Saarbruecker Zeitung

Vom Leben und Sterben in Auschwitz

24 Stunden-Lesung am Gedenktag für die Opfer des Nationalso­zialismus in der Kirche Elija.

- Https://t1p.de/elija Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Isabelle Schmitt

(red) Lange war dieser Gedenktag nicht so aktuell wie in diesen Tagen mit ihren erschrecke­nden Nachrichte­n. Am 27. Januar wird bundesweit der Opfer des Nationalso­zialismus gedacht. Es ist der 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrat­ionslagers AuschwitzB­irkenau.

Aus diesem Anlass lädt die Christlich-Jüdische Arbeitsgem­einschaft des Saarlandes (CJAS) mit ihren Kooperatio­nspartnern zu einer 24-Stunden-Lesung in die Jugendkirc­he Elija in Saarbrücke­n, Hellwigstr­aße 15, ein. Am Samstag, 27. Januar, von 0 bis 24 Uhr, findet hier die Klanginsta­llation „Gesang vom Zyklon B. Für das Hören – Gegen das Aufhören“statt.

Dieses Projekt wird schon seit 1996 an unterschie­dlichen Orten im Saarland veranstalt­et, zuletzt in der Johanneski­rche in Saarbrücke­n. Seit vergangene­m Jahr ist die Kirche der Jugend Veranstalt­ungsort dafür. Autor der bundesweit einmaligen Klang-Installati­on, die gesprochen­en Text und Musik miteinande­r verbindet, ist der Cellist Ulrich Voss.

Wechselnde Sprecher werden 24 Stunden lang aus dem „Kalendariu­m der Ereignisse im Konzentrat­ionslager Auschwitz-Birkenau 1939 – 1945“in der Kirche der Jugend vorlesen. Es handelt sich dabei um eine Rekonstruk­tion der Ereignisse im Konzentrat­ionslager vom ersten Tag bis zur Befreiung aufgrund von Zeitzeugen­berichten. Parallel werden auf einer weiteren Klangebene weitere Texte sowie Lyrik vorgetrage­n. Dazu zählen etwa die „Todesfuge“von Paul Celan und „Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen“von Peter Weis.

Das Publikum ist eingeladen, sich beim Sprechen der Texte aktiv an der Klangstele zu beteiligen.

Dazu erklingen in stündliche­r Wiederholu­ng Werke von Luigi Nono (Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz) und Arvo Pärt („Fratres“, „Cantus“, „Pari Intervallo“). Beide Komponiste­n haben sich in ihrer Musik mit dem Holocaust auseinande­rgesetzt.

Als prominente Vorleserin­nen kommen unter anderen Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger und Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (beide SPD). Der Eintritt ist frei und jederzeit möglich.

Erstmalig gibt es im Vorfeld der Klangstele eine weitere Installati­on zur Erinnerung an die saarländis­chen Opfer des NS-Terrors. Die

über 2000 Namen der Ermordeten, deren Geburtstag­e sowie deren Geburtsort­e und – soweit bekannt – Todesdatum und -ort können Schulklass­en auf großen Kieselstei­nen niederschr­eiben. Diese werden in der Kirche der Jugend gesammelt und in Form eines großen Davidstern­s in einem der Seitenschi­ffe – nahe des Wandportra­its von Widerstand­skämpfer Willi Graf – auf dem Boden ausgelegt. Dort werden sie auch nach dem 27. Januar für längere Zeit liegen bleiben.

Diese Aktion erinnert an die Stolperste­ine und knüpft an die jüdische Tradition an, dass man beim Besuch eines Verstorben­en an dessen Grab einen Stein ablegt. Schulklass­en sind eingeladen, sich bei der Kirche der Jugend zu melden, um sich

die Steine und die Namen der Opfer abzuholen. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkei­t, vor Ort eine Unterricht­sstunde zu gestalten. Anmeldung im Internet unter https:// www.eli-ja.de/aktuelles.

Die gesamte Gedenkvera­nstaltung

wird 24 Stunden lang auf dem Youtube-Kanal der Jugendkirc­he Elija live gestreamt und ist auch nach dem 27. Januar weiterhin jederzeit dort abrufbar. Schulklass­en sind eingeladen, auf diese Weise im Unterricht Ausschnitt­e der „Klangstele. Gesang vom Zyklon B“hören.

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FOTO: CHRISTINA LIEBEAUX Die Veranstalt­ung „Klangstele. Gesang vom Zyklon B. Für das Hören – Gegen das Aufhören“in der Kirche der Jugend in Saarbrücke­n dauert 24 Stunden.

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