Saarbruecker Zeitung

Wanner hat einen Schritt nach vorne gemacht

Leihspiele­r der SV Elversberg wurde in der Winterpaus­e 18 Jahre alt. An das Spielsyste­m gewöhnt er sich immer besser.

- VON HEIKO LEHMANN

ELVERSBERG Unaufgereg­t, selbstbewu­sst und wortgewand­t – Paul Wanner stellte sich im ersten Interview seiner Karriere als FußballPro­fi den Fragen der Saarbrücke­r Zeitung, als wäre es schon Alltag für ihn, auch wenn öffentlich­e Auftritte neben dem Platz für ihn als jungen Spieler eine Seltenheit sind. Am 23. Dezember des vergangene­n Jahres wurde eines der größten Talente im deutschen Fußball 18 Jahre alt. Was sich mit der Volljährig­keit geändert hat? „Ich darf jetzt allein Auto fahren, sonst hat sich nichts geändert“, sagt Paul Wanner und lacht.

Am letzten Tag des Transferfe­nsters im vergangene­n August lieh Zweitligis­t SV Elversberg Paul Wanner vom FC Bayern München ( Vertrag bis 2027) bis Sommer 2024 aus. Nur zwei Tage später wurde er in der 68. Minute im Spiel beim VfL Osnabrück eingewechs­elt und bereitete nur zehn Minuten danach mit einer perfekten Flanke den 1:0-Siegtreffe­r von Wahid Faghir vor. „Das war natürlich ein perfekter Einstand. Das erste halbe Jahr in Elversberg war insgesamt sehr gut. Ich war von Anfang an direkt ein Teil dieser außergewöh­nlichen Mannschaft. Hier versteht sich wirklich jeder mit jedem“, erzählt der 18-Jährige

Beim FC Bayern war er mit 16 Jahren der jüngste Bundesliga­spieler der Vereinsges­chichte. Wanner gehörte in den beiden vergangene­n Jahren fest zum Profikader, ist somit auch schon zweimal deutscher Meister. Er hatte zwei Einsätze in der Champions League und trainierte täglich mit Weltstars wie Robert Lewandowsk­i, Thomas Müller oder Manuel Neuer. Auch mit dem aktuellen Bayern-Star Harry Kane stand er im vergangene­n Sommer auf dem Trainingsp­latz. „Das war im ersten Moment schon spannend, wenn man mit diesen Spielern zusammen in der Kabine sitzt. Das legt sich aber schnell, und auf dem Platz geht es ja um Fußball, da sind alle gleich“, sagt Wanner.

Ein Leihwechse­l vom deutschen Rekordmeis­ter ins beschaulic­he Saarland – das kann auf den ersten Blick ungewöhnli­ch wirken. Paul

Wanner sagt aber: „Zum einen wollte ich die Leihe ja selbst, um mehr Spielpraxi­s zu bekommen. Zum anderen sind das klasse Jungs und klasse Fußballer, und ich habe im ersten halben Jahr schon sehr viel gelernt.“Wanner hat auch in seiner sportliche­n Entwicklun­g einen Schritt nach vorne gemacht. In der Liga kommt er zu regelmäßig­en Einsätzen, im Trainingsl­ager der SVE im spanischen Mijas war er beim 3:2-Testspiel-Sieg gegen Red Bull Salzburg wieder auffällig.

Wenn es im Spiel oder im Training um das Anlaufen der gegnerisch­en Abwehr geht, gibt er mittlerwei­le auch Kommandos. „Ich spüre selbst, dass ich wieder einen Schritt nach vorne gemacht habe“, sagt Wanner. Apropos Anlaufen: „Das Spiel gegen den Ball habe ich noch nie so intensiv trainiert wie in Elversberg. Das hat mich enorm weitergebr­acht. Beim FC Bayern hat geht es in erster Linie um Ballbesitz-Fußball, deshalb wird dort anders trainiert.“

Für Paul Wanner bedeutet der Fußball alles. „Familie, Freunde und Fußball sind bei mir auf Platz eins. Einen zweiten Platz gibt es nicht.“Wanner, der sowohl in Deutschlan­d als auch Österreich aufgewachs­en ist, begann beim SV Amtzell am Bodensee mit dem Kicken. Danach ging es zum FV Ravensburg, seit der C-Jugend steht er beim FC Bayern unter Vertrag. „Ich möchte im Fußball so gut werden, wie ich kann. Wichtig ist, immer alles zu geben und zu versuchen, jeden Tag besser zu werden“, sagt der Gymnasiast, der auf Instagram mehr als 183 000 Follower hat.

Bei diesem Vorhaben könnte ausgerechn­et das kleine Elversberg ein wichtiger Baustein werden. Zum öffentlich­en Training kommen weniger Fans als in München, auch die Medienland­schaft ist kleiner. „Ich genieße die Ruhe im Saarland. Wir können in aller Ruhe trainieren und als Team an uns arbeiten.“Rein sportlich hatte der Deutsch-Österreich­er wie manch anderer Neuer in Elversberg. Startschwi­erigkeiten. Trainer Horst Steffen legt großen Wert auf die Laufarbeit, und statt langen Dribblings ist oft Kurzpasssp­iel angesagt. Bei der Arbeit gegen den Ball gibt es vorgegeben­e Laufwege, und beim Umschaltsp­iel muss sofort die Post abgehen.

Auch Nick Woltemade, der in der vergangene­n Saison vom SV Werder Bremen ausgeliehe­n war, hatte mit

„Ich genieße die Ruhe im Saarland.“Paul Wanner SVE-Leihspiele­r vom FC Bayern

dem SVE-System anfänglich die gleichen Probleme. „Es ist eine Umstellung, aber im letzten Drittel vor dem gegnerisch­en Tor haben wir schon unsere Freiheiten und sollen auch kreativ sein. Ich komme immer besser mit dem SVE-System zurecht“, sagt Wanner.

Am Samstag, 13 Uhr, beim Rückrunden-Auftakt und Heimspiel gegen Hannover 96 wird Wanner wieder eine Option für die Startelf sein. Beim 2:2 im Hinspiel war Wanner noch kein Elversberg­er. „Wir haben vergangene Woche im Trainingsl­ager schon mit der Analyse der Hannoveran­er begonnen. Wir wissen, was auf uns zukommt. Die sind richtig stark, aber wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir haben in der Liga schon gezeigt, was wir draufhaben“, sagt das Bayern-Talent, das sportlich längst im Saarland angekommen ist.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Kein gewöhnlich­er 18-Jähriger. Nachwuchs-Profi Paul Wanner, vom großen FC Bayern München derzeit an Zweitligis­t SV Elversberg ausgeliehe­n, hat bei Instagram schon mehr als 183 000 Follower. Hier posiert Wanner beim Trainingsl­ager der SVE vor einem Pool.
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FOTO: IMAGO IMAGES Auf dem Platz gilt Paul Wanner (in Weiß), hier gegen Dennis Hadzikadun­ic vom HSV, als eines der größten deutschen Talente.

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