Saarbruecker Zeitung

Augenwisch­erei und trotzdem richtig

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Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) will homöopathi­sche Behandlung­en aus dem Angebot gesetzlich­er Krankenkas­sen streichen. Ein längst überfällig­er Schritt.

Dass auch Menschen, die ansonsten keinen Hang zu Alternativ­medizin oder Esoterik haben, sich die Globuli nicht nehmen lassen wollen, dürfte auf einem Missverstä­ndnis beruhen, das sich die Homöopathi­e-Lobby gerne zu Nutzen macht: In der öffentlich­en Wahrnehmun­g wird Homöopathi­e in einen Topf geworfen mit naturheilk­undlichen Ansätzen, von denen manche sinnvolle Ergänzunge­n zu konvention­ellen Therapien sind. Doch im Gegensatz zu diesen enthalten homöopathi­sche Mittel in höheren „Potenzieru­ngen“(also geschüttel­ten Verdünnung­en) nicht ein einziges Molekül eines Wirkstoffe­s. Das Mittel soll „energetisc­h“wirken – spätestens hier ist also der Bereich des esoterisch­en Nonsens erreicht.

Doch viele Menschen verlassen sich darauf, dass eine Behandlung sinnvoll und fundiert sein muss, wenn ihre Krankenkas­se sie finanziert. Diese Legitimati­on von Esoterik von Staats wegen muss aufhören. Wer sich homöopathi­sch behandeln lassen will, soll das tun – aber nicht auf Kosten derer, die auf echte Medizin setzen.

Die finanziell­e Argumentat­ion für Lauterbach­s Vorstoß hingegen ist Augenwisch­erei: Die Einsparung­en für das Gesundheit­ssystem dürften homöopathi­sch dosiert sein. Doch es geht ums Prinzip: Warum sollten die Versichert­en eine wirkungslo­se Mode-Therapie mitfinanzi­eren? Wichtiger wäre es, den vollkommen überarbeit­eten Hausärzten die Möglichkei­t zu geben, das zu leisten, was die eine tatsächlic­he Stärke der Homöopathe­n ist: kein Abfertigen von Patienten wie am Fließband, sondern Geduld, Zuhören und Eingehen auf individuel­le Bedürfniss­e.

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