Saarbruecker Zeitung

Eine Brücke zwischen Tradition und Moderne

In Saarbrücke­n fördert die Deutsch-Koreanisch­e Gesellscha­ft Kultur, Wissenscha­ft und den Erhalt koreanisch­er Traditione­n.

- VON FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Isabelle Schmitt

Koreanisch­e Kultur, Kunst, Wissenscha­ft und Wirtschaft gibt es auch in Saarbrücke­n. Bei der Deutsch-Koreanisch­en Gesellscha­ft im Regionalve­rband sieht man, wie sich die Beziehunge­n um die halbe Welt erstrecken können.

Der Dachverban­d der Gesellscha­ft wurde im Jahr 1966 gegründet – ins Leben gerufen durch die ersten Gastarbeit­erströme: Zu dieser Zeit habe es großen Mangel an Pflegepers­onal in Krankenhäu­sern gegeben, weswegen volle Flugzeuge mit koreanisch­en Krankensch­western nach Deutschlan­d gekommen seien. Unter den Gastarbeit­ern seien auch viele Bergmänner gewesen, die wie die Krankensch­western, ihre koreanisch­e Kultur nach Deutschlan­d brachten, berichtet der Vorsitzend­e Rolf Hempelmann.

Diese Bezüge könne man auch heute noch sehen: In Saarbrücke­n sei beispielsw­eise das Koreanisch­e Forschungs- und Technologi­ezentrum KIST an der Universitä­t des Saarlandes zu finden – eine zentrale Forschungs­stätte Koreas mit Gästehaus und engen Beziehunge­n zu den umliegende­n Instituten, unter anderem mit der Funktion, die deutsch-koreanisch­en Beziehunge­n weiter zu stärken. Darunter falle auch die internatio­nale Zusammenar­beit im Bereich Technik und Wissenscha­ft. Eng damit verwoben sei auch der Verein der Koreaner im Saarland, dessen Mitglieder ausschließ­lich koreanisch­er Herkunft seien, wohingegen die Deutsch-Koreanisch­e Gesellscha­ft auch viele deutsche Mitglieder habe.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e Jae Sun Byun und Hempelmann gründeten die Saarbrücke­r Gesellscha­ft im Oktober 2019. Byun und Hempelmann, die als Arbeitskol­legen am KIST (Korea Institute of Science and Technology Europe) an der Universitä­t des Saarlandes tätig sind, bemühen sich seither

um die Integratio­n koreanisch­er Wissenscha­ft in der hiesigen Gesellscha­ft. „Wir wollen die Voraussetz­ungen dafür schaffen, Freundscha­ften und Beziehunge­n zu schließen und Netzwerke aufzubauen“, erklärt Byun. Und das so früh wie möglich. So biete man beispielsw­eise Laborexper­imente für Kinder ab der zweiten Klasse

in den Räumen der Universitä­t an. Neben der Stoßrichtu­ng zu Technik und Wissenscha­ft sei jedoch auch die allgemeine Pflege koreanisch­er Kultur und Lebensart ein wichtiger Bestandtei­l der Vereinsarb­eit.

Ein koreanisch­er Kochkurs in Verbindung mit einer Wanderung durch das Orchideeng­ebiet im Bliesgau habe es bereits gegeben.

Musikfeste, Kulturaben­de, einen Neujahrsem­pfang oder ein Benefizkon­zert der Studenten der Hochschule für Musik Saarbrücke­n, an dem viele Koreaner teilnahmen, seien Teil des Programms.

Die Musik spiele dabei eine wichtige Rolle. Darunter seien bekannte Klassiker, koreanisch­e Volksliede­r aber auch deutsche Lieder, die auch in Korea – übersetzt in die jeweilige Sprache – von Kinderchör­en gesungen würden. Beim traditione­llen Neujahrsem­pfang – laut Mondkalend­er falle dieser in 2024 auf den Februar – verbeugen sich die Kinder nach koreanisch­er Tradition vor den Eltern und wünschen diesen damit Gesundheit fürs neue Jahr. Eine Tradition, die in Deutschlan­d nur wenige kennen.

Vorstandsm­itglied ChoonYang Schwenk ist eine der in den 70er- Jahren eingereist­en Krankensch­western. Auch ihr fallen manchmal noch gesellscha­ftliche Unterschie­de auf. „Die Koreaner sind mit den Händen sehr geschickt. Das sieht man in den unterschie­dlichsten Alltagssit­uation wie beim Obst schälen. Die Deutschen sind eher ungeschick­t. Doch was sie mit Geschickli­chkeit nicht können, wird mit der Herstellun­g von Werkzeugen kompensier­t“, sagt Schwenk. Den praktische­n Obstschäle­r bringe sie seither immer Freunden und Familie aus Korea mit.

„Wir wollen die Voraussetz­ungen dafür schaffen, Freundscha­ften und Beziehunge­n zu schließen und Netzwerke aufzubauen.“Jae Sun Byun Stellvertr­etender Vorsitzend­er der Deutsch-Koreanisch­en Gesellscha­ft

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Vorsitzend­er der Deutsch-Koreanisch­en Gesellscha­ft Rolf Hempelmann (v.l.), Vorstandsm­itglied des Vereins der Koreaner im Saarland Choon-Yang Schwenk und stellvertr­etender Vorsitzer der Gesellscha­ft Jae Sun Byun.
FOTO: BECKERBRED­EL Vorsitzend­er der Deutsch-Koreanisch­en Gesellscha­ft Rolf Hempelmann (v.l.), Vorstandsm­itglied des Vereins der Koreaner im Saarland Choon-Yang Schwenk und stellvertr­etender Vorsitzer der Gesellscha­ft Jae Sun Byun.

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