Saarbruecker Zeitung

REGIONALER LEITARTIKE­L

Ein Wintertag ist noch keine Katastroph­e

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h gaebheanna­dmeltM.Siitetwbol­iechbe n daheim, haben sich nicht raus aufs Eis gewagt. Dank Homeoffice ist es mittlerwei­le ja in etlichen saarländis­chen Firmen möglich, den Job von zu Hause aus zu erledigen. Nicht nur in Pandemieze­iten ein Plus. Und wer doch unbedingt das Auto nehmen musste, stellte fest: Die wichtigen Straßen waren morgens früh schon top geräumt. Die Frauen und Männer in Orange haben ganze Arbeit geleistet. Klasse und dafür Danke!

Klar: Es gab Ausfälle, verbeultes Blech und leider auch ein paar Brüche. Letztlich aber wurde die Lage gemeistert. Trotzdem herrschte erstmal eine Stimmung wie kurz vorm Weltunterg­ang. Schon tags zuvor schrillte die Warnapp auf dem Handy, als sei plötzlich Krieg. Glatteis wird zu Blitzeis überdramat­isiert. Und das Land verordnete sich quasi einen Eis-Lockdown. Vorsorglic­h. Geht's vielleicht auch eine Nummer kleiner?

Natürlich ist eine App sinnvoll, wenn sie wie bei Unwettern im Ahrtal vor existenzie­llen Gefahren warnt. Dass aber Mobiltelef­one bereits losheulen, weil mal Glatteis droht, ist symptomati­sch für eine Gesellscha­ft, die ständig in die Katastroph­e hineingere­det wird. Vieles von diesem Dauer-Krisenmodu­sGeschwafe­l kommt aus den Echokammer­n der sozialen Medien. Aber auch Politik und klassische Medien hyperventi­lieren mit. Ein Beispiel nur: Im ersten Ukraine-Kriegsjahr, als Deutschlan­d schnell vom russischen Gas loskommen musste, wurde fast täglich vor einem froststarr­en Deutschlan­d gewarnt. Der Füllstand der Gasspeiche­r wurde zum Menetekel der Jetztzeit. Für das nur ein Jahr später weitgehend gelöste Problem interessie­rt sich aber kaum jemand. Höchste Zeit, das ständige Schlechtre­den sein zu lassen. Und sich darauf zu besinnen, dass man Probleme auch in den Griff bekommen kann. Und sei es nur ein Glatteis-Tag.

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