Eine Brücke zwischen Tradition und Moderne
In Saarbrücken fördert die Deutsch-Koreanische Gesellschaft Kultur, Wissenschaft und den Erhalt koreanischer Traditionen.
Koreanische Kultur, Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft gibt es auch in Saarbrücken. Bei der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft im Regionalverband sieht man, wie sich die Beziehungen um die halbe Welt erstrecken können.
Der Dachverband der Gesellschaft wurde im Jahr 1966 gegründet – ins Leben gerufen durch die ersten Gastarbeiterströme: Zu dieser Zeit habe es großen Mangel an Pflegepersonal in Krankenhäusern gegeben, weswegen volle Flugzeuge mit koreanischen Krankenschwestern nach Deutschland gekommen seien. Unter den Gastarbeitern seien auch viele Bergmänner gewesen, die wie die Krankenschwestern, ihre koreanische Kultur nach Deutschland brachten, berichtet der Vorsitzende Rolf Hempelmann.
Diese Bezüge könne man auch heute noch sehen: In Saarbrücken sei beispielsweise das Koreanische Forschungs- und Technologiezentrum KIST an der Universität des Saarlandes zu finden – eine zentrale Forschungsstätte Koreas mit Gästehaus und engen Beziehungen zu den umliegenden Instituten, unter anderem mit der Funktion, die deutsch-koreanischen Beziehungen weiter zu stärken. Darunter falle auch die internationale Zusammenarbeit im Bereich Technik und Wissenschaft. Eng damit verwoben sei auch der Verein der Koreaner im Saarland, dessen Mitglieder ausschließlich koreanischer Herkunft seien, wohingegen die Deutsch-Koreanische Gesellschaft auch viele deutsche Mitglieder habe.
Der stellvertretende Vorsitzende Jae Sun Byun und Hempelmann gründeten die Saarbrücker Gesellschaft im Oktober 2019. Byun und Hempelmann, die als Arbeitskollegen am KIST (Korea Institute of Science and Technology Europe) an der Universität des Saarlandes tätig sind, bemühen sich seither
um die Integration koreanischer Wissenschaft in der hiesigen Gesellschaft. „Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, Freundschaften und Beziehungen zu schließen und Netzwerke aufzubauen“, erklärt Byun. Und das so früh wie möglich. So biete man beispielsweise Laborexperimente für Kinder ab der zweiten Klasse
in den Räumen der Universität an. Neben der Stoßrichtung zu Technik und Wissenschaft sei jedoch auch die allgemeine Pflege koreanischer Kultur und Lebensart ein wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit.
Ein koreanischer Kochkurs in Verbindung mit einer Wanderung durch das Orchideengebiet im Bliesgau habe es bereits gegeben.
Musikfeste, Kulturabende, einen Neujahrsempfang oder ein Benefizkonzert der Studenten der Hochschule für Musik Saarbrücken, an dem viele Koreaner teilnahmen, seien Teil des Programms.
Die Musik spiele dabei eine wichtige Rolle. Darunter seien bekannte Klassiker, koreanische Volkslieder aber auch deutsche Lieder, die auch in Korea – übersetzt in die jeweilige Sprache – von Kinderchören gesungen würden. Beim traditionellen Neujahrsempfang – laut Mondkalender falle dieser in 2024 auf den Februar – verbeugen sich die Kinder nach koreanischer Tradition vor den Eltern und wünschen diesen damit Gesundheit fürs neue Jahr. Eine Tradition, die in Deutschland nur wenige kennen.
Vorstandsmitglied ChoonYang Schwenk ist eine der in den 70er- Jahren eingereisten Krankenschwestern. Auch ihr fallen manchmal noch gesellschaftliche Unterschiede auf. „Die Koreaner sind mit den Händen sehr geschickt. Das sieht man in den unterschiedlichsten Alltagssituation wie beim Obst schälen. Die Deutschen sind eher ungeschickt. Doch was sie mit Geschicklichkeit nicht können, wird mit der Herstellung von Werkzeugen kompensiert“, sagt Schwenk. Den praktischen Obstschäler bringe sie seither immer Freunden und Familie aus Korea mit.
„Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, Freundschaften und Beziehungen zu schließen und Netzwerke aufzubauen.“Jae Sun Byun Stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft