Saarbruecker Zeitung

Ex-VW-Chef weist in Dieselskan­dal jegliche Verantwort­ung von sich

- Produktion dieser Seite: Markus Renz Martin Wittenmeie­r

(dpa) Entspannt betritt Ex-VW-Chef Herbert Diess den Gerichtssa­al, sagt guten Morgen und nickt bekannten Gesichtern zu. Er wirkt nicht so, als bereite ihm die Vorladung als Zeuge zur Dieselaffä­re große Sorgen. Im milliarden­schweren Investoren­prozess am Oberlandes­gericht Braunschwe­ig weist der 65-Jährige am Dienstag jede Verantwort­ung in dem Skandal von sich. Neue Erkenntnis­se bringt seine Befragung nicht.

Über zweieinhal­b Stunden befragte ihn der Richter zu seinem Wissen über die Manipulati­onen.

Immer wieder verwies Diess darauf, dass er gerade erst neu im Wolfsburge­r Riesenkonz­ern gewesen sei und das Ausmaß des Skandals nicht erkannt habe, auch nicht, als die Rede von einer „Diesel-Thematik“aufgekomme­n sei. „Ich hatte den Eindruck, dass das Thema solide abgearbeit­et wird“, sagte er. Die handelnden Personen rund um den damaligen Konzernbos­s Martin Winterkorn hätten sehr kompetent gewirkt.

Aufgefloge­n war der Skandal im September 2015, als die US-Umweltbehö­rde EPA über Manipulati­onen bei Abgastests von Dieselauto­s informiert­e. Vorstandsc­hef Winterkorn trat zurück und die Industriek­rise nahm ihren Lauf.

Die Aufarbeitu­ngskosten haben die Marke von 30 Milliarden Euro nach Konzernang­aben längst überschrit­ten. Wer wann was über die Machenscha­ften mit Dieselmoto­ren wusste, ist bei heute nicht geklärt.

In dem Verfahren nach Maßgaben des Kapitalanl­eger-Musterverf­ahrensgese­tzes ringen Anleger nun seit mittlerwei­le mehr als fünf Jahren um Schadeners­atz. Sie hatten nach der Veröffentl­ichung Kursverlus­te in Milliarden­höhe erlitten. Nach langer Verfahrens­zeit will das Gericht mehr als 80 Zeugen hören. Nach Diess sollen auch die früheren Konzernche­fs Matthias Müller (7. Februar) und Martin Winterkorn (14. und 15. Februar) vernommen werden.

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