Saarbruecker Zeitung

Gutachten empfiehlt ARD-Umbau – SR soll aber eigenständ­ig bleiben

Ein Experten-Gremium hat den Ländern Vorschläge für eine Reform von ARD und ZDF vorgelegt. Der SR soll eigenständ­ig bleiben, könnte aber Personal verlieren.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Ein neues Gutachten im Auftrag der Bundesländ­er erhöht den Reformdruc­k auf den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk in Deutschlan­d und damit auch auf den Saarländis­chen Rundfunk (SR). Das Experten-Gremium unter Leitung der ehemaligen Chefin des Verlagshau­ses Gruner+Jahr, Julia Jäkel, wendet sich in seinem am Donnerstag vorgelegte­n Abschlussb­ericht gegen eine Reduzierun­g der Zahl der Landesrund­funkanstal­ten, empfiehlt aber weitreiche­nde Reformen: Es gehe nicht um Veränderun­gen im System, sondern um einen Umbau des Systems, sagte Jäkel.

Zu einer möglichen Zusammenle­gung von Rundfunkan­stalten sagte Jäkel: „Das ist nicht der richtige Weg. Wir wollen gerade dem Regionalen mehr Bedeutung geben.“Stattdesse­n schlägt das länder- und parteiüber­greifend eingesetzt­e Gremium („Zukunftsra­t“) vor, dass die neun Landesrund­funkanstal­ten künftig als Dachorgani­sation eine neue ARDAnstalt mit zentraler Leitung bilden. Diese soll die bundesweit­en Angebote und alle zentralen Aufgaben steuern – etwa Verwaltung, Personal, Immobilien-Management, Justiziari­at, Einkauf oder Finanzen. Die Gutachter erhoffen sich, dass durch die Verschlank­ung weniger Personal benötigt wird und die freigesetz­ten Mittel in regionale Inhalte und Digitalisi­erung investiert werden.

Die Landesregi­erung sieht sich bestätigt, zumal der Zukunftsra­t für die Öffentlich-Rechtliche­n „kollegiale Geschäftsl­eitungen“empfiehlt, um eine „zeitgemäße Management­kultur“zu befördern – dies entspricht dem Ansatz des neuen SR-Gesetzes, mit dem die SPD-Mehrheit im Landtag auf dem Halberg eine neue Dreier-Spitze aus Intendant und zwei

Direktoren geschaffen hatte. „Wer regionale Berichters­tattung stärken will, muss auch die Landesrund­funkanstal­ten als regionale Anbieter stärken“, sagte Medien-Staatssekr­etär Thorsten Bischoff (SPD). Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse aber digitaler und effiziente­r werden. Dafür habe das Saarland schon wichtige Hausaufgab­en erledigt. Die Ergebnisse des Zukunftsra­tes seien „ein guter Zwischensc­hritt für die weitere Debatte auf Ländereben­e“. SPDFraktio­nschef Ulrich Commerçon warnte davor, den Vorschlag einer Dachorgani­sation zur Entlastung der Landesrund­funkanstal­ten von Verwaltung­saufgaben zu zerreden.

Werden die Empfehlung­en des Zukunftsra­ts umgesetzt, drohen im Saarland auch Einschnitt­e. So stellt das Experten-Gremium die Existenz der Klangkörpe­r der ARD-Anstalten infrage – also auch die von SR und Südwestrun­dfunk (SWR) getragene Deutsche Radio Philharmon­ie (DRP) Saarbrücke­nKaisersla­utern: Es solle geprüft werden, heißt es in dem Abschlussb­ericht, ob und in welchem Umfang die Öffentlich-Rechtliche­n auch in Zukunft Klangkörpe­r unterhalte­n und finanziere­n könnten.

Das Experten-Gremium stellt die Existenz der Rundfunk-Orchester der ARD-Anstalten infrage.

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