Tante Käthe, der Kaiser und das Ehrenamt
Bei der Ehrenamtsgala des Saarländischen Fußball-Verbandes hat Rudi Völler 63 Personen ausgezeichnet – und über Franz Beckenbauer gesprochen.
SAARBRÜCKEN Am Abend nach der Beerdigung von Franz Beckenbauer war eine andere deutsche FußballLegende zu Gast bei der SFV-Ehrenamtsgala. Rudi Völler hat am Freitag 63 Frauen und Männer im Centrum für Freizeit und Kommunikation in Spiesen-Elversberg ausgezeichnet. Auch die Veranstaltung des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) stand unter dem Eindruck vom Tod des „Kaisers“. Völlers größter Triumph war der WM-Titel 1990 unter dem am 7. Januar verstorbenen Franz Beckenbauer, über den er in Spiesen-Elversberg sagte: „Ich hatte großes Glück, ihn sechs Jahre als Teamchef zu haben. Er hat mir in dieser Zeit sehr geholfen.“
Der besondere Gast des Abends verwies auf die Bedeutung, die das Ehrenamt im Zusammenhang mit seiner eigenen Entwicklung gespielt habe. Völler sprach von einer wunderbaren Ehrung, die denen zuteilwerde, „die es wirklich verdient haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen ihre Freizeit unentgeltlich opfern und manchmal sogar dafür draufzahlen – das ist einfach überragend“. Und der 63-Jährige betonte: „In unserer Gesellschaft mit den vielen Einflüssen bist du ja permanent in der Verlosung, vielleicht eher was anderes zu tun. Trotzdem opfern die Menschen ihre Zeit, um zum Allgemeinwohl beizutragen. Das ist einfach enorm wichtig – umso mehr freue ich mich, bei dieser Ehrung dabei zu sein.“
Beim TSV Hanau hatte „Tante Käthe“Ende der 60er mit Fußball angefangen. „Mein Vater war Jugendleiter, meine Mutter hat die Trikots gewaschen und im Kiosk geholfen“, erzählt Völler vom Wirken seiner Eltern Ilse und Kurt, das ihn geprägt habe. Er selbst war früh auf dem Weg hin zur Profi-Karriere. Mit 17 debütierte Völler für Kickers Offenbach in Liga zwei. Drei Jahre später folgte bei 1860 München das BundesligaDebüt. 1983 wurde er im Dress von Werder Bremen Torschützenkönig (23 Tore) und Fußballer des Jahres.
Nach 90 Länderspielen mit 47 Toren war Völler von 2000 bis 2004 Bundestrainer – und führte die Nationalmannschaft 2002 zur VizeWeltmeisterschaft. Nach jahrelangem Wirken bei Bundesligist Bayer Leverkusen, wo er Sportdirektor, Trainer und Aufsichtsrat war, ist Völler seit Februar 2023 wieder für die Nationalelf tätig. Zumindest bis Sommer werde er Sportdirektor bleiben. Viele wünschen sich seinen Verbleib über die Heim-EM hinaus.
Völler glaubt trotz des schwachen Abschneidens der Nationalmannschaft bei den vergangenen Turnieren an eine erfolgreiche Heim-EM. „Ich bin überzeugt, dass es wieder einen Aufbruch wie 2006 durch die
Heim-WM geben kann. Wir werden uns als Gastgeber wunderbar präsentieren und tolle Spiele abliefern. Die Spieler sind heiß, Julian Nagelsmann ist heiß, ich bin heiß – wir alle sind es. Wir wollen und werden eine tolle EM spielen“, verspricht der 63-Jährige.
Zur famosen Saison seines ExClubs Bayer Leverkusen, der in der
Bundesliga unbesiegt an der Tabellenspitze steht, sagt Völler: „Entscheidend war die Verpflichtung von Xabi Alonso als Trainer. Er hat aus einer verunsicherten Mannschaft mit den neuen Spielern eine Einheit ge- und einen Spielstil erschaffen, der seinesgleichen sucht.“Und er lobt: „Ich habe sehr viele Heimspiele gesehen, muss mich aber lange zurückerinnern an so dominante Auftritte wie in der Vorrunde. Das war schon einzigartig.“Den großen Wurf traut er der oft als „Vizekusen“betitelten Werkself zu: „Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Leverkusen ist in drei Wettbewerben noch dabei – ein Titel wird es zumindest werden.“www.saar-fv.de