Ex-VW-Chef weist in Dieselskandal jegliche Verantwortung von sich
(dpa) Entspannt betritt Ex-VW-Chef Herbert Diess den Gerichtssaal, sagt guten Morgen und nickt bekannten Gesichtern zu. Er wirkt nicht so, als bereite ihm die Vorladung als Zeuge zur Dieselaffäre große Sorgen. Im milliardenschweren Investorenprozess am Oberlandesgericht Braunschweig weist der 65-Jährige am Dienstag jede Verantwortung in dem Skandal von sich. Neue Erkenntnisse bringt seine Befragung nicht.
Über zweieinhalb Stunden befragte ihn der Richter zu seinem Wissen über die Manipulationen.
Immer wieder verwies Diess darauf, dass er gerade erst neu im Wolfsburger Riesenkonzern gewesen sei und das Ausmaß des Skandals nicht erkannt habe, auch nicht, als die Rede von einer „Diesel-Thematik“aufgekommen sei. „Ich hatte den Eindruck, dass das Thema solide abgearbeitet wird“, sagte er. Die handelnden Personen rund um den damaligen Konzernboss Martin Winterkorn hätten sehr kompetent gewirkt.
Aufgeflogen war der Skandal im September 2015, als die US-Umweltbehörde EPA über Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos informierte. Vorstandschef Winterkorn trat zurück und die Industriekrise nahm ihren Lauf.
Die Aufarbeitungskosten haben die Marke von 30 Milliarden Euro nach Konzernangaben längst überschritten. Wer wann was über die Machenschaften mit Dieselmotoren wusste, ist bei heute nicht geklärt.
In dem Verfahren nach Maßgaben des Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetzes ringen Anleger nun seit mittlerweile mehr als fünf Jahren um Schadenersatz. Sie hatten nach der Veröffentlichung Kursverluste in Milliardenhöhe erlitten. Nach langer Verfahrenszeit will das Gericht mehr als 80 Zeugen hören. Nach Diess sollen auch die früheren Konzernchefs Matthias Müller (7. Februar) und Martin Winterkorn (14. und 15. Februar) vernommen werden.