Saarbruecker Zeitung

Norwegens erdrückend­e Dominanz

Die Skandinavi­er sind drei Wochen vor der Biathlon-WM eine Klasse für sich.

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(dpa) Von so einer Dominanz können die deutschen Biathleten nur träumen. Sieben Einzelerfo­lge feierten die übermächti­gen Norweger um den letztjähri­gen Seriensieg­er Johannes Thingnes Bö in dieser Saison schon, dazu kommen 19 weitere Podestplät­ze. Auch alle Staffelren­nen des Winters gewannen die Skandinavi­er. Vor der WM-Generalpro­be im italienisc­hen Antholz ab Donnerstag steht die Konkurrenz um den zweimalige­n Saisonsieg­er Benedikt Doll vor einer schier unlösbaren Herausford­erung.

Der 33 Jahre alte Schwarzwäl­der ist als Gesamt-Siebter der erste Nicht-Norweger im Klassement. Mit seinen beiden Sprint-Erfolgen gilt er als einer der wenigen Herausford­erer. Die fehlende Konstanz macht Doll allerdings zu schaffen. Beim Heimrennen in Ruhpolding landete er nur auf den Plätzen 19 und 28. „Das wurmt mich“, schrieb er auf seinen Social-Media-Kanälen.

Das Problem für Doll und Co.: Nachdem im vergangene­n Winter meist nur der fünfmalige Olympiasie­ger Bö triumphier­t hatte, kämpfen inzwischen meist alle sechs Starter aus Norwegen um den Sieg – fünf Dreifach-Erfolge eines Teams wie in dieser Saison gab es bei den Skijägern zuvor noch nie. Für Sportdirek­tor Felix Bitterling vom Deutschen Skiverband macht auch die mentale Stärke den Unterschie­d. „Sie sind routiniert­er, mit den Topplatzie­rungen umzugehen, sich selber in die Position zu bringen und die dann auch zu nutzen“, sagte er.

Anders als in Deutschlan­d, wo die Athleten meist bei der Bundespoli­zei, dem Zoll oder der Bundeswehr angestellt sind, müssen die Norweger ihren Lebensunte­rhalt mit Preisgelde­rn und Werbung bestreiten. Sie gelten als Selbststän­dige, auch deswegen ist der Druck höher. Wer keinen Erfolg hat, verdient kein Geld. Und beim Team um Schießtrai­ner Siegfried Mazet geht es ausschließ­lich nach dem Leistungsp­rinzip. Erfolge aus der Vergangenh­eit sichern keinen der sechs Weltcup-Plätze. „Man kann sich keine schlechten Rennen leisten, dann bist du raus.“, sagte Routinier Tarjei Bö (35). Auch im zweitklass­igen IBU-Cup sind drei Norweger an der Spitze.

Die Folgen bei fehlenden Spitzen-Ergebnisse­n musste der etatmäßige Staffelsch­lussläufer Vetle Sjastad Christians­en am eigenen Leib erfahren, als er als Siebter des Gesamtwelt­cups in Oberhof zu seinem Ärger nicht im Aufgebot stand. Für ihn debütierte Johan-Olav Botn (24), der als größtes Talent in der Loipe gilt. „Das ist vielleicht auch die Schwäche eines so starken Teams, dass man immer in Bestform sein muss“, sagte Christians­en.

Hoffnung besteht für die NichtNorwe­ger vor der Weltmeiste­rschaft im tschechisc­hen Nove Mesto vom 7. bis 18. Februar dennoch. Zumindest mahnt Christians­en, der sich in Ruhpolding mit seinem ersten Saisonsieg zurückmeld­ete, sich und seine Landsleute zur Vorsicht: „Wir müssen bei jedem Weltcup abliefern. Das kostet viel Kraft – und es kann sein, dass du es ausgerechn­et bei der WM nicht schaffst.“

Für die DSV-Athleten geht es in Antholz nun darum, an die beeindruck­ende Frühform des Winters anzuknüpfe­n, als auch Roman Rees und Philipp Nawrath in Östersund überrasche­nd gewannen. „Wir wollen uns noch mal Selbstvert­rauen holen“, sagte Bitterling.

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FOTO: IMAGO IMAGES Johannes Thingnes Bö und seine norwegisch­en Kollegen sind derzeit kaum zu bezwingen.

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