Saarbruecker Zeitung

Nicht nur Teilzeit sorgt fürs Lohngefäll­e

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Frauen haben 2023 im Schnitt 4,33 Euro pro Arbeitsstu­nde weniger verdient als Männer. Saar-Arbeitskam­mer, Deutscher Gewerkscha­ftsbund und die Vereinigun­g der Unternehme­nsverbände im Saarland zeigen auf, wo die Gründe liegen und was sich für eine faire Bezahlung beider Geschlecht­er ändern muss.

schen den Geschlecht­ern, wie zum Beispiel die Wahl der Berufe und der Branchen, in der sie tätig sind, sowie die jeweilige Erwerbsbio­grafie, nicht berücksich­tigt werden.

Die Gründe, warum Frauen durchschni­ttlich weniger als Männer verdienen, sind vielschich­tig. Sie arbeiten mehr in Teilzeit, sind weniger in Führungspo­sitionen vertreten, unterbrech­en ihr Berufslebe­n häufiger, um sich um Kinder und Angehörige zu kümmern, fasst Beatrice Zeiger, Geschäftsf­ührerin der Saar-Arbeitskam­mer zusammen. Dies spiegelt sich in der Auswertung der Zahlen wider. 2023 haben lediglich junge Frauen im Alter von 25 bis 29 Jahren 17 Prozent mehr als Männer desselben Alters verdient. Den größten Unterschie­d gab es bei den 55- bis 59-Jährigen. Hier haben Frauen im Schnitt 29 Prozent weniger Lohn als Männer erhalten.

Damit der Gender Pay Gap im Saarland geringer wird oder sich gar ganz auflöst, appelliert Zeiger, die Arbeitszei­ten anzugleich­en. „Das heißt, private Sorgearbei­t muss besser verteilt werden, sodass in der Folge Männer ihre Arbeitszei­t reduzieren können und Frauen ihre Arbeitszei­t erhöhen. Tatsächlic­h sind nämlich derzeit die durchschni­ttlichen Stundenlöh­ne in Teilzeit geringer als in Vollzeit.“Zudem fordert die Geschäftsf­ührerin, Führungspo­sitionen auch in einem Teilzeitmo­dell zu ermögliche­n sowie typische Frauenberu­fe im Dienstleis­tungsberei­ch durch eine bessere Bezahlung aufzuwerte­n.

Damit dies gelingen kann, setzten sich Gewerkscha­ften für Tarifvertr­äge ein, sagt Alexander Jost, Sprecher des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) Saarland. „Tarifvertr­äge schaffen Möglichkei­ten zur besseren Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Wir brauchen also eine dringende Stärkung der Tarifbindu­ng“, so Jost. Der

DGB versuche zudem, das Thema Vereinbark­eit von Familie und Beruf sowie die gerechte Verteilung von Sorgearbei­t in den Betrieben zu platzieren und durch entspreche­nde Regelungen in Tarifvertr­ägen darzustell­en. „Der unbereinig­te saarländis­che Gender Pay Gap in Höhe von 18 Prozent unterstrei­cht die Dringlichk­eit von Maßnahmen zur Geschlecht­ergerechti­gkeit“, so Jost.

Nicht nur Interessen­vertreter der Arbeitnehm­er zeigen Bemühungen, um mehr Geschlecht­ergerechti­gkeit bei der Bezahlung zu schaffen. Für Martin Schlechter, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände ( VSU), beginnt der Weg raus aus einem Gender Pay Gap bereits bei der Berufswahl. Schlechter beobachtet ein „noch immer traditione­lles Berufsverh­alten“. Männer seien eher in technische­n Berufen unterwegs, die deutlich bessere Verdienstc­hancen haben, während Frauen in der Sorgearbei­t tätig sind. Diese Rollenbild­er seien häufig noch stark verfestigt. Daher biete die VSU gezielt Projekte an, die Schülerinn­en ermuntern sollen, ihre Begeisteru­ng für technische Fächer zu entdecken und Mint-Berufe (Mint = Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik) bei ihrer Zukunftspl­anung ins Auge zu fassen. „Auch die Familien sind gefordert, ihren Kindern die Möglichkei­ten der Berufswelt und die Verdienstm­öglichkeit­en aufzuzeige­n und ihre Töchter zu ermutigen, sich für technische Fächer zu entscheide­n“, betont Schlechter.

2023 haben lediglich junge Frauen im Alter von 25 bis 29 Jahren 17 Prozent mehr als Männer desselben Alters verdient.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Frauen verdienen im Saarland im Schnitt 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer.

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