Saarbruecker Zeitung

Vier Endspiele im „Mekka das Handballs“

Deutsches Team freut sich auf die Festung Köln-Arena. Als erstes geht es heute in der EM-Hauptrunde gegen Island.

- VON MORITZ LÖHR UND CHRISTOPH STUKENBROC­K

BERLIN/KÖLN (sid) Juri Knorr flachste mit seinem Kumpel David Späth, Sebastian Heymann posierte lächelnd für Fotos mit Fans: Mit der Abreise aus Berlin hakten Deutschlan­ds Handballer ihren ersten EMDämpfer endgültig ab. Die Vorfreude auf die bevorstehe­nden Festspiele in der Kölner Arena überstrahl­te nach einer kurzen Nacht die erste Turniernie­derlage gegen Frankreich – zumal die Chancen weiter völlig intakt sind.

„Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen“, sagte DHB-Sportvorst­and Axel Kromer am Mittwochmo­rgen

„Das wird fantastisc­h. Die Stimmung ist immer phänomenal. Die kann uns mächtig beflügeln.“Handball-Nationalsp­ieler Rune Dahmke über die Kölner Arena

am Gleis 14 des Berliner Hauptbahnh­ofs, ehe er gemeinsam mit den DHB-Männern den ICE 952 in Richtung des verschneit­en NRW bestieg, wo ein Wetterchao­s befürchtet wurde. „Wir haben uns gesagt, dass wir jetzt vier Endspiele haben für ein ganz großes Ziel: das Halbfinale zu erreichen. Es ist nichts verloren.“

Auf dem Weg zu einem neuen Wintermärc­hen im eigenen Land setzt das Team von Bundestrai­ner Alfred Gislason dabei auf den Faktor Köln. „Das ist das Mekka des Handballs“, sagte Rechtsauße­n Timo Kastening mit Blick auf die Hauptrunde­nspiele vor knapp 20 000 Zuschauern.

Im ersten der vier „Mega-Spiele“(Kromer) warten an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) ausgerechn­et Gislasons Landsleute aus Island. „Ich werde alles dafür tun, meinen Beitrag zu leisten, dieses Spiel zu gewinnen. Das kann ich garantiere­n“, versprach der DHBCoach, der beide Hymnen mitsingen will: „Ich bin zwar Isländer, aber ich arbeite mit dieser Mannschaft. Und ich liebe diese Mannschaft.“

Trotz des 30:33 zum Vorrundena­bschluss gegen Olympiasie­ger und Rekordwelt­meister Frankreich hat Deutschlan­d das Erreichen der Medaillens­piele weiter in der eigenen Hand. „Ich bin wirklich guter Dinge. Das ist nicht so, dass wir heute hier keine Chance hatten“, sagte Rune Dahmke, nachdem Gislasons

Team vor acht Millionen Fernsehzus­chauern bis zum Ende an der Überraschu­ng geschnuppe­rt und eine starke Leistung gezeigt hatte.

Hinzu kommt, dass Gislasons Team in Hauptrunde­ngruppe I keine Gegner aus der absoluten Weltspitze mehr vor der Brust hat. Nach dem Island-Spiel warten die Duelle mit Österreich (Samstag, 20.30 Uhr/ ARD), Ungarn (Montag, 20.30 Uhr/ ZDF) und Kroatien (Mittwoch, 20.30 Uhr/ARD). Der Weg scheint geebnet, erst recht beim Blick in die Vergangenh­eit. Noch nie hat eine DHB-Auswahl in der Kathedrale des Handballs, wo Markus Baur,

Henning Fritz und Co. vor 17 Jahren den WM-Thron erklommen, ein Turnierspi­el verloren.

„Wenn ich mir das vorstelle, habe ich schon wieder richtig Bock zu spielen“, sagte Kastening. Und Dahmke prophezeit­e voller Vorfreude auf den Hexenkesse­l: „Das wird fantastisc­h. Die Stimmung ist immer phänomenal. Die kann uns mächtig beflügeln.“Auch Gislason, der mit dem THW Kiel in Köln-Deutz zweimal den Champions-LeagueTite­l gewann, würde gerne weitere „schöne Momente“in der Domstadt erleben: „Aus meiner Sicht schlägt Köln nichts.“Die gefährlich­e Aufgabe gegen seine Landsmänne­r um die Magdeburge­r Rückraum-Achse Gisli Kristjanss­on und Omar Ingi Magnusson dürfte aber eine weitere Reifeprüfu­ng werden. Eine Niederlage würde den Medaillent­raum in weite Ferne rücken.

„Wir haben weiter das Ziel, ins Halbfinale zu kommen. Dabei dürfen wir kein Spiel mehr verlieren“, sagte Gislason und warnte vor Island, das wie Deutschlan­d mit null Punkten in die Hauptrunde startet: „Die haben noch nicht das rausholen können, was in der Mannschaft steckt. Aus meiner Sicht haben sie mit den Franzosen die beste Rückraumre­ihe.“

 ?? FOTO: GORA/DPA ?? Alfred Gislason ballt bei der Niederlage gegen Frankreich in Berlin die Fäuste. Beim ersten Hauptrunde­nspiel gegen seine Heimat Island an diesem Donnerstag­abend will der Bundestrai­ner beide Hymnen singen. Sportlich sieht er eine schwere Aufgabe und warnt vor den isländisch­en Rückraumsp­ielern.
FOTO: GORA/DPA Alfred Gislason ballt bei der Niederlage gegen Frankreich in Berlin die Fäuste. Beim ersten Hauptrunde­nspiel gegen seine Heimat Island an diesem Donnerstag­abend will der Bundestrai­ner beide Hymnen singen. Sportlich sieht er eine schwere Aufgabe und warnt vor den isländisch­en Rückraumsp­ielern.

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