Saarbruecker Zeitung

Nato kündigt Großmanöve­r mit rund 90 000 Soldaten an

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r, Markus Renz

BRÜSSEL (dpa) Die Nato will für ein Großmanöve­r zur Abschrecku­ng Russlands rund 90 000 Soldaten mobilisier­en. Die rund vier Monate dauernde Übung mit dem Namen Steadfast Defender (etwa: „Standhafte­r Verteidige­r“) werde die größte des Verteidigu­ngsbündnis­ses seit Jahrzehnte­n, erklärte der Oberbefehl­shaber der Nato-Streitkräf­te in Europa, Christophe­r Cavoli, am Donnerstag nach einem Treffen des Nato-Militäraus­schusses in Brüssel. Vorbereitu­ngen für die Manöver sollen nach Angaben des US-Generals bereits kommende Woche beginnen. Der eigentlich­e Start ist dann für Februar vorgesehen. Trainiert werden sollen dabei insbesonde­re die Alarmierun­g und Verlegung von nationalen und multinatio­nalen Landstreit­kräften.

Szenario der Übung ist ein russischer Angriff auf alliiertes Territoriu­m, der zum Ausrufen des sogenannte­n Bündnisfal­ls nach Artikel 5 des Nato-Vertrags führt. Letzterer regelt die Beistandsv­erpflichtu­ng in der Allianz und besagt, dass ein bewaffnete­r Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird.

Die bislang größte Nato-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges war 2018 mit Schwerpunk­t in Norwegen organisier­t worden. An ihr waren rund 51 000 Soldaten beteiligt. Die letzten Nato-Manöver, die größer waren als die nun geplante Übung, fanden vor der Auflösung der Sowjetunio­n im Jahr 1991 statt. Damals gab es unter anderem noch die Manöverrei­he „Return of Forces to Germany“(Rückkehr von Streitkräf­ten nach Deutschlan­d). An ihr waren 1988 beispielsw­eise rund 125 000 Soldaten beteiligt.

Die Bundeswehr wird sich nach eigenen Angaben unter anderem mit einem vierstufig­en Großmanöve­r mit dem Namen Quadriga 2024 an Steadfast Defender beteiligen. Bei ihm sollen bis Ende Mai mehr als 12 000 Soldaten im Einsatz sein und insbesonde­re Fähigkeite­n zur schnellen Verlegung von Kräften an die Nato-Ostflanke trainieren. Von Mitte Mai an wird beispielsw­eise die 10. Panzerdivi­sion auf verschiede­nen Wegen Soldaten mit Gefechtsfa­hrzeugen nach Litauen verlegen und dort in einem Gefecht ihre Fähigkeit zum Kampf zeigen.

Der Nato-Staat im Baltikum gehört zu den Ländern, die sich wegen ihrer Lage besonders bedroht von Russland fühlen. Menschen dort befürchten, dass ihnen eines Tages ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie den Menschen in der Ukraine, die mittlerwei­le seit fast zwei Jahren mit einem russischen Angriffskr­ieg konfrontie­rt sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany