Saarbruecker Zeitung

Erst Skispringe­n im Maracanã, dann Skifliegen in Dubai?

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(sid) Andreas Wellinger fliegt durch das ausverkauf­te Maracanã-Stadion? Ryoyu Kobayashi hebt in einer Halle in Dubai ab? Wenn Sandro Pertile über die Zukunft des Skispringe­ns spricht, leuchten seine Augen. „Wir hatten gerade eine Vierschanz­entournee mit grünen Wiesen. Vielleicht war das eine Ausnahme, vielleicht auch nicht“, sagt der Renndirekt­or des Weltverban­des Fis. Sein Credo: „Wir sollten offen für neue Wege sein.“

Mit einer mobilen Schanze will der Italiener perspektiv­isch den Skisprung-Zirkus auf der ganzen Welt aufführen. „Das könnte zum

Beispiel im Maracanã-Stadion in Brasilien sein, da könnte man auf Matten eine riesengroß­e Show bieten“, sagte er. China sei ein weiterer Markt für solche Show-Wettkämpfe, auch eine Indoor-Anlage mit Kunstschne­e in Dubai denkbar.

Erste Pläne für eine auf- und abbaubare Anlage liegen bereits vor. Laut Pertile ist eine mobile Schanze mit der Hillsize 150 das Ziel, dort wären Sprünge von etwa 150 Metern möglich. Noch ist das alles freilich Theorie. „Es braucht sicher einen Fünf-Jahres-Plan – und dann muss man das Projekt finanziere­n. Das Ziel ist, in zehn Jahren bereit zu sein“, sagt er.

Die Springer sind noch nicht überzeugt. „Ich persönlich muss nicht nach Dubai fliegen, um zu springen. Das sehe ich als ein bisschen sinnlos an“, sagte Philipp Raimund, gab aber auch zu: „Dass die Möglichkei­t besteht, ist natürlich interessan­t.“Auch Stephan Leyhe reagierte skeptisch: „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob Brasiliane­r etwas mit Skispringe­n anfangen können.“

Das Wort Klimaschut­z kam Pertile nicht über die Lippen. Energiefre­ssende Skihallen sind auch in Deutschlan­d längst Realität, in Dubai gibt es seit Jahren eine Eishockey-Liga. Ist Pertile also ein Visionär oder Träumer? Fest steht: Anders als Biathlon oder Langlauf funktionie­rt Skispringe­n auch ohne Schnee. Im vergangene­n Winter fand in Wisla erstmals ein Weltcup auf Matten statt, im Juni war Skispringe­n Teil der European Games in Polen.

Pertile hält deshalb eine acht Monate dauernde Saison für möglich. „Man könnte schon im Oktober mit drei, vier Wettbewerb­en auf Matte starten“, sagte er. Leyhe sieht auch das skeptisch. „Irgendwann hat der Körper seine Grenzen. Acht Monate durchsprin­gen, das wird kein Sportler schaffen.“

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FOTO: NURKIEWICZ/DPA Neue Wege für einen publikumsw­irksamen Sport? Mit Springen auf Matten könnte der Skisprung-Zirkus künftig in aller Welt gastieren.

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