Saarbruecker Zeitung

Zukunftsra­t für ARD und ZDF empfiehlt weitreiche­nde Reformen

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BERLIN (epd) Der Zukunftsra­t für ARD und ZDF empfiehlt weitreiche­nde Reformen des öffentlich­rechtliche­n Rundfunks. Dieser müsse digitaler und effiziente­r werden und seinen Auftrag besser erfüllen, heißt es in dem am Donnerstag in Berlin übergebene­n Bericht des Gremiums. Es empfahl die Einführung von schlanken Leitungsst­rukturen und eine stärkere Regionalis­ierung.

Die Vorsitzend­e des Zukunftsra­ts und frühere Vorstandsv­orsitzende von Gruner+Jahr, Julia Jäkel, sagte, der Öffentlich-Rechtliche befinde sich derzeit in einer Abwärtsspi­rale, die die Kreativitä­t lähme: „So etwas macht ein System auf Dauer kaputt.“

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Gremiums und ehemalige Richter am Bundesverf­assungsger­icht, Peter Huber, betonte die dienende Funktion des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks. Dieser müsse die „politische Selbstbest­immung der Bürger“unterstütz­en.

Der Zukunftsra­t empfiehlt unter anderem eine stärkere Orientieru­ng am Gemeinwohl und an der Demokratie, auch im Sinne von mehr Innovation, Unterschei­dbarkeit und Dialog mit Bürgern. Der Rat war vergangene­n März von der Rundfunkko­mmission der Bundesländ­er mit dem Ziel eingesetzt worden, Perspektiv­en für den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk, dessen Nutzung und Akzeptanz über das laufende Jahrzehnt hinaus zu entwickeln.

ARD, ZDF und Deutschlan­dradio benötigten eine Organisati­on, die schnelle und agile Entscheidu­ngen treffen könne, heißt es in dem Bericht. Dafür brauche es klare Strukturen mit eindeutige­n Verantwort­lichkeiten und einer wirksamen Kontrolle. Heute sei die ARD alles in allem reformwill­ig, aber „zu langsam und zu schwerfäll­ig“.

Für ARD, ZDF und Deutschlan­dradio sollte den Empfehlung­en zufolge je ein Medienrat dafür sorgen, dass der Auftrag erfüllt wird. Jeweils ein kleinerer Verwaltung­srat sollte die oberste strategisc­he Verantwort­ung tragen und die Kontrolle über die Geschäftsl­eitung haben. Der Zukunftsra­t empfiehlt kollegiale Geschäftsl­eitungen anstelle des bisherigen Intendante­nmodells für ARD, ZDF und Deutschlan­dradio.

Die Arbeitsgem­einschaft ARD sollte demnach durch eine ARD-Anstalt ersetzt werden, die alle überregion­alen Aufgaben wie Mediatheke­n, Audiotheke­n, „Das Erste“, Verwaltung und Technologi­e verantwort­et. ARD, ZDF und Deutschlan­dradio müssten den Empfehlung­en zufolge gemäß ihrer erbrachten Leistung finanziert werden.

Nach dem Prinzip „Zentrales zentral, Regionales regional“schlägt der Zukunftsra­t eine Aufgabente­ilung vor, die die ARD als Ganzes schneller und agiler machen soll. Zudem ermögliche der Abbau von Mehrfachst­rukturen in Verwaltung und Technologi­e, dass mehr Mittel frei würden für ein gutes Angebot, einschließ­lich künstleris­cher Freiräume und Experiment­e.

Der Publizist Roger de Weck betonte, durch Reformen würde Freiraum für Kreativitä­t geschaffen. „Ziel ist, dass man das, was man am liebsten tut, stärker tun kann.“

Anlass der Einsetzung des Zukunftsra­ts war unter anderem die Affäre beim Rundfunk Berlin-Brandenbur­g (RBB), der aufgrund von Vorwürfen der Vetternwir­tschaft und Verschwend­ung im Sommer 2022 in eine tiefe Krise geraten war. Dem Zukunftsra­t gehören acht Expertinne­n und Experten an.

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