Schmid verlässt die große Handballbühne
Schweizer Spielmacher verabschiedet sich tränenreich von der EM. War es sogar das letzte Spiel des 40-Jährigen?
BERLIN (sid) Andy Schmid liefen die Tränen über die Wange. Als die Schlusssirene durch die Berliner Arena hallte, brachen die Emotionen noch auf dem Feld aus der Schweizer Handball-Ikone heraus. Es war der letzte Tanz des genialen Spielmachers auf der ganz großen Bühne – und vielleicht das letzte Spiel seiner erfolgreichen Karriere.
„Von den vergangenen fünf Minuten habe ich drei Minuten dreißig geweint“, sagte der 40-Jährige mit feuchten Augen, nachdem am Dienstagabend das Vorrunden-Aus gegen Nordmazedonien (27:29) bei der EM besiegelt war. Das Wort „Wehmut“sei bei seiner Gefühlslage deshalb „wahrscheinlich leicht untertrieben“. Es war sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft und das ausgerechnet „in diesem Land, in dem ich zwölf Jahre lang gelebt habe, wo meine Kinder auf die Welt gekommen sind, wo ich meine beste handballerische Zeit hatte“, sagte Schmid gerührt: „Das ist ein schöner Abschluss für die internationale Karriere.“
Und auch der endgültige Schlussstrich? „Ich muss mal nach Hause, meine Gedanken sammeln, mit meinem Verein sprechen. Ich habe einen Arbeitgeber, ich habe einen Verband, ich habe eine Familie“, erklärte Schmid nach dem emotionalen Spiel: „Dann werde ich in den nächsten Tagen entscheiden, ob das vielleicht sogar mein letztes Spiel war.“
Es wäre ein großer Abgang. Noch einmal wurde Schmid von 13 571 Zuschauern lautstark gefeiert. Noch einmal trumpfte er bei der großen Schmid-Show auf, traf selbst zwölf Mal, wurde als Spieler des Spiels ausgezeichnet und krönte sich mit nun 1094 Treffern zum Schweizer Rekordtorschützen.
Doch nicht nur die „Nati“, auch die Bundesliga prägte Schmid über ein Jahrzehnt lang, avancierte bei den Rhein-Neckar Löwen nicht nur zum Leistungs-, sondern mit seiner authentischen Art auch zum Sympathieträger. Mit dem Verein, für den er zwölf Jahre auflief, gewann Schmid als kluger Taktgeber zwei Meisterschaften (2016, 2017), den DHB-Pokal (2018) und triumphierte im Europapokal (2013). 2022 zog es ihn zurück in die Heimat zum HC Kriens-Luzern.
Ein Sieg mit der Nationalmannschaft, die er ab Sommer als Chefcoach betreuen wird, blieb ihm jedoch zum Abschied verwehrt. Er sei sich nun sicher, „dass es keinen Handballgott gibt“, sagte Schmid. Denn wenn dieser zugeschaut hätte, „hätte er uns in meinem letzten Spiel gewinnen lassen“.