Vier Endspiele im „Mekka das Handballs“
Deutsches Team freut sich auf die Festung Köln-Arena. Als erstes geht es heute in der EM-Hauptrunde gegen Island.
BERLIN/KÖLN (sid) Juri Knorr flachste mit seinem Kumpel David Späth, Sebastian Heymann posierte lächelnd für Fotos mit Fans: Mit der Abreise aus Berlin hakten Deutschlands Handballer ihren ersten EMDämpfer endgültig ab. Die Vorfreude auf die bevorstehenden Festspiele in der Kölner Arena überstrahlte nach einer kurzen Nacht die erste Turnierniederlage gegen Frankreich – zumal die Chancen weiter völlig intakt sind.
„Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer am Mittwochmorgen
„Das wird fantastisch. Die Stimmung ist immer phänomenal. Die kann uns mächtig beflügeln.“Handball-Nationalspieler Rune Dahmke über die Kölner Arena
am Gleis 14 des Berliner Hauptbahnhofs, ehe er gemeinsam mit den DHB-Männern den ICE 952 in Richtung des verschneiten NRW bestieg, wo ein Wetterchaos befürchtet wurde. „Wir haben uns gesagt, dass wir jetzt vier Endspiele haben für ein ganz großes Ziel: das Halbfinale zu erreichen. Es ist nichts verloren.“
Auf dem Weg zu einem neuen Wintermärchen im eigenen Land setzt das Team von Bundestrainer Alfred Gislason dabei auf den Faktor Köln. „Das ist das Mekka des Handballs“, sagte Rechtsaußen Timo Kastening mit Blick auf die Hauptrundenspiele vor knapp 20 000 Zuschauern.
Im ersten der vier „Mega-Spiele“(Kromer) warten an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) ausgerechnet Gislasons Landsleute aus Island. „Ich werde alles dafür tun, meinen Beitrag zu leisten, dieses Spiel zu gewinnen. Das kann ich garantieren“, versprach der DHBCoach, der beide Hymnen mitsingen will: „Ich bin zwar Isländer, aber ich arbeite mit dieser Mannschaft. Und ich liebe diese Mannschaft.“
Trotz des 30:33 zum Vorrundenabschluss gegen Olympiasieger und Rekordweltmeister Frankreich hat Deutschland das Erreichen der Medaillenspiele weiter in der eigenen Hand. „Ich bin wirklich guter Dinge. Das ist nicht so, dass wir heute hier keine Chance hatten“, sagte Rune Dahmke, nachdem Gislasons
Team vor acht Millionen Fernsehzuschauern bis zum Ende an der Überraschung geschnuppert und eine starke Leistung gezeigt hatte.
Hinzu kommt, dass Gislasons Team in Hauptrundengruppe I keine Gegner aus der absoluten Weltspitze mehr vor der Brust hat. Nach dem Island-Spiel warten die Duelle mit Österreich (Samstag, 20.30 Uhr/ ARD), Ungarn (Montag, 20.30 Uhr/ ZDF) und Kroatien (Mittwoch, 20.30 Uhr/ARD). Der Weg scheint geebnet, erst recht beim Blick in die Vergangenheit. Noch nie hat eine DHB-Auswahl in der Kathedrale des Handballs, wo Markus Baur,
Henning Fritz und Co. vor 17 Jahren den WM-Thron erklommen, ein Turnierspiel verloren.
„Wenn ich mir das vorstelle, habe ich schon wieder richtig Bock zu spielen“, sagte Kastening. Und Dahmke prophezeite voller Vorfreude auf den Hexenkessel: „Das wird fantastisch. Die Stimmung ist immer phänomenal. Die kann uns mächtig beflügeln.“Auch Gislason, der mit dem THW Kiel in Köln-Deutz zweimal den Champions-LeagueTitel gewann, würde gerne weitere „schöne Momente“in der Domstadt erleben: „Aus meiner Sicht schlägt Köln nichts.“Die gefährliche Aufgabe gegen seine Landsmänner um die Magdeburger Rückraum-Achse Gisli Kristjansson und Omar Ingi Magnusson dürfte aber eine weitere Reifeprüfung werden. Eine Niederlage würde den Medaillentraum in weite Ferne rücken.
„Wir haben weiter das Ziel, ins Halbfinale zu kommen. Dabei dürfen wir kein Spiel mehr verlieren“, sagte Gislason und warnte vor Island, das wie Deutschland mit null Punkten in die Hauptrunde startet: „Die haben noch nicht das rausholen können, was in der Mannschaft steckt. Aus meiner Sicht haben sie mit den Franzosen die beste Rückraumreihe.“