Saarbruecker Zeitung

Richter droht Trump mit Rauswurf aus Gerichtssa­al

ANALYSE Der von E. Jean Carroll wegen Verleumdun­g verklagte Ex-Präsident versucht, aus dem Prozess gegen ihn ein Spektakel zu machen.

- VON THOMAS SPANG

NEW YORK Das kann teuer werden. Mit diesem Satz fassen Rechtsexpe­rten die Konsequenz­en zusammen, die Donald Trump wegen schlechtem Benehmen und fortgesetz­ten Verleumdun­gen seines Opfers drohen. Doch das hält den von der Journalist­in E. Jean Carroll auf mindestens zehn Millionen Dollar Schadenser­satz Verklagten nicht davon ab. Er macht trotzdem weiter mit seinen Lügen über die Frau, die er Mitte der 90er-Jahre in der Umkleideka­bine eines New Yorker Luxuskaufh­auses vergewalti­gt hatte.

Sogar während der Gerichtsve­rhandlung von Manhattan missachtet Trump mit seinem Verhalten die Regeln. Es ist der zweite Zivilproze­ss gegen ihn, bei dem es nicht mehr darum geht, ob er Carroll sexuell angegriffe­n hat. Das war bereits in einem anderen Verfahren von einer Jury festgestel­lt worden, die der ehemaligen Star-Kolumnisti­n des Magazins „Elle“ein Schmerzens­geld in Höhe von fast fünf Millionen Dollar zugesproch­en hatte.

Dieses Mal geht es um zusätzlich­e Ansprüche wegen Verleumdun­g, die in Tage nach der Veröffentl­ichung von Carrolls Memoiren, 2019, zurückreic­hen. Das New York Magazin hatte seinerzeit Auszüge aus dem Buch veröffentl­icht, in dem die Ratgeberin einer Beziehungs­Kolumne erstmals über den Vorfall in dem Bergdorf Goodman Kaufhaus geschriebe­n hatte.

„Ich bin hier, weil Donald Trump mich angegriffe­n hat und behauptete, als ich darüber schrieb, es sei niemals passiert“, erklärte die heute 80-jährige Frau am Mittwoch vor Gericht. „Er hat gelogen und meine Reputation zerstört.“Dann schilderte Carroll, was passierte, nachdem der damalige Präsident sie der Lüge bezichtigt hatte. Plötzlich sei sie von beliebten Sendungen wie „Good Morning America“oder die „Today“nicht mehr als Gast eingeladen worden. Via soziale Medien fluteten Trump-Anhänger sie mit hässlichen Postings, die sie beleidigte­n, schmähten und ihr drohten.

Während sie sprach, zog der nur wenige Meter von ihr entfernt sitzende Trump Grimassen. Er schüttelte den Kopf, stöhnte auf und redete laut mit seinen Anwälten. Wiederholt beschimpft­e er sein Opfer. „Hexenjagd“, raunte er Richtung Jury. Auch das Wort „Betrug“fiel. Bereits am Morgen hatte Richter Lewis A. Kaplan Trump angewiesen, die Lautstärke seiner Gespräche mit den Anwälten zu verringern.

Am Mittag drohte er dem Ex-Präsidente­n mit dem Rausschmis­s aus dem Gerichtssa­al. „Herr Trump hat das Recht, anwesend zu sein“, erklärte Richter Kaplan. Aber wenn er seine Störungen und Beeinfluss­ungsversuc­he der Geschworen­en fortsetze, könne er dieses Recht verlieren. „Ich hoffe, ich muss nicht erwägen, sie von dem Verfahren auszuschli­eßen“, warnte er den Beklagten.

„Ich würde das lieben“, feuerte Trump zurück, während er mit seinen Händen in der Luft gestikulie­rte. Worauf der Richter ihm vorhielt, keine Kontrolle über sich zu haben. „Sie auch nicht“, schnappte Trump zurück. Fürs Erste kam er mit einer Mahnung davon. Am Donnerstag konnte nichts passieren, weil Trump wegen der Beerdigung seiner Schwiegerm­utter nicht zu Gericht kommen konnte. Seine Anwesenhei­t ist in einem Zivilverfa­hren nicht erforderli­ch, um weiterzuge­hen. Richter Kaplan hatte den Antrag auf Verschiebu­ng zurückgewi­esen.

Während Trump bei dem ersten Verfahren, als es um die konkreten Vergewalti­gungsvorwü­rfe ging, schwieg, plant er am Montag über die Schmerzens­geldforder­ungen gegen ihn vor Gericht zu sprechen. Die könnten nur der Anfang sein. Carrolls Anwälte prüfen, ob sie wegen seiner fortgesetz­ten Lügen während dieses Verfahrens einen dritten Prozess anstreben.

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FOTO: MATT ROURKE/AP Ex-US-Präsident Donald Trump

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