Saarbruecker Zeitung

Rechtsextr­eme Fantasien in der AfD sind nicht neu

-

Sportveran­staltungen auf internatio­naler Ebene haben etwas Verbindend­es, besonders, wenn das nationale Team erfolgreic­h ist. Das Jahr 2024 bietet mit Fußball- und Handball-EM im eigenen Land eigentlich Anlass genug für ein Lagerfeuer­gefühl in Deutschlan­d. Gemeinsam Daumen drücken, gemeinsam jubeln. Doch es braucht in diesen Januartage­n schon viel Fantasie, um sich vorzustell­en, dass sich so ein kollektive­s Glück wieder einstellt.

Denn das gemütliche Zurücklehn­en ist vorbei, Sportevent­s reichen nicht mehr aus, um Gräben in der Gesellscha­ft kurzzeitig zu überdecken. Und das ist auch gut so. Es gilt vielmehr zu zeigen, aus welchem Holz unsere demokratis­che Gesellscha­ft geschnitzt ist. Dafür beginnen die Menschen auf die Straße zu gehen. Klare Kante zu zeigen. Es können gar nicht genug sein.

Recherchen des Medienhaus­es Correctiv zufolge hatten sich AfDPolitik­er, Neonazis und Unternehme­r im November in einem Hotel nahe Potsdam getroffen, um die Vertreibun­g von Millionen Menschen mit Zuwanderun­gsgeschich­te zu planen.

Nun ist das leider kein neuer Sound. Wer der AfD im Bundestag zuhört, hat genau diese rechtsextr­emen Fantasien immer wieder vernehmen können. Das Diffamiere­n demokratis­cher Institutio­nen, das Herabwürdi­gen von Demokraten und auch das Beschreibe­n einer Gesellscha­ft ohne Einwanderu­ng, das Ausweisen von ganzen Bevölkerun­gsgruppen aus dem eigenen Land – all das kommt seit Jahren in AfD-Reden vor. Doch die Bilder des Treffens im öffentlich­en Raum, einem Hotel, haben die Absichten der AfD und ihrer Getreuen nun im wahrsten Sinne bildlich vor Augen geführt.

Der berechtigt­e Ärger über die schlechte Regierungs­politik der Ampel führte im vergangene­n

Jahr zu einem sehr non-chalanten Hinwegsehe­n über die rechtsextr­emen Positionen der AfD.

Das Dagegensei­n, das Wettern über das politische Establishm­ent in Berlin, der eigene Frust überwogen bei vielen. Doch die Vertreibun­gspläne, die bei dem Treffen besprochen wurden, haben auch den Fokus darauf gelenkt, wofür die AfD noch alles kämpft: Die AfD will gegen fast jeden in diesem Land vorgehen. Die Partei ist staatszers­etzend, will Deutschlan­d abschaffen. Sie ist nicht in der Schmuddele­cke, weil andere Parteien sie da hineinrede­n. Sondern, weil sie einen neuen Staat will, der sich von all dem verabschie­det, was dieses Land ausmacht, und was Kritiker der demokratis­chen Parteien doch eigentlich so gern bewahren wollen. Jedes Lagerfeuer­gefühl im Land würde von der AfD ausgetrete­n.

Bürger und Bürgerinne­n wehren sich. Gut so! Egal ob konservati­v, liberal, sozialdemo­kratisch, jung, alt, aus welchem Milieu – es geht jetzt um mehr als um Parteipoli­tik.

Die Nervosität der AfD-Führung, die so gerne das bürgerlich­e Gesicht wahren würde, ist bereits greifbar. Denn diese Ablehnung geht ins Mark einer Partei, die stets tönt, dieses Land würde sich abschaffen. Mitnichten. Die Menschen in Deutschlan­d wollen Demokratie, Freiheit und Wohlstand behalten. Nur sie können die Gräben, die die AfD maßgeblich ausgehoben hat, wieder zuschütten. Dagegen kommt die AfD nicht an. Es wird Zeit.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany