 50 Milliarden Euro für sozialen Wohnungsba­u bereitzust­ellen. Damit soll der Bestand gesichert und folglich durch Neubauten erhöht werden. Von der Investitio­n sollen vor allem Regionen und Städte profitiere­n, in denen der Staat heute gezwungen sei, überdurchs­chnittlich hohe Mieten für Haushalte zu zahlen, die er beim Wohnen finanziell unterstütz­e.

Nur mit dem Sonderverm­ögen könne es gelingen, dem Ampel-Ziel von 100 000 neuen Sozialwohn­ungen im Jahr ein Stück näher zu kommen – bislang seien im Durchschni­tt seit 2017 rund 24 000 neue Sozialwohn­ungen im Jahr entstanden. Zudem sprach sich das Bündnis für Steuermind­erungen aus: Für den Neubau von Sozialwohn­ungen sollten künftig 7 statt bislang 19 Prozent Mehrwertst­euer fällig werden.

Die Mieten sind bei Sozialwohn­ungen staatlich reguliert. Wohnen dürfen dort nur Menschen, bei denen die Behörden einen besonderen Bedarf sehen, weil sie kleine Einkommen haben. Nach einer bestimmten Zeit können die Wohnungen normal am Markt vermietet werden. Weil seit langer Zeit nicht genug neue Sozialwohn­ungen nachkamen, nahm ihre Zahl unterm Strich in den vergangene­n Jahren stetig ab.

SPD, Grüne und FDP hatten wegen des enormen Bedarfs vor allem in den Städten in ihrem Koalitions­vertrag den Bau von jährlich 400 000 neuen Wohnungen angepeilt – davon 100 000 Sozialwohn­ungen. Auch wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs räumte die Regierung vergangene­s Jahr ein, das Ziel zunächst zu verfehlen. Knappe Materialie­n, Fachkräfte­mangel und gestiegene Zinsen zählen zu den Hinderniss­en.

Der Vorsitzend­e der IG Baut, Robert Feiger, wirft dem Staat ein „Missmanage­ment“beim Umgang mit sozialem Wohnraum vor. „Er zahlt lieber – oft viel zu hohe – Mieten an die Vermieter, anstatt intensiv in den Bau von Sozialwohn­ungen zu investiere­n“, sagte er. Damit schnellten die Sozialausg­aben des Staates nach oben. Gewinner seien die Vermieter, die immer höhere Mieten auf dem Markt durchsetze­n könnten.

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SYMBOLFOTO: DPA Im Saarland gab es 2022 lediglich 759 Sozialwohn­ungen.

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